Damals im Dezember
ankam. Er sagte nichts, als wir in die Bank gingen. Ich konnte Sean auf dem Rücksitz des Autos sehen.
***
Ich hatte nicht bedacht, dass die Banken in Amerika noch geschlossen sein würden, als ich das Geld abheben wollte. Ich erklärte dem Mann das Problem, dann wartete ich bis fast drei am Nachmittag, um es erneut zu versuchen. Mein Magen war verkrampft. Die Abwicklung des Geldtransfers dauerte fast eine Stunde, und es war fast vier Uhr, als Sean und ich zum Hotel zurückkamen. Natürlich war Candace außer sich. Sie wartete in der Hotellobby auf uns.
»Wo bist du gewesen? Ich hatte Angst, dass dir etwas zugestoßen ist.«
»Ich musste ein paar finanzielle Angelegenheiten regeln …«, meinte ich.
»Keine Geheimnisse mehr!«, rief sie. »Und sprich nicht mit mir, als wäre ich eine Idiotin. Ich habe einen MBA. Was für finanzielle Angelegenheiten?«
»Ich musste mir etwas Geld borgen«, sagte Sean.
»Ganz was Neues. Und das hat acht Stunden gedauert?«
»Dreihunderttausend Dollar«, erklärte ich.
Sie schnappte nach Luft. »Was?«
»Sean hat sich mit ein paar Spielern in Saint-Tropez eingelassen, und sie sind uns bis hierher gefolgt.«
»Es waren üble Typen«, sagte Sean.
»Sie hätten ihn umgebracht, wenn er das Geld nicht rausgerückt hätte.«
Sie funkelte Sean und dann mich an. »Du hättest sie das tun lassen sollen«, fauchte sie. Dann drehte sie sich um und stürmte in unser Zimmer.
Als sie gegangen war, teilte ich Sean mit: »Wir reisen ab.«
»Ich weiß, wohin wir als Nächstes fahren können«, sagte Sean. »Nach Dubai. Ich habe einen Freund mit Beziehungen. Wir können ein Zimmer im Burj-al-Arab für nur zwölfhundert die Nacht für einen Monat lang bekommen.«
Ich starrte ihn an. »Berührt dich das alles denn gar nicht?«
»Was alles?«
Ich schüttelte den Kopf. »Candace hat recht, ich hätte dich ihnen überlassen sollen. Wir kehren in die Staaten zurück. Ich habe genug von dem Drama, und ich habe genug davon, mich von dir aussaugen zu lassen.«
»Ich beschaff dir das Geld«, versprach Sean. »Das habe ich dir doch gesagt. Wohin gehst du?«
»An irgendeinen warmen Ort.«
»Mein Onkel wohnt in Vegas«, sagte Sean. »Wir können dort hinfahren, und ich besorg dir das Geld.«
Ich wollte ihn wirklich verlassen. Rückblickend hätte ich das auch tun sollen. Aber wenn einem jemand so viel Geld schuldet wie Sean mir, will man, dass er in der Nähe bleibt.
Zweiundzwanzigstes Kapitel
In der Bibel steht, dass Geld Flügel hat. Das stimmt nicht. Es hat Raketentriebwerke.
Aus dem Tagebuch von Luke Crisp
Am nächsten Nachmittag flogen wir von Rom nach Atlanta und von dort nach Las Vegas. Ich war froh, wieder in den Staaten zu sein. Candace wirkte ebenfalls erleichtert. Jetzt mussten wir nur noch mein Geld zurückholen und Sean loswerden.
Ich buchte zwei normale Zimmer im Bellagio, und Candace und ich legten uns sofort schlafen. Am nächsten Morgen erwachten wir um zehn. Candace duschte gerade, als Sean an die Tür klopfte. Ich zog meinen Bademantel über und öffnete.
»Gute Nachrichten«, sagte er und kam mit seinem üblichen Grinsen ins Zimmer.
»Du hast mit deinem Onkel gesprochen«, vermutete ich.
»Nein, besser, Mann. Ich habe eine Cabana im Rehab an Land gezogen.«
»Rehab«, wiederholte ich, »also Rehabilitation. Du suchst endlich jemanden wegen deines Trinkproblems auf?«
Sean lachte. »Du bist ein Idiot. Rehab ist ein Pool-Club im Hard Rock Hotel & Casino. Es ist weltberühmt für seine geilen Pool-Partys. Stell dir vor, zweitausend aufgedrehte schöne Frauen.«
»Du bist pleite«, sagte ich. »Wie viel hast du dafür bezahlt?«
»Ich hab’s auf mein Zimmer schreiben lassen.«
»Du hast es auf mich schreiben lassen? Wie viel hat es gekostet?«
»Hörst du mir überhaupt zu? Hast du eine Vorstellung, wie viel Schmeicheleien es gekostet hat, eine Cabana an einem Freitagnachmittag zu bekommen? Du solltest mir die Füße küssen.«
»Wie viel?«, wiederholte ich.
»Drei Riesen«, antwortete er.
»Stornier das.«
»Das kann ich nicht. Es ist nicht rückzahlbar. Nur so hab ich den Deal abschließen können.«
»Ich will mein Geld«, sagte ich. »Du sprichst noch heute mit deinem Onkel.«
»Nur die Ruhe, Junge, ich krieg’s schon noch.«
Ich schloss die Tür hinter ihm. Candace kam in ein Handtuch gewickelt aus dem Bad. »Was will er denn diesmal?«
»Er hat gerade eine Cabana gemietet, in einem Laden namens Rehab.«
»Das hab ich mal im Fernsehen gesehen«,
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