Daisy Goodwin
wüssten, wo sie an dem Tag von Lady Salisburys
Schauspiel hingegangen ist. Wie eine läufige Hündin ist sie weggelaufen, um
Ihren Mann am Dock zu treffen. Nicht einmal die Mühe, eine glaubwürdige Ausrede
zu erfinden, hat sie sich gemacht. Nicht, dass die irgendjemand geglaubt
hätte, schließlich wussten alle, wohin sie gegangen war. Vielleicht bin ich
konventionell, aber ich finde wirklich, sie hätte bis nach der Vorstellung
warten können.» Odo hatte anfangs noch recht ruhig gesprochen, aber als die Wut
ihn überkam, wurde seine Stimme schriller und lauter. Die Musik hörte auf, und
die plötzliche Stille brannte Cora in den Ohren. Sie starrte auf den Boden, sie
brachte es nicht über sich, aufzusehen und es in ihren Gesichtern bestätigt zu
finden – dass alle über ihren Mann und Charlotte Beauchamp Bescheid wussten,
alle außer ihr.
Und dann,
schließlich, wurde die Stille durchbrochen.
«Es ist
Zeit für Sie, ins Bett zu gehen, Sirr Odo. Entschuldigen können Sie sich
morrgen frrüh, wenn Sie wieder nüchterrn sind.» Die Stimme des Prinzen war
voller Verachtung. «Herrzogin Corra, vielleicht möchten Sie mir Ihrren Canova
zeigen. Ich habe das Bedürrrfnis nach frrischer Luft.»
Cora spürte
eine Hand auf ihrem Arm und sah, dass der Prinz sie mit seinen hellblauen Augen
ungewöhnlich lebhaft ansah, sein Blick verriet so etwas wie Besorgnis. Sie
schluckte und brachte heraus: «Ja, es ist ein schöner Abend, Sir.»
Der Prinz lächelte zustimmend und
führte sie durch die Galerie. Sie sah geradeaus und versuchte, ihr amerikanisches
Lächeln beizubehalten. Als sie die Tür erreichten, hörte sie hinter sich
Gemurmel.
Auf den Stufen gingen sie an Teddy
vorbei, der die Flecken auf Coras Dekolleté bemerkte, leuchtend rot neben dem
dunkelgrünen Edelstein. Ihm wurde klar, dass Odo es wahr gemacht haben musste.
Cora wirkte gefasst, ihr Mund war zu der schrecklichen Imitation
eines Lächelns verzogen; sie sah direkt durch ihn hindurch und ging mit dem
Prinzen die Treppe hinunter, als wäre
sie aus Glas. Teddy merkte, dass seine Hände schweißnass waren vor
Schuldgefühlen. Er hätte Odo davon abhalten können, wieder hineinzugehen, er
hatte die Möglichkeit gehabt und nichts unternommen. Er ging in die Galerie und
versuchte, nicht an Coras starre Schultern und dieses schreckliche
Lächeln zu denken. Niemand beachtete ihn, als er hereinkam, die Gesellschaft
hatte sich zu kleinen Grüppchen
zusammengefunden; nur Odo stand allein da, vornübergebeugt, die Hände auf den
Knien wie nach einem Lauf.
Dann sah Teddy den Herzog am Klavier
sitzen und Charlotte Beauchamp neben ihm stehen. Sie sahen sich nicht an,
waren erstarrt, als müssten sie für immer so verharren, wenn nicht der Bann
irgendwann gebrochen würde.
Teddy trat zu Odo und tippte ihm auf
die Schulter. Odo sah zu ihm auf, die Wangen puterrot, die blauen Augen
blutunterlaufen, aber als er Teddy sah, lächelte er. «Zu spät, Mr. Van Der
Leyden, Sie haben den ganzen Spaß verpasst.»
Die Macht von Teddys Fausthieb
schlug Odo zu Boden. Als er sich aufrappelte, war seine Nase blutig, aber er lächelte
immer noch. «Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe. Sie sollten mir
dankbar sein, mein Freund.»
Teddy holte
aus, um noch einmal zuzuschlagen, aber jemand legte ihm die Hand auf den Arm.
Er sah, dass es der Freund des Herzogs war, Greatorex. «Lassen Sie, er ist es
nicht wert», sagte Reggie. «Außerdem ist er betrunken. Warten Sie, bis er
nüchtern ist.»
Teddy ließ sich von ihm wegführen.
Er hörte eine Frau leise, aber bestimmt sagen: «Bugler, begleiten Sie Sir Odo
auf sein Zimmer. Er fühlt sich nicht wohl.»
Bugler
schnipste mit den Fingern, und zwei Diener nahmen Odo bei den Ellenbogen und
führten ihn an der Außenseite der Galerie entlang. Odos Lächeln wankte keine
Sekunde.
Teddy
sagte: «Ich habe versucht ihn aufzuhalten, wissen Sie? War es sehr schlimm?»
Und Reggie sah ihn an und sagte: «Schlimm genug. Beauchamp ist ein Schuft.»
Teddy ächzte. «Ich hätte ihn im
Garten niederschlagen sollen.»
«Vielleicht,
aber das ist nicht Ihr Kampf, oder?», und Reggie sah zum Herzog hinüber. Teddy
folgte seinem Blick und sah den Herzog aufstehen und den Klavierdeckel
schließen. Ohne Charlotte zu beachten, die immer noch mit dem Rücken zur
Galerie stand, ging er auf die Gesellschaft zu und bedachte sie mit einem
freudlosen Lächeln.
«Ich denke, das war genug
Unterhaltung für diesen Abend, wenn Sie mich also bitte entschuldigen
Weitere Kostenlose Bücher