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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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ihrem
Schlafzimmer umher und zog an der Kette, die um ihren Hals lag. Die Schließe
hatte sich in ihrem Haar verfangen, und sie wollte sie verzweifelt loswerden.
Sie zog ein letztes Mal daran, und die Kette riss, und die Diamanten verteilten
sich im ganzen Raum. Bertha öffnete die Tür, und Cora schrie sie an: «Wo warst
du denn? Schau, was passiert ist, ich habe sie allein nicht abbekommen.»
    Bertha begann die funkelnden Steine
aufzusammeln. «Keine Sorge, Miss Cora, das lässt sich bestimmt wieder reparieren.»
    «Oh, lass doch, hilf mir lieber aus
diesem verteufelten Kleid.» Wütend zerrte und zog Cora an ihrem
Goldbrokatkleid. Bertha stand langsam auf, ihre Bewegungen waren vorwurfsvoll.
Sie legte die Juwelen klirrend auf den Frisiertisch und nahm sich Zeit, sie zu
einem ordentlichen Haufen zusammenzuschieben.
    Cora kreischte vor Ungeduld. Sie
hatte das Gefühl, Ameisen würden über ihren ganzen Körper krabbeln. Aber als
Bertha schließlich ihr Korsett lockerte, fühlte sich ihre Haut kalt und feucht
an. Sie betrachtete sich im Spiegel. Auf ihren Wangen waren zwei rote Flecken,
aber ihre Lippen waren blass. Sie zitterte. Die Hitze und der Ärger, die sie
noch vor wenigen Minuten überwältigt hatten, waren jetzt verschwunden; ihr war
kalt, und sie fühlte sich erschöpft. Sie wollte sich hinlegen, die Augen
schließen und alles vergessen, was gerade passiert war. Sie dachte an den Prinzen,
der sie behutsam durch den Garten geführt und ihr erzählt hatte, wie er
Blondin auf einem Seil die Niagarafälle hatte überqueren sehen. «So ein kleiner
Mann, ich dachte, die Gischt weht ihn davon. Ich gebe zu, ich musste immer
wieder die Augen schließen.» Dann war der Prinz stehen ge blieben, um den
Canova zu bewundern. «Er ist mir hinterher vorgestellt worden. Er war so
ruhig, als hätte er gerade einen Spaziergang im Park gemacht. Ich habe ihn
gefragt, wie er das macht, und er hat gesagt, das Wichtigste sei, immer nach
vorne zu sehen und sich auf den nächsten Schritt zu konzentrieren und nie nach
unten zu sehen. Er sagte es so bedeutungsschwer, als würde er ein Geheimnis
verraten. Ich lerne so viele Menschen kennen, die mir irgendwelche Sachen
erzählen, aber das ... das habe ich nie vergessen.» Er machte eine Pause. «Eine
schöne Statue, Herzogin, ihr Amerikaner habt wirklich Stil.» Er erwähnte Odos
Ausbruch in der Galerie nicht, aber Cora verstand, dass er ihr trotzdem einen
Rat gegeben hatte.
    Cora hörte, wie sich die Tür
öffnete. Sie wusste, dass es Ivo war, jeder andere hätte geklopft. Sie blickte
auf und sah zu ihrer Überraschung, dass er lächelte. Er wirkte vollkommen
entspannt, als läge ein perfekter Abend hinter ihm. «Hier versteckst du dich
also. Ich habe mich schon gefragt, ob der Prinz dich entführt hat.» Er sagte es
neckend. «Du bist wirklich die ideale Gastgeberin, Liebling. Niemand kann sich
darüber beschweren, dass es auf deinen Partys langweilig wird.»
    Er lächelte sie immer noch an, aber
seine Augen waren zu dunkel, als dass sie seinen Blick hätte deuten können. Zu
ihrer Genugtuung sah sie, wie er zusammenzuckte, als er die funkelnden Trümmer
ihrer Kette auf dem Frisiertisch bemerkte.
    «Ich möchte nicht mit dir sprechen»,
sagte sie ruhig, «jetzt jedenfalls nicht, erst nach der Taufe.»
    Ivo trat auf sie zu und brachte sein
Gesicht auf ihre Höhe, als spräche er mit einem Kind. Sein Lächeln war nicht
kleinzukriegen. «Sag nicht, du schmollst, Cora. Das passt gar nicht zu dir. Du nimmst Odos
Ausbruch doch nicht etwa ernst. Jeder weiß, dass er ständig Ärger macht, er
lebt dafür. Die meisten Leute laden ihn gar nicht zu sich nach Hause ein, aber
ich erinnere mich, dass du darauf bestanden hast, dass die Beauchamps kommen
sollen.» Er zuckte mit den Schultern.
    Cora trat einen Schritt zurück. «Was
heute Abend geschehen ist, war wohl kaum meine Schuld», sagte sie ärgerlich.
    «Weißt du, dass dein amerikanischer
Freund Odo niedergeschlagen hat, nachdem du weg warst? Ziemlich viele alte
Geister an diesem Abend, würde ich sagen.» Immer noch lächelte er, aber Cora
sah, dass ein Muskel in seinem Gesicht zuckte.
    Bertha, die hinten beim Schrank
stand und bisher von Ivo nicht bemerkt worden war, beschloss, dass sie sich sehen
lassen musste, ehe das Gespräch weiterging. Sie hustete und kam mit Coras
Nachthemd und Morgenrock hervor und legte sie auf das Bett. Sie versuchte ganz
neutral auszusehen, als hätte sie nichts gehört.
    «Haben Sie noch einen Wunsch,

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