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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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Euer
Gnaden?», sagte sie demütig zu Cora und bewegte sich Richtung Tür.
    Cora hob die Hand, um sie
aufzuhalten.
    «Nein, ich möchte, dass du bleibst.»
Sie wandte sich Ivo zu. «Der Herzog wollte gerade gehen.» Sie fragte sich, ob
er protestieren würde, aber er lächelte immer noch, als wäre alles in Ordnung.
    «Natürlich, du musst dich für morgen
ausruhen. Schlaf gut, Cora», und er drehte sich um und ließ sie allein und
schloss sanft die Tür.
    Cora sank auf das Bett. Sie verstand
nicht, was hier vor sich ging. Ivo verhielt sich, als wäre überhaupt nichts pas
siert, als wäre sie diejenige, die im Unrecht war. Das ärgerte sie, ließ sie
aber auch hoffen. Würde Ivo es wagen, so mit ihr zu reden, wenn Odos
Anschuldigungen wahr waren? Aber dann musste sie, fast gegen ihren Willen, an
Ivo und Charlotte am Klavier denken, an die Vertrautheit zwischen ihnen. Ihr
wurde wieder kalt, und sie legte sich den Morgenmantel um. Ivo und sie waren
sich seit seiner Rückkehr so nah gewesen. Die ganzen Missverständnisse aus den
ersten Tagen ihrer Ehe schienen verschwunden zu sein. Und jetzt, an einem
einzigen Abend, war aus ihrer anderen Hälfte jemand geworden, den sie
kaum kannte.
    Bertha sah, wie Cora auf dem Bett kauerte,
die Hände ängstlich ineinander verkrampft. Sie sah die Verwirrung im Gesicht
ihrer Herrin und fragte sich, ob sie ihr sagen sollte, was sie über den Herzog
und Lady Beauchamp wusste. Aber sie hörte Jims Worte, man sollte sich nicht einmischen, und sie zögerte.
    «Sie sehen aus, als ob Ihnen kalt
wäre, Miss Cora. Möchten Sie heiße Milch?»
    Cora sah dankbar auf. «Ja, danke,
Bertha, das wäre schön.» Und sie lehnte sich in die Kissen und schloss die
Augen.
    Als Bertha ins Dienstbotenzimmer kam,
verstummten alle.
    «Heiße Milch für die Herzogin,
bitte», sagte Bertha zu einem der Küchenmädchen, das sie mit runden,
zerknirschten Augen ansah. Während das Mädchen in die Milchkammer trippelte,
betrachtete Bertha den silbernen Pokal, der auf einem hohen Bord stand. Jedes
Jahr gab es ein Cricketspiel zwischen dem Schloss und dem Dorf. In diesem Jahr
hatte das Schloss gewonnen. Bertha hatte das Spiel recht verwirrend gefunden, es aber
genossen, Jim nach dem Ball laufen zu sehen, mit hochgekrempelten Ärmeln, und
ihr war ganz warm vor Stolz geworden, wenn ihm applaudiert wurde. Zu Hause war
es nicht vorstellbar, dass Herren und Dienstboten in derselben Mannschaft
spielten. Als sie den Blick senkte, schaute sie in neugierige Gesichter, die
begierig waren, von ihr etwas über die amerikanische Herzogin zu hören; ihr
Zuhause sollte jetzt hier sein, aber hier gehörte sie genauso wenig her wie
nach Newport. Sie war immer die Außenseiterin, die Fremde, die das Gespräch
stocken ließ, in deren Gesellschaft den Leuten unbehaglich war. Sie erinnerte
sich an die Hütte, in der sie aufgewachsen war, aber dort, das wusste sie,
würde sie ebenfalls eine Fremde sein mit ihren Seidenkleidern und ihrem nördlichen
Akzent.
    Sie
betrachtete konzentriert weiter den Pokal, bis das Küchenmädchen ihr die Milch
brachte. Sie nahm das Tablett und ging die Hintertreppe zum Schlafzimmer der
Herzogin hoch, sie hoffte, Jim zu treffen, aber es war niemand in der Nähe. Als
sie durch den langen Gang ging, der zu Miss Coras Räumen führte, hörte sie eine
Tür zuschlagen und sah am Ende des Flurs etwas Rotes verschwinden. Bertha
erstarrte. War wirklich Lady Beauchamp zu Miss Cora hineingegangen? Nach allem,
was geschehen war? Sie eilte zum Schlafzimmer, so schnell es die heiße Milch
zuließ, und öffnete die Tür. Aber ihre Sorge war unbegründet gewesen, Cora
schlief fest, mit entspanntem Gesicht und ausgestreckten Armen. Bertha fand,
dass sie keinen Tag älter aussah als das Mädchen, das sie gebeten hatte, ihr zu
zeigen, wie man küsst. Sie stellte die Milch ab und deckte ihre Herrin zu, wickelte
sie eng in einen leinenen Kokon. Sie strich eine Haarsträhne aus Coras
Gesicht.
    Der Raum
war dunkel, aber durch den Spalt zwischen den Vorhängen leuchtete silbernes
Mondlicht. Widerstrebend öffnete Cora die Augen, sie wollte nicht wach sein,
wenn alles so still und ruhig war. Sie hatte bis zum Morgen durchschlafen
wollen, dann würde die Betriebsamkeit des Tages ihre Gedanken in eine entfernte
Ecke ihres Gehirns verbannen. Aber sie war jetzt ganz wach, und in ihrem Kopf
überschlugen sich die Bilder des vergangenen Abends – Charlotte, die sich
vorbeugte, um die Noten umzublättern, Odo, der in ihr Ohr flüsterte,

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