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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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das eine tote französische Herzogin
gestickt hatte; aber sie konnte seine Hand auf der ihren nicht unbeachtet
lassen, und die Wärme, die sie an diesem kalten Morgen empfand.
    Schließlich wandte sie sich ihm zu
und sagte schnell, ehe sie den Mut verlor: «Ich würde gern lernen, wie ich Sie
glücklich machen kann. Denn sehen Sie, ich glaube, ich könnte das.» Cora spürte
ihren Herzschlag. Sie hatte es gesagt, ehe sie darüber nachdenken konnte, und
doch wusste sie, dass es genau das war, was sie wollte.
    Ivo hob ihre Hand an seine Lippen
und küsste die weiche helle Haut an ihrem Handgelenk. «Ist es wirklich das, was
Sie wollen, Cora? All das hier?»
    Dieses Mal wandte sie den Blick
nicht ab. «Wenn es das ist, was Sie glücklich macht, dann ja.»
    Sie hatte es lauter gesagt als
beabsichtigt, und der helle Klang ihrer Stimme traf auf die klare, kalte Luft
in der Kapelle. Ivo sah sie so eindringlich
an, dass sie das Gefühl hatte, völlig durchschaubar zu sein, dass er durch sie
hindurchsehen konnte – aber sie hatte nichts zu verbergen. Und als sie dachte,
sie könne es nicht länger ertragen, legte er seine Hand in ihren Nacken und
seinen Mund auf ihren. Seine Lippen waren trocken, und er schmeckte nach Honig
und Tabak. Sein Kuss war nicht zögernd, er zog sie an sich, als wäre sie das,
wonach er gesucht und was er endlich gefunden hatte.
    Cora atmete den warmen,
moschusartigen Geruch seines Halses ein und ließ ihre Finger durch seine
weichen Locken gleiten. Sie spürte, wie sein Körper sich an ihren drückte. Er
hatte den Arm um ihre Taille gelegt, und sein Mund wanderte nach unten, um die
kleine Partie zu küssen, die der hohe Kragen ihres Wollkleides unbedeckt ließ.
Und dann wandte er sich jäh von ihr ab.
    «Aber ich unterstelle ja etwas, ohne
gefragt zu haben.»
    Er trat einen Schritt zurück und
suchte ihren Blick. Cora bewegte sich nicht. Sie sah ein Zucken in seinem
Mundwinkel; musste er lachen? Dann sank er auf ein Knie nieder.
    Ivo räusperte sich. «Cora, wollen
Sie mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?»
    Cora sah zu ihm hinunter. Sie sah,
dass seine Ohrläppchen rot waren. Dies traf sie unvorbereitet, alles, was er
tat, schien sie
zu überraschen. Sollte er sie nicht länger umwerben, sollten sie sich nicht erst
einmal entdecken und die Vorfreude auskosten? Sie erinnerte sich an den langen Sommer in Newport, als Teddy ihr
Bewusstsein ganz ausgefüllt hatte. Sie erinnerte sich an
die Worte, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte, als sie vom Rad gefallen war.
Er schien sie zu verstehen, aber er hatte sie
nicht befreit. Das jedenfalls bot Ivo ihr an. Sie fragte sich, ob sie zu
schnell darauf einging. Und doch, und doch ...
Dieser Kuss war zu dringlich gewesen, um lange zurückgehalten zu werden. Sie
wollte die Fortsetzung, sosehr es ihr um den Tanz leidtat, den ein längeres
Werben bedeutet hätte. Und wenn sie den Herzog heiratete, würde sie sich
gleichzeitig ihrer Mutter und der Schuld entledigen, die sie seit dem Abend in
Newport trug.
    Nicht, dass Coras Gedanken in der
Minute, die sie den Herzog auf dem Steinboden der Kapelle kniend warten ließ,
so ausgefeilt gewesen wären; aber das war es, was ihr im Kopf herumging, ehe
sie langsam, aber entschlossen die Hand ausstreckte und ihn zu sich hochzog.
    «Ja», flüsterte sie in seinen
Mantel. Sie hatte Tränen in den Augen. Sie weinte darum, wie schnell sie sich
ergeben hatte, und um die anderen Möglichkeiten, ihre Zukunft zu verbringen.
    Aber dann küsste er sie noch einmal.
    Sie lösten sich erst voneinander,
als die Glocke der Kapelle elf schlug. Es war so laut und kam so unerwartet,
dass sie beide lachen mussten, schuldbewusst, als wären sie erwischt worden.
    «Wir sollten wohl zurückgehen und
mit Mutter sprechen.» Cora brachte das Wort Mutter nur widerstrebend hervor.
    «Und wird deine Mutter es billigen?»
    Cora lächelte. «Ich glaube, wir sind
uns zum ersten Mal einig, was meine Zukunft betrifft. Aber was ist mit deiner
Mutter? Was wird sie dazu sagen, dass du eine Amerikanerin heiratest?»
    «Das, meine liebe Cora, wirst du
bald selbst herausfinden. Sie kommt her, um die Lage einzuschätzen und die
Führung zu übernehmen. Aber wir sind ihr zuvorgekommen.» Ivo nahm in aller Form ihren Arm und
ging mit ihr den Gang hinunter und aus der Kapelle hinaus. Es war ein merkwürdig
feierlicher Moment, bis die Hunde, die geduldig auf den Stufen gewartet hatten,
die veränderte Situation spürten und zu bellen und ihre Hände zu

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