Daisy Goodwin
Coup!»
Und dann, als sie sein Gesicht sah,
kicherte sie und wandte sich Cora zu. «Oh, meine Liebe, sollte es eine Überraschung
sein? Was für ein Dummkopf ich doch bin.» Sie blickte das Paar neugierig an.
Cora war einen Moment wie erstarrt,
aber dann sammelte sie sich. «Aber nein, Lady Tavistock. Ich wollte es ihm gerade
zeigen.» Und um deutlich zu machen, dass sie sich nicht einschüchtern ließ, gab
sie dem Butler ein Zeichen. Clewes, lassen Sie das Bild doch bitte
hochbringen.»
Lady
Tavistock sagte: «Anwesend zu sein, wenn ein Louvain enthüllt wird, wie
aufregend! Ihre Frau ist so originell, Herzog.»
Ivo nickte stumm. Er blickte auf den
Gegenstand, den zwei Diener in den Salon trugen und auf Coras Geheiß vor ihm
niedersetzten. Das Bild, das auf einer Staffelei stand, war von einem schweren
roten Samttuch bedeckt.
Cora
zitterte vor Aufregung. Sie musste sich zusammenreißen, um das Tuch nicht
herunterzureißen. Stattdessen winkte sie Louvain herbei, der zu ihrer Linken
mit Charlotte Beauchamp zusammenstand. Der Maler näherte sich dem Bild und ließ
seine Hand dann über der Abdeckung schweben. Cora wandte sich an ihren Mann. «Soll
Mr. Louvain die Ehre haben, Ivo? Oder möchtest du der Erste sein?» Sie legte
ihm eine Hand auf den Arm und sah ihn bittend an.
Ivo antwortete nicht, bedeutete dem
Maler aber mit einer Handbewegung fortzufahren. Im Salon wurde es still.
Louvain zog
den leuchtend roten Samt mit einer ausholenden Geste herunter und ließ ihn auf
den Boden fallen, wo er aussah wie eine Pfütze aus Blut.
Der ganze Raum schien nach Luft zu
schnappen. Von dort, wo sie stand, konnte Cora kaum etwas sehen. Sie kniff die
Augen zusammen, aber alles, was sie erkennen konnte, war der Bogen ihrer
braunen Haare. Sie musste viel näher herangehen. Bertha hatte recht gehabt, sie
hätte sich das Bild vorher ansehen sollen, um besser gewappnet zu sein. Es
würde lächerlich wirken, wenn sie es jetzt länger anstarrte. In ihrem
Bestreben, das Bild besser sehen zu können, hatte sie Ivo ganz vergessen, aber
dann hörte sie seine Stimme, ruhig, aber deutlich. Sie durchbrach die Stille,
die seit der Enthüllung des Porträts im Raum herrschte.
«Ich darf Ihnen gratulieren, Mr.
Louvain, zu der Ähnlichkeit. Und was für eine erfrischende Pose. Für förmliche
Porträts ist später noch Zeit, aber Sie haben die Frau eingefangen, nicht
ihren Titel.» Cora versuchte verzweifelt zu sehen, was Ivo meinte, ohne die
Augen zu verdrehen.
«Es war ein Vergnügen, die Herzogin
zu malen.» Louvain deutete mit dem Kopf in Coras Richtung. Im Salon unterhielt
man sich nun wieder, und die Gäste strömten nach vorn, um das Bild richtig
sehen zu können. Cora entspannte sich ein wenig. Das Porträt war ein Erfolg.
Sie wollte gerade selbst einen genaueren Blick darauf werfen, als sie Ivos Hand
auf ihrem Arm spürte. Er sprach sehr ruhig. «Darüber reden wir später.»
Cora sah ihn überrascht an. «Warum,
stimmt etwas nicht?» Sie spürte wieder diesen salzigen Gallegeschmack in sich
aufsteigen, als sie sein angespanntes Gesicht sah. Er wollte gerade antworten,
da tauchte Charlotte Beauchamp vor ihnen auf. «Ich bin wirklich neidisch, Cora,
Ihr Porträt ist eine Sensation. Louvain hat sich selbst übertroffen. Es ist
erstaunlich, was ein Maler sieht.» Sie lächelte Cora warm zu und sah dann zu
Ivo auf. «Und was halten Sie von dieser Überraschung?» Sie hob eine Augenbraue.
Cora hielt den Atem an.
«Es ist ein bemerkenswertes Bild.
Wenn ich nicht irre, sind Sie dafür verantwortlich, die beiden miteinander bekannt
gemacht zu haben, Lady Beauchamp?» Die Schärfe in seiner Stimme war nicht zu
überhören, aber Charlotte zuckte nicht mit der Wimper.
«Ich habe Ihre Frau und Louvain nur
im selben Raum versammelt, das war alles. Was danach geschehen ist, fand
zwischen den beiden statt.» Sie deutete auf das Porträt und lächelte.
Cora sagte
fröhlich: «Charlotte hat mir so geholfen, Ivo. Ich weiß nicht, was ich ohne sie
hätte machen sollen.» Sie legte ihre Hand auf Charlottes Arm, um dem eben
Gesagten Nachdruck zu verleihen. Ivo sah sie beide mit ausdruckslosem Gesicht
an. Dann lächelte er, nicht besonders warmherzig, aber doch so, dass Coras
Sorge schwand. Einen Moment lang hatte Cora gedacht, er würde mit Charlotte
streiten. Jetzt zog er sie weg. Sie wunderte sich, wem er so dringend
ausweichen wollte, und dann verstand sie es. Herzogin Fanny inspizierte das
Bild.
Aber sie waren nicht schnell genug.
Herzogin
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