Daisy Goodwin
Stickereien verziert war. Ein Betpult aus Elfenbein stand zwischen zwei goldenen Kerzenleuchtern.
Die Gesamtwirkung war prächtig, aber elegant – eigentlich, dachte Cora, wie der
Herzog selbst.
Cora betrat
die Kapelle etwas befangen. Sie war noch nie in einer katholischen Kirche
gewesen. Katholisch waren zu Hause eigentlich nur die irischen Dienstmädchen.
Sonntagmorgens wurde immer eine kichernde Schar mit strahlenden Gesichtern
zur Messe in die katholische Kirche gebracht. Die irischen Mädchen wirkten
immer so aufgeregt, als würden sie einen Ball besuchen und kein Gotteshaus.
Cora, die die Sonntagvormittage in der Episkopalkirche als Tortur empfand, die
nur durch das Wissen gelindert wurde, dass sie von all den exquisiten Hüten,
die dort zu bewundern waren, zweifellos den feinsten trug, hatte die Mädchen
stets ein wenig um ihre Ausgelassenheit beneidet.
Sie versuchte, den Herzog nicht
allzu erstaunt anzustarren, als er seine Finger in das Weihwasserbecken am Eingang
tauchte, niederkniete und sich bekreuzigte. Die Geste überraschte sie, und sie
fragte sich, ob er von ihr erwartete, dass sie dasselbe tat. Aber er stand auf
und kam ungezwungen auf sie zu.
Er wies auf die herzoglichen Stühle.
«Die Herzogin Mathilde hat sie selbst bestickt. Es muss eine beruhigende Wirkung
gehabt haben, seine eigene Krone zu nähen, während alle Freunde ihre Titel und
sogar ihre Köpfe verloren. Mathildes Mutter ist Hofdame bei Marie Antoinette
gewesen. Ihr Bruder wurde durch die Guillotine enthauptet.» Der Herzog
erschauderte.
Cora sah, dass sich an der Wand des
Alkovens hinter dem Altar ein Rechteck abhob. Sie vermutete, dass bis vor
kurzem ein Bild dort gehangen haben musste, ein ziemlich großes.
Der Herzog
bemerkte, wo sie hinsah. «Ja, da sollte ein Bild hängen. Ein recht schönes
sogar, mein Vater sagte immer, es wäre der beste Rubens im Land, auch wenn die
heilige Cecilia etwas sehr fleischig
geraten war.» Er verstummte, als hätte er vergessen, warum er hier war, und
griff geistesabwesend nach einer goldenen Quaste, die von dem herzoglichen
Polster hing.
«Wir haben einen Rubens», sagte Cora
mit heller Stimme. «Mutter hat ihn letztes Jahr Prinz Pamphilij abgekauft. Sie
ist sehr stolz darauf, aber ich finde ihn etwas aufdringlich. Aber wo ist
Ihrer? Mutter wäre bestimmt begeistert, sie vergleichen zu können, obwohl
Ihrer selbstverständlich der bessere sein dürfte.» Sie lächelte, aber der
Herzog erwiderte das Lächeln nicht.
«Unmöglich, tut mir leid. Der Rubens
ist verkauft worden, zusammen mit ein paar Fragonard-Tafeln, die zur Aussteuer von
Herzogin Mathilde gehört haben. Meine Mutter hatte königliche Gäste zu bewirten,
da musste alles zusammengekratzt werden. Mein Vater war ziemlich erschüttert.»
Er zog so sehr an der Quaste, dass
sie abriss. «Aber jetzt hat sie, zu ihrem Glück, in ein Haus mit eigenem Rubens
eingeheiratet. Ich bin sicher, sie wird Mrs. Cash nur allzu gern davon
erzählen.»
Cora spürte, dass ihr Gesicht ganz
heiß war. Sie dachte an die Gemäldegalerie in Sans Souci und die einstige
Pracht, für die sie
stand. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es sein musste, etwas aufzugeben, weil man
das Geld brauchte. Sie sah, dass der Herzog ebenfalls rot geworden war, und
legte ihm instinktiv die Hand auf den Arm,
als stumme Entschuldigung – für ihr mangelndes Taktgefühl, für ihren Rubens,
dafür, ihn unterschätzt zu haben.
«Sie haben jedes Recht, Herzog, mich
für eine ordinäre Amerikanerin zu halten, doch ich versichere Ihnen, es gibt
zwar viel, sehr viel, was ich noch nicht weiß, aber ich lerne schnell. Ich
mache nie denselben Fehler zweimal.»
Ivo sagte nichts. Einen Moment lang
glaubte Cora, er würde ihre Hand abschütteln, aber dann nahm er sie in seine
und drehte sie um, sodass er ihren Handteller sehen konnte.
«Was für
eine deutliche Schicksalslinie Sie haben.» Er zeichnete mit dem Finger die
Linie nach, die an ihrem Handballen nahe ihrem Daumen endete. Cora hatte das Gefühl,
als konzentriere sich ihr ganzes Wesen in dieser Linie unter seiner
Fingerspitze. «Sie haben eine makellose Zukunft vor sich, Cora. Ein
strahlendes, sicheres amerikanisches Schicksal. Sie werden an Ihren Wänden
keine hellen Flecken haben, keine fehlenden Bilder. Es gibt nichts, was Sie
von mir lernen müssten, es sei denn, Sie wollen.» Er zögerte und hob dann
langsam den Blick, um sie anzusehen. Cora fühlte sich nicht in der Lage,
seinen Blick zu erwidern, und sah das W an,
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