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Damals im Dezember

Damals im Dezember

Titel: Damals im Dezember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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Sean seit Tagen nicht mehr gesehen. Keiner von uns beiden machte den Vorschlag, einen Suchtrupp nach ihm auszuschicken .
    Aus dem Tagebuch von Luke Crisp
    Ich war fertig mit Frankreich. Wir hatten Lucy und Marshall verloren, und offen gestanden wäre ich nicht sonderlich traurig gewesen, wenn ich auch Sean verloren hätte, der mir inzwischen über fünfzigtausend Dollar schuldete. Am schlimmsten war, dass ich fast Candace verloren hätte. Eigentlich hatte ich ihr in Paris einen Heiratsantrag machen wollen, und nun war ich froh, dass sie nicht nach Hause geflogen war. Ich hoffte, dass es in Italien besser laufen würde.
***
    Am nächsten Morgen flogen wir drei von Paris nach Rom. Sean war vom Feiern in der vergangenen Nacht erschöpft, und Candace schwieg während des größten Teils der Reise.
    Sean schlug vor, in der Residenza Napoleone III. abzusteigen, das genau das war, wonach es klang: In den 1830er Jahren hatte dort der spätere französische Kaiser Napoleon III. residiert. Angesichts der Preise dort hätte ich möglicherweise eine andere Unterkunft gesucht, wenn Candace und ich nicht gerade eine so problematische Situation durchgemacht hätten. Ich wollte ihr etwas Besonderes bieten.
    In der folgenden Woche sahen wir nicht viel von Sean. Ich wusste nicht, wohin er ging, aber wir vermissten ihn nicht. Wir brauchten Zeit für uns, um unsere Beziehung zu kitten. Wir sahen uns die üblichen Sehenswürdigkeiten an, das Kolosseum und das Forum, die Spanische Treppe und den Trevi-Brunnen. Wir verbrachten einen Tag in Vatikanstadt, lauschten im Petersdom einem Chor und nahmen an einer Führung durch die Sixtinische Kapelle teil. Ab unserem dritten Tag in Rom fühlte sich unsere Beziehung wieder gut an.
    Wir aßen an drei Plätzen: der Piazza Navona mit ihrem Brunnen von Bernini, der Piazza del Popolo mit ihrem ägyptischen Obelisken und der Piazza di Spagna mit ihrem Marmorboot, in dem das frische Brunnenwasser schäumte. Nach unserer ersten Woche in Italien fanden wir, dass wir genug von Rom gesehen hatten, und beschlossen, am nächsten Tag abzureisen; wir planten, mit dem Zug nach Florenz, Bologna und Venedig zu fahren. Wir hatten Sean noch immer nicht gesehen, und ich war offen gestanden so weit, einfach ohne ihn abzureisen.
    Wir hatten gerade ein paar Stunden geschlafen, als jemand gegen unsere Tür hämmerte. Ich sah auf unseren elektrischen Wecker. Es war 2.46 Uhr. Ich schaltete die Nachttischlampe neben mir an und ging zur Tür. Durch den Spion in der Tür sah ich, dass Sean draußen stand.
    »Wir schlafen. Hau ab.«
    »Luke, mach auf. Es ist dringend.« Erstaunlicherweise klang er nicht betrunken.
    »Einen Moment«, sagte ich. Ich ging zum Schrank und zog mir einen Bademantel über.
    Candace war aufgewacht. »Wer ist das an der Tür?«
    »Sean.«
    »Wie spät ist es?«
    »Fast drei.«
    »Sag ihm, dass er weggehen soll.«
    »Das hab ich ihm schon gesagt.« Ich ging zur Tür zurück und öffnete sie einen Spalt. »Komm schon, Sean. Es ist Viertel vor drei. Komm morgen früh wieder.«
    »Bitte«, sagte er. Seine Stimme klang hoch und nervös – genau wie in Saint-Tropez. Ich öffnete die Tür und sah raus. Ich begriff nicht, was ich da sah. Sean stand an den Rahmen unserer Tür gelehnt. Er war bleich, und seine Stirn war schweißnass. Er hatte die Hand mit weißem Stoff umwickelt, der blutdurchtränkt war. Noch merkwürdiger war, dass rund fünf Meter hinter ihm auf beiden Seiten des Flures zwei Männer standen.
    »Was ist los? Was ist mit deiner Hand passiert?«
    »Sie haben mich gefunden.«
    »Wer hat dich gefunden?« Ich sah zwischen den beiden Männern hin und her. »Sie?«
    »Sie werden mich umbringen.«
    »Wovon redest du?«
    »Komm wieder ins Bett«, rief Candace. »Sag Sean, dass er morgen früh wiederkommen soll.« Sie drehte sich auf die andere Seite.
    Ich trat in den Flur. »Was geht hier vor sich?«
    Sean erklärte: »Weißt du noch, wie wir in Saint-Tropez abreisen mussten? Ich habe gespielt und bin dabei zu weit gegangen. Sie haben uns den ganzen Weg bis hierher verfolgt.«
    »Wer hat dich verfolgt?«
    »Ein paar Männer, denen ich in einer Bar begegnet bin.«
    »Wie viel hast du verloren?«
    »Zweihundert.«
    »Sie sind dir wegen zweihundert Dollar bis hierher gefolgt?«
    »Zweihundert tausend .«
    Seine Worte machten mich fassungslos. »Du hast zweihunderttausend Dollar verloren?«
    »Euro.«
    »Euro. Das sind fast dreihunderttausend Dollar.«
    »Tut mir leid, Mann, aber du musst mir helfen. Ich

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