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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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Fall interessant», sagte sie fröhlich.
    «Hat Charlotte Sie den Löwen vorgeworfen,
Herzogin?» Reggie lächelte.
    «Ich habe
Louvain kennengelernt und einen Dichter namens Stebbings. Er hat mir eine
Ausgabe von Das gelbe Buch gegeben. Kennen Sie es? Es ist hübsch, eine
Mischung aus einem Buch und einer Zeitschrift, mit beeindruckenden
Zeichnungen.»
    «Mein Gott, Cora, ein Besuch in
Charlottes Salon, und du kommst als Schöngeist zurück. Versprich mir bitte,
dass du nicht auch noch anfängst, dich anders zu kleiden.» Ivo legte ihr den
Arm um die Taille, als wollte er sichergehen, dass sie immer noch ein Korsett
trug.
    «Ich habe Das gelbe Buch gesehen»,
sagte Pater Oliver. «Es ist in der Tat beachtlich, aber es ist sehr zwiespältig
aufgenommen worden. Es hat etwas Fiebriges, finden Sie nicht? Als wollte man
um jeden Preis modern sein. Mein Eindruck ist immer, dass nichts schneller
seinen Reiz verliert als ein Buch, das schockieren möchte.»
    «Wollen Sie damit sagen, das Buch
sei ungeeignete Lektüre, Pater Oliver?», sagte Ivo. «Soll ich es konfiszieren,
um Coras Moral zu schützen? Ich möchte nicht, dass sie zu einer dekadenten Herzogin wird.» Er
lächelte und drückte Cora leicht an sich.
    Cora sehnte sich danach, sich an ihn
zu lehnen und den Dingen ihren Lauf zu lassen, aber sie ärgerte sich auch darüber,
wie er über sie sprach; als hätte sie keine eigenen Gedanken und Meinungen.
Sie entwand sich etwas seinem Griff.
    «Ich denke, ich bin selbst in der
Lage zu entscheiden, ob etwas für mich geeignet ist oder nicht. Und nach allem,
was ich von dem Gelben Buch gesehen habe, besteht wohl keine Gefahr.»
    «Natürlich, Herzogin», sagte Pater
Oliver beruhigend. «Ich wollte mit keiner Silbe nahelegen, dass Sie es nicht
lesen sollten. Der Herzog übertreibt wohl um der Wirkung willen.» Er lächelte
Ivo wissend zu.
    Ivo lachte. «Es ist eine groteske
Vorstellung. Aber Cäsars Frau und all das – eine Herzogin, vor allem eine, die
jung und schön ist, muss rechtschaffen
sein. Der Ruf einer Frau ist etwas sehr Empfindliches, und der einer Herzogin
besteht gewissermaßen aus Gaze.» Er sagte es leichthin, aber sie hörte den
Unterton in seiner Stimme.
    Reggie sah Coras Gesichtsausdruck
und fiel ein: «Haben Sie die Geschichte über die Zeichnung von Mrs. Pat im Gelben Buch gehört? Es gibt ein Bild von ihr,
das dieser Beardsley gezeichnet hat, der aussieht wie ein Geist. Ricketts, der
Herausgeber der Morning Post, hat ein Exemplar bekommen und gesagt, die
Zeitschrift gefällt ihm, aber wo ist das Porträt von Mrs. Patrick Campbell?
Beardsley denkt, es muss ein Missgeschick passiert sein, und schickt ihm noch
ein Exemplar. Ricketts schreibt zurück, ich kann immer noch nichts finden, was
Mrs. Patrick Campbell ähnelt!»
    Cora lachte, und die Anspannung
löste sich, als auch Ivo zu lachen begann.
    Beim Essen
unterhielt Reggie sie mit Geschichten aus seiner Zeit als Page im Schloss
Windsor. Aber Cora war müde und dankbar, dass sie in der Cleveland Row die
Sechzig-Minuten-Regel eingeführt hatte. Sie musste ein Lächeln unterdrücken,
als der Diener schnell und unauffällig Pater Olivers Trüffeleier abräumte,
während dieser lang und breit ausführte, wie die Familien Maltravers und Percy
im sechzehnten Jahrhundert miteinander verwandt und verschwägert waren.
    Sie ging
früh in ihr Schlafzimmer. Sie hoffte, dass Ivo nicht allzu lange im Rauchsalon
blieb, und ließ sich von Bertha aus ihrem Kleid und ihrem Korsett helfen, die
zunehmend unbequem wurden, und dann in ihr Nachthemd und den spitzenbesetzten
Umhang. Sie saß vor dem Spiegel, bürstete sich und genoss es, Korsett und
Haarklammern los zu sein. Erst wenn sie sich abends auszog, wurde ihr klar,
wie zusammengebunden und -gesteckt sie tagsüber war. Unter ihren Brüsten, wo
sich das Korsett in ihr sich ausdehnendes Fleisch gedrückt hatte, waren rote
Striemen. Ihre Kopfhaut schmerzte von den Nadeln, die die Aigrette aus
Diamanten und Federn auf ihrem Kopf gehalten hatten. Ihr Nacken war rot von dem
Diamantenverschluss ihrer Perlenkette.
    Aber dann hörte sie Ivo auf dem Flur
eine Melodie aus Der Mikado pfeifen, und sie vergaß ihre Wunden.
    «Wie du siehst, habe ich mich bald
verzogen. Lass mich das für dich machen.» Ivo nahm die Bürste und strich damit
durch Coras volles braunes Haar. Er machte es gut, übte genau richtig viel
Druck aus, um die kleinen Knötchen zu lösen, ohne an ihrer Kopfhaut zu ziehen.
Manchmal sagte Ivo Dinge, die Cora

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