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Damals im Dezember

Damals im Dezember

Titel: Damals im Dezember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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brauch das Geld.«
    »Sean, du schuldest mir bereits mindestens fünfzig Riesen.«
    »Du weißt, dass ich es dir zurückzahle.«
    »Nein, das weiß ich nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Das ist zu viel Geld. Du musst deinen Vater anrufen.«
    »Er würde es mir nicht geben.«
    »Wenn er wüsste, dass dein Leben auf dem Spiel steht, würde er es dir schon geben.«
    »Dann erst recht nicht«, erwiderte Sean.
    »Dann ruf deine Mutter an.«
    Er sah mir voller Angst in die Augen. »Die hat den Kontakt zu mir auch abgebrochen.«
    »Was?«
    »Sie hat den Kontakt zu mir abgebrochen.«
    Jetzt hatte ich wirklich Grund, besorgt zu sein. »Das hast du mir nicht erzählt. Du hast mich angelogen.«
    »Ich kann das Geld von meinem Onkel bekommen. Aber das wird ein Weilchen dauern.« Er beugte sich zu mir vor, die Augen angstvoll geweitet. »Du musst mir helfen, Mann. Wenn ich das Geld nicht bis morgen früh habe, schneiden sie mir die Finger ab. Wenn ich es nicht bis morgen Abend habe, bringen sie mich um.«
    Ich sah wieder zu den zwei Männern hin. Ich zweifelte nicht daran, dass sie zur Gewaltanwendung fähig waren. »Du musst die Polizei rufen.«
    In Seans Augen blitzte Panik auf. »Machst du Witze? Dann wäre mein Leben keinen Penny mehr wert.« Ich merkte, dass seine Hände zitterten. »Bitte, Luke. Lass es nicht zu, dass sie mich umbringen. Ich flehe dich an.«
    Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. »Du redest von dreihunderttausend Dollar.«
    »Du weißt, dass sie dich und Candace ebenfalls töten werden«, sagte er.
    Meine Brust schnürte sich zusammen. »Wir haben nichts damit zu tun.«
    »Sie wissen, dass wir zusammengehören. Wenn sie mich töten, seid ihr Zeugen.«
    »Woher wissen sie von mir und Candace?«
    »Sie sind doch direkt hier, Mann«, quiekste er. »Diese Kerle sind uns von Frankreich aus gefolgt. Sie wissen alles über uns. Du musst mir das Geld geben. Es ist unsere einzige Möglichkeit.«
    Ich warf den Männern einen Blick zu und sah dann wieder Sean an. »Du blöder, verlogener Idiot«, sagte ich. »Du wirst mir jeden Penny zurückzahlen.«
    »Jeden Penny. Ich verspreche es dir.« Er sah zu den Männern hin, die uns anstarrten. »Du musst es ihnen mitteilen.«
    »Gut«, meinte ich. »Welcher hat das Sagen?«
    »Der da«, sagte Sean und drehte sich zu einer Seite hin um. Ich ging mit Sean zu ihm. Der Mann auf der anderen Seite des Flurs kam zu uns herüber. Die Männer musterten uns so finster, dass es mich im Wortsinne eiskalt überlief.
    »Ich werde ihm aus der Klemme helfen«, sagte ich. »Aber wir müssen warten, bis die Bank öffnet.«
    Der kleinere der beiden Männer sprach mit einem starken Akzent, den ich nicht zuordnen konnte. »Ist Bank in Via Condotti. Wir bei Bank um halb neun. Wenn du nicht kommst Bank, wir töten Freund. Wenn du rufst Polizei, wir töten Freund und dich.«
    »Es wird kein Problem geben«, versicherte ich. »Ich werde Ihnen das Geld holen.«
    Der Mann blickte seinen Partner an. Dann griff er Sean am Arm und riss ihn nach hinten. »Du hoffen, er hat Geld.«
    Sean sah mich voller Furcht an. »Er wird das Geld holen.«
    »Sei nicht zu spät bei Bank«, sagte der Mann zu mir.
***
    Den Rest der Nacht schlief ich nicht mehr. Gegen acht Uhr stand ich auf. Candace schlief noch, aber sie erwachte, als ich nach meinem Pass suchte. Ich konnte kaum glauben, wie verrückt das Ganze war. Ich konnte nicht glauben, dass ich mit solchen Leuten zu tun hatte. – So etwas geschah in Filmen, nicht im echten Leben. Ich war wütend auf Sean, dass er uns da reingezogen hatte. Ein Teil von mir wollte, dass Sean endlich einmal die Konsequenzen seiner Handlungen ausbaden musste. Aber ich hatte keinen Zweifel daran, dass sie ihn umbringen würden, und so sehr ich mich auch über Sean ärgerte, so fand ich doch, dass er das nicht verdient hatte.
    Als ich die Schuhe anzog, regte sich Candace. »Wohin gehst du?«
    Ich trat ans Bett und kniete mich neben sie hin. »Es ist noch früh. Ich konnte nicht schlafen«, erklärte ich. »Also habe ich beschlossen, einfach ein wenig spazieren zu gehen.«
    »Ich komme mit dir mit«, sagte sie.
    »Nein, es ist noch zu früh. Schlaf weiter.«
    Sie gähnte. »Bist du sicher?«
    »Ja. Schlaf einfach.«
    »Gut.« Sie drehte sich um.
    Ich sammelte meine Sachen ein, verließ das Zimmer und nahm ein Taxi zu der Bank, die mir die Männer genannt hatten. Sie parkten auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem Fiat Punto. Einer der Männer stieg aus dem Auto, als ich

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