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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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einem
amerikanischen Mund verschwand, aus Cashs feinstem Mehl gemacht war. Ein
anderer Mann sagte, dass die Familie Cash sämtliche Mahlzeiten von goldenen
Tellern aß und dass in ihrem Haus in Newport sogar die Bediensteten Badezimmer
hatten. Es wurde viel über die Zahlungen geredet, die die Herzogin erhielt.
Eine Gräfin hatte aus sicherer Quelle gehört, dass sie jedes Jahr eine halbe
Million bekam. Auf diese Bemerkung schwiegen die Zuhörer und versuchten zu
überschlagen, wie viele Nullen eine Million hatte. Man war sich einig, dass die
Wiederbelebung von Häusern wie Lulworth die beste Verwendung war für
amerikanisches Geld, und man drückte generell Erleichterung darüber aus, dass
die neue Herzogin eine Frau mit Geschmack zu sein schien. Ihr Kleid wurde viel
bewundert, nachdem man herausgefunden hatte, dass es von Worth stammte, und
befriedigt stellte man fest, dass ihre Juwelen zwar schön, aber nicht
überwältigend waren. Die Anwesenheit von Mrs. Stanley löste in Anbetracht
ihrer früheren Freundschaft mit dem Herzog Erstaunen aus, aber man fand doch,
dass es eine elegante Geste der Herzogin war, sie einzuladen. Die etwas
frivoler gesinnten Gäste waren von der Gegenwart des Premierministers
und des Außenministers etwas verwirrt – hatte die Herzogin vor, ein
politisches Haus zu führen? Das wäre nun wirklich zu langweilig, denn es gab
schon zu viele ernsthafte Gastgeberinnen in London und nicht annähernd genug
Amüsement. Mr. Stebbings, der gehofft hatte, mit der Herzogin unter vier Augen
über sein Werk sprechen zu können, war enttäuscht, sie von Banausen bedrängt zu
sehen, aber er wurde damit belohnt, Das gelbe Buch auf einem der kleinen Tischchen liegen
zu sehen. Er hatte es zur Hand genommen und erfreut festgestellt, dass es sich
von selbst auf der Seite öffnete, auf der sein Gedicht «Stella Maris» stand,
und als er es durchlas, empfand er das übliche überraschte Kribbeln angesichts
seiner eigenen Ausdruckskraft. Die vorherrschende Zufriedenheit wurde noch
pikanter dadurch, dass eine bedeutende Anzahl von Leuten nicht eingeladen
worden war. Nicht einmal jene, die den Vorstoß der Amerikaner in die englische
Gesellschaft noch kürzlich als unverfroren verurteilt hatten, fanden Grund zur
Kritik. Auch die Tatsache, dass die Soiree zu einer so ungewöhnlichen Zeit des
Jahres stattfand, wurde eher als willkommen denn als frevlerisch betrachtet.
Nur Charlotte Beauchamp wirkte unruhig, ihr Blick wanderte ständig zur Tür.
Einige der weniger großmütigen Gäste führten ihre mangelnde Gelassenheit
darauf zurück, dass sie sich im Haus einer Frau befand, die mit ihr darum
konkurrierte, die modischste Frau Londons zu sein. Charlotte Beauchamp war
vielleicht die Schönere – dieses griechische Profil war beispiellos –, aber die
neue Herzogin hatte ein so strahlendes Lächeln.
    Sir Odo allerdings dachte nicht,
dass seine Frau wegen der Anwesenheit einer Rivalin unruhig war. Er wusste,
dass Charlotte sich nie gestatten würde, eine derartige Schwäche zu zeigen. «Du
bist heute Abend die schönste Frau im Raum, meine Liebe.»
    Sie sah ihn
überrascht an. «Ein Kompliment, Odo?»
    «Nein, ich spreche nur eine Tatsache aus.
Warum guckst du immer zur Tür?», fragte er.
    «Ich hoffe, Louvain zu erwischen,
ehe er von den ganzen Möchtegernmodellen umringt wird.»
    «Bist du
denn sicher, dass er kommt?», fragte Odo.
    «O ja, er
hat mir gesagt, er kommt ...» Charlotte unterbrach sich, sie hatte zu spät
gemerkt, dass sie sich verraten hatte.
    «Hast du irgendetwas vor?» Odo sah
sie prüfend an. «Es ist wirklich böse von dir, das allein zu tun, Charlotte. Du
weißt doch, wie viel Freude mir unsere kleinen Spielchen machen.»
    Charlotte zupfte an ihrem Handschuh
und glättete das Ziegenleder über ihren Fingerknöcheln. «Aber ich wollte dich
überraschen», sagte sie und streckte die Finger aus. «Ich wollte die Genugtuung
haben, dein Gesicht zu sehen, wenn du feststellst, wie raffiniert ich
vorgegangen bin.»
    «Wirklich?» Odo nahm ihre Hand in
seine und schloss die Finger um ihre behandschuhte Faust.
    «Ich hoffe, wir verstehen uns,
Charlotte. Ich hoffe, wir sind auf derselben Seite.»
    Sie wollte
sich von ihm entfernen, aber er hielt sie fest. «Tu das nicht, du zerknitterst
meinen Handschuh. Lady Tavistock sieht schon her, du möchtest doch nicht, dass
sie denkt, wir hätten Streit, oder?»
    Odo ließ
ihre Hand los und Charlotte schüttelte sie. Und dann gingen die beiden, als
hätten sie

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