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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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der Stiefelknecht, dann haben sie mich zum
Diener gemacht, und jetzt bin ich der Kammerdiener des Herzogs. Ich hab nie
gedacht, dass ich so weit komme. Ich hab
wirklich Glück. Schließlich habe ich dich kennengelernt, nicht?» Sie waren
schon zu nah am Haus, als dass Bertha ihn hätte küssen können, aber sie
streichelte seinen Arm und sagte: «Wir haben beide Glück.»
    Als sie
sich dem Haus näherten und sich voneinander lösten, sahen sie eine Frau im Pelz
die Stufen hinuntereilen. Jim erkannte sie sofort. «Gut, dass die uns nicht
gesehen hat. Lady Beauchamp ist eine ganz Gemeine. In Sutton haben zwei
Mädchen ihretwegen ihre Stellung verloren. Sie hat behauptet, sie wären frech
zu ihr gewesen, als wäre das besonders wahrscheinlich – es waren einheimische
Mädchen, die keiner Fliege was zuleide tun würden. Nein, ich glaub, sie haben
was gesehen, was sie nicht sehen sollten, und sind deshalb weggeschickt worden.
Aber so wird man wahrscheinlich, wenn man mit diesem Sir Odious verheiratet
ist. Lieber bin ich wieder Stiefelknecht, als dass ich noch mal für den
arbeite.» Jims schönes Gesicht sah ganz grimmig aus.
    Bertha wurde klar, was für ein Glück
sie hatte. Miss Cora war harte Arbeit, aber sie war jetzt seit acht Jahren bei
ihr.
    Sie gingen die Stufen zum
Dienstboteneingang hinab. Bertha sah Monsieur Pechon, den französischen Koch,
der Sahnehäubchen auf einen glänzenden Berg aus Aspik spritzte, in dem Anchovis
und Sprotten wie in einem Meer aus Gelee herumschwammen. Es gab viele Tage, an
denen Bertha ihre Herrin beneidete, aber heute war nicht so ein Tag.
    Cora hatte richtig vermutet – Madeleine
Wyndham war entzückt, als sie das Wappen der Warehams auf dem Siegel sah. Bis
heute das großartigste Paar, das sie zustande gebracht hatte, obwohl sie sich diese Ehe,
bei Lichte betrachtet, eigentlich nicht als Verdienst anrechnen konnte. Wozu,
fragte sich Mrs. Wyndham, brauchte die junge Herzogin sie? Cora unterschied
sich deutlich von den meisten jungen Amerikanerinnen, die ihr über den Weg
liefen. Die anderen waren recht au naturel, adrett gekleidete Rangen mit
den Manieren von Bauernmädchen, die sich durch nichts als ihre jugendliche
Lebensfreude und, natürlich, ihr Geld empfahlen. Aber Cora war schon ganz
vollendet hier angekommen, es hatte nichts zu verbessern gegeben. Das Einzige,
wodurch Cora sich von den wohlerzogenen jungen Engländerinnen abhob, war ihr
Selbstvertrauen. Das Wissen darum, die Erbin ihrer Generation zu sein,
verlieh ihr eine Gelassenheit und Sicherheit, die für ein Mädchen ihres Alters
sehr ungewöhnlich waren. Sie war verwöhnt, natürlich, das waren die meisten
Amerikanerinnen; aber bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie nicht ihren
Willen bekam, wirkte sie eher erstaunt als bockig.
    Mrs. Wyndham überlegte, ob Cora
Ärger mit ihrer Schwiegermutter hatte. Sie selbst hatte die doppelte Herzogin
im Laufe der letzten zwanzig Jahre bei unzähligen Gelegenheiten getroffen,
aber die Herzogin tat jedes Mal wieder so, als hätte sie sie noch nie gesehen.
Sie fragte sich, ob die Herzogin das wohl durchhalten würde, jetzt, da ihr Sohn
eine Amerikanerin geheiratet hatte. Als Madeleine vor fünfzehn Jahren zum
ersten Mal nach London gekommen war, hatte man sie oft nach den Eingeborenen in
ihrem Land gefragt, als käme sie selbst geradewegs aus einem Wigwam. Einmal
war sie zum Scherz als Squaw zu einem Maskenball gegangen, nur um von mehreren
Witwen gefragt zu werden, ob sie es schade finde, ihr Eingeborenenkostüm nicht
öfter tragen zu können.
    Aber das
war Ende der Siebziger gewesen, ehe eine Erbin nach der anderen hergekommen
war. Mrs. Wyndham entstammte keiner sehr reichen Familie. Ihrem Vater hatte ein
Hotel in Manhattan gehört, und es gab Gerüchte, dass er seine Frau
kennengelernt hatte, als sie dort als Zimmermädchen arbeitete. Ihre Eltern
hatten diese Gerüchte immer zurückgewiesen, aber sie hatten ausgereicht, um
über den gesellschaftlichen Aussichten der Familie dunkle Wolken aufziehen zu
lassen. Madeleine war in der Lehranstalt von Miss Porter sehr beliebt, aber
ihre Freundschaft mit den Rhinelanders, Stuyvesants und Astors endete an der
Schultür. Es war Mr. Lester gewesen, Madeleines Vater, der vorgeschlagen
hatte, nach Europa zu reisen; er wollte, so sagte er, sehen, wie sie dort ihre
Hotels führten. Innerhalb eines Monats nach ihrer Ankunft in London traf
Madeleine den ehrenwerten Captain Wyndham, und nach zwei Monaten waren sie
verlobt. Madeleine fand,

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