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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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«Weißt du denn nicht, dass heute die alte Herzogin
kommt und wir ihre Räume herrichten müssen? Wenn du nicht bald weitermachst,
wirst du nicht frühstücken können. Heute ist keine Zeit für Tagträume. Und
wieso trägst du deine beste Schürze? Sie ist ja voller Dreck!»
    Mabel sah hinunter auf die schwarzen
Schlieren auf der weißen Baumwolle. Es würde unmöglich sein, die wieder
rauszubekommen, das wusste sie.
    Cora beschloss, dass sie an diesem
Morgen zum Frühstück hinuntergehen würde, ehe sie den Herzog für ihren Rundgang
durch das Schloss traf. Auf dem Korridor, der von ihrem Schlafzimmer zur
Treppe führte, sah sie ein Hausmädchen mit einer zerknitterten, verdreckten
Schürze in die andere Richtung laufen. Als Tochter
ihrer Mutter bemerkte Cora so etwas.
    Als sie durch Lulworth ging,
bewunderte sie die Gemälde, die Möbel aus Walnussholz, die verblichenen Brokatvorhänge
und Gegenstände, die aussahen, als wären sie schon immer hier, aber sie nahm
auch den kräftigen, modrigen Geruch wahr, der in diesem weniger benutzten Teil
des Schlosses herrschte. Cora war in einer staubfreien Welt aufgewachsen, die
nach frischen Blumen, Möbelpolitur und feuchtem Lack roch. In ihrem Geburtsland
betrat sie nur selten ein Gebäude, das älter war als sie selbst. Aber hier war
sie von einem ungewohnten Geruch umgeben, den sie, da sie jung war und zudem
Amerikanerin, nicht als Mischung aus Feuchtigkeit, Verfall und Enttäuschung
erkannte. Aber sie bemerkte die Kälte und wunderte sich, dass der Herzog es
ertrug, in einem so kalten Haus zu leben.
    Er war nicht beim Frühstück. Cora aß
allein und entschied dann, dass sie nicht abwarten würde, bis er geruhte zu
erscheinen; sie würde zu den Stallungen schlendern und Lincoln besuchen. Sie
ging gerade die gewaltige steinerne Treppenflucht am Eingang des Schlosses
hinunter, als sie hörte, wie der Herzog ihren Namen rief.
    «Miss Cash, sagen Sie nicht, dass
Sie unsere Verabredung vergessen haben.»
    Offenbar war der Herzog bereits
ausgeritten, er trug keinen Hut, und seine Wangen waren von der Kälte gerötet.
    «Durchaus nicht. Ich nahm an, Sie
hätten sich um andere Dinge zu kümmern, als ich Sie beim Frühstück nicht angetroffen
habe.»
    «Ich bin ausgeritten. Der frühe
Morgen ist dafür die beste Zeit. Es verschafft mir für den restlichen Tag einen
klaren Kopf.»
    «Ich beneide Sie um diese Freiheit.
Ich wünschte, wir Frauen könnten genauso sorglos ausreiten. Sie können einfach
auf Ihr Pferd springen und losreiten. Ich dagegen muss mindestens eine
Viertelstunde damit verbringen, in mein Reitkostüm geschnürt zu werden, und
muss dann einen Stallburschen finden, der mit mir zusammen ausreitet, und ich
habe noch nie erlebt, dass ein Stallbursche in derselben Geschwindigkeit reiten
wollte wie ich.»
    Der Herzog
machte eine Verbeugung. «Miss Cash, ich nehme die Herausforderung an. Ich werde
mit Ihnen ausreiten, und ich verspreche, Sie nicht zu bremsen, egal wie waghalsig
Ihr Tempo ist. Wenn wir uns das Genick brechen, so tun wir es jedenfalls
gemeinsam.»
    Cora
stutzte wegen der Kritik, die seine Worte beinhalteten. «Ich versichere Ihnen,
Herzog, ich falle normalerweise nicht vom Pferd. Was da passiert ist, ist ganz
untypisch für mich. Unglücklicherweise kann ich mich nicht mehr an das
erinnern, was zu dem Sturz geführt hat, aber es muss irgendetwas Ungewöhnliches
geschehen sein, sonst hätte ich nicht die Kontrolle verloren.»
    «Vielleicht
haben Sie einen Geist gesehen. Lulworth ist voller Geister: kopflose Reiter,
klagende Mönche, mittelalterliche Schlossherrinnen, die mit ihren Schlüsseln
rasseln. Sie werden kein Hausmädchen finden, das sich in die Galerie wagt,
wenn es dunkel ist, denn es könnte ja auf die Graue Dame treffen.»
    «Auf die
Graue Dame?»
    «Eine meiner Ahninnen, Lady Eleanor
Maltravers. Es war während des Bürgerkriegs. Unseres Bürgerkriegs, wir hatten
auch einen ... Die Maltravers waren natürlich Royalisten, aber Eleanor hat sich
in einen Nachbarssohn verliebt, der dann für Cromwell kämpfen musste. Als sie
erfahren hat, dass er in der Schlacht von Marsden
gefallen ist, war sie so verzweifelt, dass sie sich von den Klippen gestürzt
hat. Dann stellte sich heraus, dass der Junge, den sie liebte, gar nicht tot
war, und nun kann sie das Schloss nicht verlassen, bis sie ihn findet.»
    «Und warum
ist sie grau?»
    «Oh, weil
sie begonnen hatte, düstere puritanische Kleidung zu tragen – ob um ihrem
Geliebten zu gefallen oder um

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