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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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Überraschungen so schätzt», sagte Bertha vorsichtig.
Irgendetwas an diesem Louvain machte ihr Sorgen.
    Cora dachte an den Vorfall in der
Kapelle. Vielleicht hatte Bertha recht. Und doch widerstrebte es ihr, ihrem
Mann zu sagen, was sie machte. Die Vorstellung, er wäre mit ihr im Studio, war
ihr unangenehm. Und natürlich war dieses Bild etwas ganz anderes als der
Rubens.
    «Ich denke, er wird sich über ein
Porträt der Frau, in die er sich verliebt hat, freuen», sagte Cora entschieden.
    «Louvain sagt, er kann nicht
arbeiten, wenn die Meinungen anderer Leute ihn behindern. Er sagt, wenn man
etwas ganz Genaues möchte, muss man eine Fotografie machen lassen.»
    Bertha fand, dass Louvain eine
Möglichkeit gefunden hatte, unbegrenzt Zeit mit schönen Frauen zu verbringen,
ohne deren Ehemänner, und noch dafür bezahlt zu werden.
    Cora war erfreut, als Charlotte ihr an
diesem Nachmittag ihre Karte bringen ließ. Sie wollte mit Charlotte über das
Fest sprechen. Es sollte unbedingt elegant werden, und sie brauchte Charlottes
Rat. Sie bewunderte ihren Geschmack; Mrs. Wyndham hatte sich sehr bewährt, aber
Charlotte hatte Stil.
    Zu Coras Erleichterung gefielen
Charlotte all ihre Pläne.
    «Aber seien Sie so klug und machen
Sie keine zu große, ernste Sache draus, Cora. London braucht nicht noch mehr
Veranstaltungen von hohem Anspruch.»
    «Ich möchte Ivo das Porträt
schenken. Ich dachte, es sollte einen Anlass geben.»
    Charlotte lächelte listig. «Und es
schadet ja nicht, der Welt zu zeigen, dass Louvain Sie als Modell für sein
letztes Porträt gewählt hat.»
    Cora errötete. «Nun, so kann man es
vermutlich sehen. Aber bitte sagen Sie es niemandem.»
    Charlotte beugte sich vor. «Und wie
gefällt Ihnen Louvain? War er schrecklich streng mit Ihnen?»
    Cora
hantierte mit dem Teegeschirr. «Er weiß jedenfalls sehr genau, was er will. Es
ist nicht leicht, sich zu behaupten.» Zu ihrer Erleichterung kam in diesem
Augenblick Sybil herein, offensichtlich froh, ihrer Stiefmutter entkommen zu
sein. Wenn Sybil das Leben unter Herzogin Fanny wieder einmal besonders
schwierig fand, ließ sie sich in letzter Zeit gern von Cora trösten.
    Charlotte war Sybil gegenüber
weniger herzlich. Sie hörte sich ihre Klagen ein paar Minuten lang an und sagte dann leicht ungeduldig: «Aber wenn
Tante Fanny Ihr Leben so verdrießlich macht, warum heiraten Sie dann nicht? Sie
müssen doch eine Menge Anträge erhalten haben.»
    Sybil wirkte getroffen, und als Cora
ihren Gesichtsausdruck sah, sprang sie ihr bei. «Du musst mit mir nach Lulworth
kommen, Sybil, ich hätte so gern Gesellschaft, und wer weiß, vielleicht gelingt es uns
ja, noch mehr Gesellschaft zu bekommen.» Sie blickte Sybil bedeutsam an, die
nun wieder ein Lächeln zustande brachte.
Sie wusste, dass Cora auf Reggie Greatorex anspielte, der es
bisher versäumt hatte, ihr einen Antrag zu machen. Charlotte, die an
Eheanbahnungsgesprächen kein Interesse hatte, entschuldigte sich und
ging. Nachdem sie weg war, seufzte Sybil. «Charlotte ist großartig, nicht?
Aber findest du sie nicht auch ein kleines bisschen furchteinflößend?»
    Cora überlegte einen Augenblick.
«Weißt du, am Anfang dachte ich das auch, aber sie war mir gegenüber dann ganz
reizend. Ich würde sogar sagen, dass sie außer dir meine einzige Freundin ist
hier in England.»
    Sybil antwortete nicht.
    Als Cora Ivo erzählte, dass sie ein
Fest geben wollte, ehe sie – wie sie es ausdrückte – unanständig aussah, war er
zu ihrer Überraschung begeistert.
    «Du möchtest also zur Gastgeberin
werden? Das freut mich. Es gibt ein paar Leute, die ich gern bei dem Fest sehen
würde.»
    Die Liste, die Ivo ihr beim
Frühstück gab, erstaunte Cora. Es standen
lauter Politiker darauf, viele von ihnen waren zwar adelig, aber Politiker
waren sie trotzdem. Zu Hause gehörten Politiker in dieselbe Kategorie wie
Schauspielerinnen, ein unvermeidbarer Bestandteil des Lebens, aber nichts für
den Salon.
    «Ivo, soll ich wirklich all diese
Politiker einladen? Ich möchte nicht, dass mein erstes Fest langweilig wird.»
Cora sagte es leichthin, aber Ivo antwortete in seinem ruhigsten, drohendsten
Tonfall. «Du hältst Politiker also für langweilig, Cora?»
    «Ich halte sie einfach nicht für die
idealen Gäste», wehrte sich Cora.
    Ivo wandte sich ihr zu. «Kommt es
dir nicht in den Sinn, dass ich vielleicht meine Gründe habe?»
    Cora sah ihn aufgebracht an. Sie
hasste es, wenn Ivo plötzlich und ohne Vorwarnung so ernst

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