Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
Vom Netzwerk:
bei uns übernachten
lassen zu können, ehe wir nicht ordentliche Badezimmer haben.»
    Der Prinz lachte rumpelnd. «Haben
Sie das gehörrrt, Fanny? Ihrre neue Herrzogin hält Lulworth für unhygienisch.»
    Die
doppelte Herzogin lächelte ihm träge zu. «Wir schienen allerdings ganz gut
zurechtzukommen, Sir. Vielleicht bin ich etwas festgefahren in meinen
Gewohnheiten, aber ich kann mir nicht helfen, ich glaube, dass es im Leben um
mehr geht als um heißes Wasser. Allerdings ist Cora mit allen denkbaren
Annehmlichkeiten aufgewachsen, es ist also ganz richtig, dass sie Lulworth
nach ihrem Geschmack umformt. Ich hoffe nur, dass der Charakter des Ortes
erhalten bleibt. Es ist ein so stimmungsvolles Haus.» Die Herzogin sprach mit
tiefer, rauer Stimme. «Sosehr ich es liebe, hier in Conyers zu sein, ich
vermisse Lulworths Romantik, den Nebel, der morgens in den Bäumen hängt, und
den Geist von Maltravers. Die arme Lady Eleanor und ihr gebrochenes Herz. Ich
glaube tatsächlich, dass Lulworth etwas besonders Englisches hat. Es ist fast,
als wäre ein Teil von Englands Seele dort für immer erstarrt.»
    Der Prinz
beugte sich Cora entgegen und hob eine Augenbraue. «Die Frrrage ist, kann
Lulworth gleichzeitig eine Seele und heißes Wasserrr haben?»
    Cora zögerte nicht. Sie war der
herablassenden Art der doppelten Herzogin überdrüssig. «Genau, Euer Hoheit. In meinem Land haben wir Häuser, die
Badezimmer und eine Geschichte haben. Wir haben sogar Geister.» Damit warf sie
dem Prinzen und ihrer Schwiegermutter einen möglichst kecken Blick zu. Der
Prinz sah sie prüfend an. Das amerikanische Mädchen hatte Esprit. «Da
haben Sie es, Fanny. Die Stimme derrr Neuen Welt», und er sah sie boshaft an,
um ihr zu verstehen zu geben, dass ihre
Schwiegertochter sie seiner Meinung nach übertroffen hatte. Und dann, als wäre
er der Rivalität zwischen den Frauen plötzlich müde geworden, die er selbst
angestachelt hatte, trommelte er mit den Fingern auf dem Tisch. Die doppelte
Herzogin registrierte es alarmiert und wechselte eilig das Thema.
    Cora lehnte sich vor, in der
Hoffnung, einen Blick von Ivo zu erhaschen. Er sprach immer noch mit Lady
Bessborough, obwohl er dem Protokoll nach eigentlich mit Charlotte reden sollte.
Als sie sich ihrem Teller zuwenden wollte, bemerkte sie, dass Odo Beauchamp
seine Frau anstarrte. Trotz ihres erbitterten kleinen Wortwechsels vorhin sah
er Charlotte an, als könnte er es nicht ertragen, sie aus den Augen zu lassen.
    Die
Mahlzeit nahm kein Ende. Der Prinz genoss jeden der neun Gänge ausführlich und
neckte Cora, die bald feststellte, dass sie keinen Appetit mehr hatte, sie
lasse dem Essen keine Gerechtigkeit widerfahren.
    Endlich gab
die doppelte Herzogin den Damen das Zeichen, sich zurückzuziehen. Als die
Damen ihr in den Salon gefolgt waren, setzte sich Charlotte zu Coras
Überraschung neben sie.
    «Haben Sie die Prüfung überlebt?»,
fragte Charlotte in ungewohnt warmem Tonfall.
    Cora lächelte etwas verunsichert.
«Ich denke schon. Es war ein sehr langes Essen.»
    «Der Prinz
liebt es zu essen. Wenn man ihm weniger als neun Gänge serviert, denkt er, man
möchte ihn aushungern. Ich fürchte den Tag, an dem er beschließt, uns zu besuchen.
Alles muss bestätigt werden, bevor er kommt – die Gäste, die Menüs, die
Sitzordnungen, sogar die Bettenverteilung. Da wird selbst Tante Fanny
unruhig.» Charlotte sah zu der doppelten Herzogin hinüber, die ihren Kaffee mit
Lady Bessborough einnahm.
    «Ich wusste nicht, dass sie Ihre
Tante ist. Heißt das, Sie und Ivo sind Cousins?» Cora war neugierig. Ivo hatte
nie erwähnt, dass er mit Charlotte verwandt war.
    «Nein, es entspricht nur der Sitte
des Hofes, sie Tante zu nennen. Meine Mutter und Tante Fanny waren als Mädchen
befreundet. Dann haben sie beide geheiratet.» Charlotte zuckte mit den
Schultern. «Tante Fanny heiratete einen Herzog, und meine Mutter heiratete
einen Offizier, allerdings starb er, als ich noch ein Baby war. Aber sie sind
Freundinnen geblieben. Meine Mutter ist gestorben, als ich sechzehn war, und
Tante Fanny hat mich aufgenommen. Sie hatte meiner Mutter versprochen, mich in
die Gesellschaft einzuführen. Und sie hat ihr Versprechen gehalten.» Aus
Charlottes Lächeln sprach Bitterkeit.
    Cora
versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, keine Familie zu haben. Sie empfand
Mitleid mit Charlotte. «Ich kann mir kaum vorstellen, wie es ist, Waise zu
sein.»
    Charlotte lächelte ihr zu. «Ich
hoffe, es schockiert Sie nicht,

Weitere Kostenlose Bücher