Damals im Dezember
fügte er noch hinzu: »Danke.«
»Bitte«, erwiderte ich, ging mit dem Auftrag nach hinten und legte ihn in den Kopierer.
Rachael folgte mir nach hinten. »Das war nicht dein Fehler.«
»Ich weiß.«
Sie blieb einen Moment lang stehen. Dann drehte sie sich um und ging wieder nach vorn.
Der Mann kam in weniger als fünfzehn Minuten zurück. Ich hatte die Handouts bereits gedruckt und verpackt und gab sie Rachael. Sie reichte sie ihm über den Tresen. »Bitte schön, Sir.«
Der Mann war ruhig, als er die Schachtel entgegennahm.
»Ich entschuldige mich noch einmal für meinen Fehler«, sagte ich. »Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht zu große Unannehmlichkeiten bereitet.«
»Nein, ich habe noch genug Zeit. Alles im grünen Bereich. Danke.«
»Es war mir ein Vergnügen. Bis zum nächsten Mal.«
»Darauf können Sie wetten.« Er ging zum Ausgang, blieb jedoch noch einmal stehen. »Wie heißen Sie?«
»Luke.«
»Luke, wenn Sie je eine Stelle in der Kundenbetreuung suchen, dann stelle ich Sie ein.«
»Sie schmeicheln mir, Sir.«
»Sie sind gut«, rief er. »Übrigens war der Shake wirklich lecker.«
»Ein Göttertrank«, bestätigte ich.
Der Mann lachte beim Hinausgehen.
Nachdem er fort war, kam Wayne zu mir. »Worum ging es?«
»Um nichts weiter. Wir haben einen Auftrag von ihm durcheinandergebracht. Aber es ist erledigt.«
Er hob die Brauen. »Wir?«
Ich sah ihm in die Augen. » Ich habe es falsch verstanden.«
Er musterte mich misstrauisch. »Wirklich? Das wäre das erste Mal.«
»Jeder macht Fehler. Sogar ich.«
»Weißt du, wer das war?«
»Ein Kunde.«
»Das war Charles Cunningham von Omega – einer unserer wichtigsten Kunden.«
»Ich dachte, sie seien alle wichtig.«
Er grinste. »Du bist wirklich gut.«
***
Der restliche Nachmittag verlief ohne Zwischenfall. Rachael verließ die Arbeit vor mir und ohne ein Wort zu sagen. Als ich nach draußen zu meinem Auto ging, rief sie mir zu: »Luke.«
Ich drehte mich um. Sie lehnte an dem Gebäude.
»Was gibt’s?«, fragte ich.
Sie kam zu mir und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Warum hast du das getan? Warum hast du die Schuld auf dich genommen?«
»Das ist gut fürs Geschäft. Ich bin der Neue. Jeder erwartet, dass der Neue etwas vermurkst.«
»Aber das hast du nicht.«
Ich musterte sie einen Moment lang und meinte: »Du wirkst, als könntest du ein wenig Schonung gebrauchen. Jeder braucht ab und zu eine Pause. Es war keine große Sache.« Ich wandte mich von ihr ab, um zu gehen.
»Luke, es tut mir leid.«
Ich drehte mich wieder zu ihr um. »Mir auch.«
»Können wir zusammen einen Kaffee trinken?«
»Du schuldest mir nichts.«
»Das ist nicht der Grund.« Sie sah kurz zu Boden. Als sie wieder hoch sah, waren ihre Augen voller Tränen. »Ich könnte auch einen Freund gebrauchen.«
Zum ersten Mal, seit wir uns begegnet waren, sah sie verletzlich aus.
»Im Moment kann ich nirgends hingehen, ich habe noch eine andere Arbeit. Aber ich kann später heute Abend, wenn ich mit der Arbeit fertig bin.«
»Wann denn?«
»Gegen zehn.«
»Gut«, sagte sie und nickte leicht. »Ich gebe dir meine Nummer.«
»Die habe ich«, erwiderte ich. Sie wirkte überrascht. »Wirklich?«
»Ich bin der Manager.«
»Natürlich. Bis dann. Danke.« Sie drehte sich um und ging langsam zu ihrem Auto.
Vierzigstes Kapitel
Das Buch eines anderen Lebens zu öffnen, erfordert große Umsicht; die Seiten müssen mit Behutsamkeit und Zurückhaltung umgeblättert werden. Meist lohnt sich die Anstrengung jedoch.
Aus dem Tagebuch von Luke Crisp
Ich beendete meine Arbeit. Dann rief ich Rachael an, und wir verabredeten uns in einem Coffeeshop in der Nähe ihrer Wohnung. Sie war bereits da, als ich eintraf. Ich bezahlte zwei Becher Kaffee und trug sie in eine leere Ecke weiter hinten in dem Lokal. Wir setzten uns an einen runden Tisch für zwei Personen. Rachael schien ein wenig ängstlich zu sein, darum begann ich das Gespräch mit ein paar einfachen Fragen.
»Wer passt denn heute Abend auf Chris auf?«
»Ich habe eine Nachbarin in unserem Wohnhaus, die auf ihn aufpasst, während ich arbeite. Sie hat einen Sohn in seinem Alter, darum funktioniert es.«
»Wie lange arbeitest du schon bei Crisp’s?«
»Ungefähr drei Jahre. Ich habe da gleich angefangen, nachdem …« Sie hielt inne. »Ungefähr drei Jahre.«
»Das ist ganz schön lange.«
»Nun, sie waren gut zu mir. Chris hat ein paar gesundheitliche Probleme, und ich kann nirgendwo sonst eine
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