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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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Mund war leicht geöffnet, und die Wangen waren
gerötet. Bertha, die ihre Herrin in Venedig oft so gesehen hatte, war erstaunt,
wie genau das Bild sie traf. Fast spürte man Hitze von der Leinwand ausgehen,
von den Braun- und Umbratönen, die Louvain für das Haar verwendet hatte. Coras
grüngraue Augen wirkten
unkonzentriert, die Pupillen geweitet. Bertha spürte fast wieder Coras weiche
rote Lippen; Cora hatte sich so verändert, seit sie ihre Zofe gebeten hatte,
ihr zu zeigen, wie man küsste, aber dieses Gemälde schaffte es, sowohl etwas
von der Unschuld jener Tage zu zeigen als auch die Frau, die sie jetzt war. Es
war das Porträt einer Frau, die Befriedigung suchte.
    Louvain beobachtete sie lächelnd,
wobei seine kleinen weißen Zähne zu sehen waren.
    «Und? Was
denken Sie?»
    «Es sieht ihr sehr ähnlich, Sir. Ich
glaube, es wird Miss Cora gefallen.» Das konnte sie ehrlich sagen; ihrer Herrin
würde es gefallen, da war sie sicher, aber ob es dem Herzog genauso gehen
würde?
    «Und Ihnen? Gefällt Ihnen das
Bild?», fragte er noch einmal.
    «Darum geht es ja nicht, oder?»
Bertha sah ihm in die Augen.
    «Warum
nicht?»
    «Weil Sie
es nicht für mich gemalt haben. Sie haben es für sie gemacht, und ich denke,
ihr wird gefallen, was Sie gemalt haben.»
    Louvain sah sie aus
zusammengekniffenen Augen an. «Wissen Sie, ich würde Sie gerne malen, Bertha.
Sie haben so schöne Haut, das wäre eine Herausforderung.»
    «Ich denke
nicht, dass das richtig wäre, Sir, und außerdem würde mein Verlobter das nicht
mögen.» Sie wusste, was für eine Art Bild Louvain sich vorstellte, und sie
hatte nicht die Absicht, ihre Kleider auszuziehen.
    «Sind Sie sicher, Bertha? Da oben
sind jede Menge Frauen, die viel darum geben würden, von mir gemalt zu werden.
Würde es Ihnen nicht gefallen, neben einer Herzo gin zu hängen?» Er war auf
sie zugekommen und strich ihr über die Wange, aber Bertha hatte es
vorausgesehen und trat rechtzeitig einen Schritt zur Seite, um sich das Bild
von nahem anzusehen.
    «Ich glaube
nicht, dass die Frauen, die Sie malen, allzu glücklich darüber wären, wenn Sie
anfingen, auch ihre Zofen zu malen», sagte sie.
    «Vermutlich nicht, aber niemand
schreibt mir vor, was ich zu malen habe und was nicht», sagte Louvain, ohne zu
zögern.
    Sie sah ihn so ausdruckslos wie
möglich an und dachte, dass ihr auch niemand vorschreiben konnte, sich malen zu
lassen. Er verstand die Bedeutung ihres Schweigens und lächelte.
    «Ist Ihnen klar, dass Sie die erste
Frau sind, die mich abweist?»
    «Wir müssen
alle lernen, mit Enttäuschungen umzugehen, Sir.» Bertha deutete einen Knicks
an. Sie musste sofort Miss Cora finden. «Wenn Sie mich entschuldigen, Sir.»
    «Laufen Sie nur davon. Sie werden es
eines Tages bereuen.» Louvain entließ sie mit wedelndem Arm.
    Bertha ging hinaus in die Halle mit
dem schwarzweiß gewürfelten Boden. Immer noch strömten Gäste herein, gaben ihre
Mäntel und Pelze den Mädchen an der Tür und gingen die breite geschwungene
Treppe hinauf, an deren Ende Cora stand. Bertha überlegte, wie sie unauffällig
zu ihrer Herrin gelangen konnte. Es wäre einfacher gewesen, wenn sie eine
Uniform trüge, aber als Zofe trug sie weder Haube noch Schürze. Doch zu ihrer
Überraschung wurde sie nur angesehen, mehr nicht, als sie die Treppe hinaufging.
Zu Hause wäre es undenkbar gewesen, dass eine farbige Zofe durch eine Menge
Weißer geht, ohne von allen missbilligend angestarrt zu werden.
Die meisten Menschen in diesem Land bemerkten kaum, dass sie farbig war. Den
Engländern ging es eher um die Gesellschaftsklassen, sie sahen diejenigen
einfach nicht, die nicht zu ihrer Welt gehörten. Bertha fragte sich, was ihr
weniger gefiel: wegen ihrer Hautfarbe bemerkt zu werden oder wegen ihrer gesellschaftlichen
Klasse ignoriert zu werden. Aber in diesem Moment kam es ihr gelegen,
unsichtbar zu sein. Sie wartete, bis Cora eine ältere Dame, die abgewetzte
Straußenfedern im Haar trug, begrüßt hatte, und dann ihre beiden linkischen
Töchter, deren Handschuhe schmutzig waren, wie Bertha nicht umhinkonnte zu
bemerken. Diese Familie brauchte dringend eine neue Zofe – oder vielleicht
machte es ihnen nichts aus. Englische Damen, das war ihr aufgefallen, waren da
nicht so heikel wie die Amerikanerinnen. Miss Cora würde eher zu Hause
bleiben, als schmutzige Handschuhe zu tragen. Aber schließlich ging die
schmuddelige Familie weiter, und Bertha schlich zu ihrer Herrin.
    «Miss Cora», sagte sie leise,

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