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Daisy Sisters

Titel: Daisy Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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    »Du da. Komm mal her.«
    Sie schüttelt den Kopf und geht weiter. Schon ist das Auto wieder an ihrer Seite.
    »Komm her, dann können wir uns ein bisschen unterhalten.«
    »Nein«, murmelt sie und merkt, wie sie rot wird.
    »Du kannst wenigstens antworten! Komm her und quatsch ein bisschen!«
    Da dreht sie um und geht den Weg zurück, den sie gekommen ist. Und das können die Rocker nicht, denn es ist eine Einbahnstraße.
    Das Letzte, was sie hört, bevor der Motor aufheult und das Auto mit kreischenden Reifen davonschleudert, ist, dass sie eine aufgeblasene Tussi sei, eine snobistische Fotze.
    Sie rennt fast zurück zum Busbahnhof, und sie hat Glück, da steht ein Bus nach Sjöbo. Als sie bezahlt und sich gesetzt hat, sieht sie das Auto wieder den Viskan entlangfahren.
    In diesem Augenblick ist sie sicher, dass sie es niemals wagen wird, in dieser Stadt allein auszugehen. Schon hat sie sich Feinde geschaffen, ist beschimpft worden.
    Heim nach Sjöbo. Wenn man das nun ein Heim nennen kann. Vor dem Eingang hat jemand während der Nacht gekotzt, unverdaute Grillwurst mit Mengen von Senf und Ketchup. Im Treppenhaus riecht es nach Hundepisse, hinter den dünnen Türen schreien Kinder, und Küchendunst schlägt ihr entgegen!
    Sie muss nachdenken. So darf es nicht weitergehen. Warum ist sie nicht geblieben, zu dem Auto gegangen und hat gefragt, was sie wollten – auch wenn sie die Antwort natürlich weiß? Wie soll sie hier klarkommen, wenn sie so feige ist? Wie soll sie andere Menschen treffen?
    Sie hat gesehen, wie ein alter Mann ermordet wurde, sie ist auf dem Rücksitz eines gestohlenen Saab vergewaltigt worden. Und rennt weg, wenn ein paar Rocker sie mitten in einer Stadt ansprechen … Snobistische Fotze …
    Es ist ihr eigener Fehler, nicht der von anderen!
    Und das Resultat ist, dass sie drinnen sitzt und schmollt, ohne wenigstens den Algots-Konzern gesehen zu haben.
    Nein, sie muss sich zusammennehmen, sonst kann sie gleich die Koffer packen, zurück nach Hallsberg fahren und wieder bei Jenny Andersson arbeiten. Wenn sie es noch nicht einmal schafft, ein paar Rockern in einem Auto zu antworten, dann hat sie auf dieser Welt nichts zu suchen.
    Eine blöde Dorfkuh …
    Montagmorgen. Sirkka Liisa Taipiainen ist schrecklich verkatert, genau wie sie es angekündigt hat. Die Augen sind blutunterlaufen, und sie seufzt und stöhnt. Aber sie hat gute Laune, in der Frühstückspause unterhält sie Eivor mit ihren Heldentaten. Zuerst Tanz im Park, dann ein Fest in Rävlanda, wo immer das liegt … Aber lustig war es!
    »Und du?«, fragt sie.
    »Ich war zu Hause«, sagt Eivor ausweichend.
    Liisa sieht sie ungläubig an. »Ich habe selbst in einem dieser Rattenlöcher gewohnt«, sagt sie. »Pfui Teufel … Du hast da gesessen, weil du nichts anderes vorhattest. Weil du niemanden hier in Borås kennst. Oder wie?«
    Eivor nickt.
    »Na, so eine Scheiße! Nächsten Samstag kommst du mit.«
    »Wohin?«
    »Was weiß ich. Heute ist schließlich erst Montag.«
    Und dann, wie eine düstere Bestätigung, dass es wirklich Montag ist: »Ich sollte zurück nach Finnland fahren. Wozu bin ich hier? In Borås …«
    »Warum fährst du denn nicht?«
    »Da gibt’s keine Arbeit. Und jetzt müssen wir uns ein bisschen ranhalten. Du musst dich ranhalten. Ich schaffe heute nichts …«
    Die Zeit rast, und das Gespräch wird plötzlich abgebrochen, Gewimmel auf der Treppe, das Dröhnen begrüßt und verschluckt sie. Maschine auf Maschine, Eivor schuftet, flucht, wenn die Fäden sich lösen, wenn eine ungewollte Pause entsteht. Axel Lundin steht da und schreit etwas ins Ohr des Vorarbeiters Svanslös, der den Kopf schüttelt und die Achseln zuckt. In seinem Teil der Maschinenhalle steht Moses und wechselt Strümpfe an den Rollen. Er sieht aus wie ein Tintenfisch mit acht Armen, Strümpfe in verschiedenen Farben wirbeln durch die Luft. Dann und wann schlägt er wütend nach einer unsichtbaren Fliege. Es dauert lange, bevor Eivor versteht, dass er Asthma hat und nach dem Staub schlägt. Gelegentlich kommt ein weiß gekleideter Ingenieur durch die Maschinenhalle, Liisa lässt keinen vorbeigehen, ohne einen kräftigen Fluch hinterherzuschicken. Dann nickt sie vergnügt zu Eivor hin und schuftet weiter an ihren widerspenstigen Rollen.
    »Ich zwirne«, denkt Eivor. »Eines Tages werde ich wohl in irgendeine Maschine eingezwirnt, verschwinde zwischen den Fäden …«
    Nach zwei Wochen hat Eivor zwei Gedanken im Kopf: jeden Donnerstag gibt es Lohn,

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