Daisy Goodwin
sie konnte nicht anders, als sich ihm zuzuwenden, als
er ihren Hals und ihre Brust küsste. Sie war erleichtert, dass er sie immer
noch so drängend begehrte. Er begann, ihre Röcke hochzuschieben.
«O Ivo, meinst du nicht, wir sollten
... Was ist mit dem Baby?»
Aber Ivo küsste sie weiter, und mehr
Widerstand hatte sie nicht aufzubieten. Er schob ihre Unterröcke beiseite und
drang gleich in sie ein. Sie war überrascht, wie wenig sich ihre Wut von vorhin
von dem unterschied, was sie jetzt fühlte; beide Empfindungen waren gleich
leidenschaftlich und verzehrend. Als ihr Körper sich vor Lust zusammenzog,
schlug sie die Augen auf und sah Ivo an. Er guckte ernst und konzentriert; war
er noch ärgerlich? Aber sie ließ den Gedanken fallen, als ihr Körper erbebte
und dann ganz erfüllt zur Ruhe kam.
Am folgenden Tag war sie in Louvains Studio, ausgestreckt
auf der Chaiselongue, und Bertha saß in ihrer üblichen Ecke. Louvain hatte kaum
mit ihr gesprochen, als sie hereingekommen war, aber als er sie ansah,
bemerkte sie, dass seine blauen Augen vor Eifer glänzten. Er arbeitete sehr schnell,
fast zuckte der Pinsel über die Leinwand.
«Gute Nachrichten, Herzogin, dies
ist unsere letzte Sitzung. Das Bild wird nächste Woche fertig sein.»
Cora verspürte einen kleinen Stich
der Enttäuschung. Sie genoss die Stunden im Studio inzwischen, sie sah Louvain gerne zu, wenn er so konzentriert
arbeitete. Sie wusste, dass es Momente gab, in denen sie für ihn nur noch als
Ansammlung von Flächen und Farben existierte. Aber das machte ihr nichts aus,
sie empfand es als reizvoll.
«Lassen Sie es mich einmal sehen,
Mr. Louvain?»
«Noch nicht, noch nicht. Aber ich
kann Ihnen sagen, dass ich sehr glücklich damit bin.»
Als sie das Studio zum letzten Mal
verließ, fiel Cora im Flur ihr Taschentuch herunter. Als sie sich bückte, um es
aufzuheben, war ganz dicht vor ihren Augen das Gesicht einer der Kurtisanen,
die Utamaro gezeichnet hatte – verzerrt vor Lust.
KAPITEL 20
Das Porträt
Cora hatte nur hundert Karten verschickt
für das Fest, aber bis zum Tag dieses Ereignisses hatte sie so viele neue
Freunde gewonnen, dass sich die Zahl der Gäste mindestens verdreifacht hatte.
Mrs. Wyndham, die ihre Bekanntschaft mit der neuen amerikanischen Herzogin
allseits sehr betont hatte, fand sich plötzlich von genau den Leuten umgeben,
die nach dem Tod ihres Mannes vollständig aus ihrem Leben verschwunden waren.
Einige Frauen hätten diese Gelegenheit genutzt, um sich an denen, die sie
gekränkt hatten, zu rächen, aber Mrs. Wyndham war dafür viel zu pragmatisch.
Sie wusste, dass sich die Menschen im Allgemeinen nur so gut benahmen wie
unbedingt nötig, und so war sie bemerkenswert unparteiisch bei den
Empfehlungen, die sie der Herzogin gegenüber aussprach, und schlug nur jene
vor, von denen sie wirklich glaubte, dass sie zu einem gelungenen Abend
beitragen würden.
Zu jedem,
der gerne eingeladen werden wollte, sagte sie dasselbe. «Die Herzogin wünscht,
dass es eine kleine Runde wird, damit sie die Möglichkeit hat, sich auch
wirklich mit den Gästen zu unterhalten. Ich bin sicher, dass die Herzogin Sie
sehr gerne kennenlernen würde. Sie hat zu mir gesagt, 'Liebe Mrs. Wyndham,
helfen Sie mir, auf dem kürzesten Weg die Londoner Gesellschaft kennenzulernen,
und bringen Sie mir die Besten und Vielversprechendsten.' Ich weiß, dass
ihr sehr daran liegt, hier in London wirkliche Freunde zu finden.
Sie ist ein äußerst liebenswürdiges Mädchen, so ungekünstelt und dem Herzog
ganz ergeben. Und großzügig, du meine Güte. Als sie bemerkte, wie schäbig meine
Stola inzwischen ist, hat sie mir diesen wunderbaren Zobel geschenkt. Geld
bedeutet ihr natürlich nichts, wissen Sie, sie ist die reichste Erbin ihrer
Generation. In den New Yorker Zeitungen wird sie als amerikanische Prinzessin
bezeichnet, und ich muss sagen, ihr Benehmen wäre selbst in Windsor angemessen.
Nicht einmal Herzogin Fanny findet an ihr etwas auszusetzen.»
Mrs.
Wyndham fand, dass Cora heute Abend sehr prinzessinnenhaft aussah. Sie trug
ein rosa-weiß gestreiftes Seidenkleid mit riesigen Schleifen auf den Schultern
und an der Taille. Auf dem Kopf trug sie ein Diadem mit Sternen aus Diamanten
und um den Hals die schwarzen Perlen. Die voluminösen Schultern lenkten den
Blick von der fülliger werdenden Taille ab. Nur die Frauen, die genau schauten
– und es würden Frauen sein –, könnten vermuten, dass sie in anderen Umständen
war. Cora und der Herzog
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