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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa von Bernuth
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jetzt für ihn nicht mehr existierte.
     
    Zwei Tage später, die Hitze hatte nicht nachgelassen und sollte noch bis weit in den September hinein anhalten, sah der Junge eine unbekannte Frau, von der er sofort wusste, dass sie sein Leben verändern würde. Es passierte, als er abends von einem Treffen der Jungen Pioniere nach Hause radelte. Die Frau lief in der Mitte der schlecht befestigten Fahrbahn; ihre Schritte waren stolpernd und unsicher wie die einer Betrunkenen. Letzteres gab den Ausschlag. Der Junge entdeckte in der Dämmerung einen schweren Ast, bremste und hob ihn auf. Dann fuhr er langsam hinter der Frau her. Er wusste, dass nach circa fünfzig Metern eine Stelle kam, an der die Straßenlaterne ausgefallen war, und er übte sich in Geduld, bis die Frau die Stelle erreichte. Dann schien die Zeit stehen zu bleiben. Der Junge hörte auf, in die Pedale zu treten; sein Rad glitt lautlos dicht an sie heran.
    »Hallo«, sagte er. Er war in dem Alter, in dem sich die Stimme selbstständig machte und mal kieksend klang wie die eines Jungen oder tief und rau wurde wie die eines Mannes. Sein Hallo, stellte er erleichtert fest, war diesmal tief und rau. Die Frau schreckte zusammen und beschleunigte, ohne sich umzudrehen, ihre Schritte. Der Junge wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Nach der dunklen Passage kamen bereits die ersten Häuser des Dorfes, und bei den Temperaturen saßen viele der Bewohner in ihren Gärten, grillten, tranken und genossen die lauen Temperaturen. Er trat wieder in die Pedale, bremste dann scharf neben der Frau und packte sie an ihren langen Haaren. Sie hatte ähnlich lange Haare wie Bena und auch etwa dieselbe Figur, aber sie war, soweit er das beurteilen konnte, ein gutes Stück älter. Die Frau stieß einen überraschten kehligen Laut aus, und der Junge ließ den Ast seitlich auf ihren Kopf sausen.
    Sie tat keinen Mucks mehr und fiel um wie ein Stein. Er musste zufällig genau die richtige Stelle getroffen haben. Ihm wurde schwindelig vor Glück und vor Angst: Diesen raschen Erfolg hatte er nicht erwartet. Er parkte sein Rad am Straßenrand in der Dunkelheit und ging hastig zu der Frau. Sie lag da wie tot. Der Junge legte Zeige- und Mittelfinger an ihre Halsschlagader, wie er es aus seinen Büchern gelernt hatte, und stellte fest, dass ihr Herz kräftig und regelmäßig schlug, sie also nur bewusstlos war. Er packte sie unter den Armen und zerrte den überraschend schweren und sperrigen Körper neben sein Rad. Er war sich wohl bewusst darüber, wie riskant diese Aktion war und wie schlecht er sich darauf vorbereitet hatte: Um diese Zeit war die Straße zwar normalerweise wie ausgestorben. In einer warmen, mondbeschienenen Sommernacht galten aber andere Regeln.
    Egal. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Hastig formte er aus einem Taschentuch einen Knebel und stopfte ihn der Frau in den Mund. Mit einem Stück dünnem Seil, das er immer bei sich hatte, fesselte er ihr Hände und Füße. Dann zog er das Kleid der Frau über ihren Kopf und machte einen Knoten in den Rock, sodass sie, selbst wenn sie aufwachen sollte, nichts sehen würde. Er zerrte ihr die Unterhose herunter und sah im Mondlicht auf ihren bleichen Bauch, der doch nicht so schlank wie Benas war.
    Bena.
    Er stellte sich hin, nun wie gefangen in einem Programm, das scheinbar ohne sein Zutun ablief, und sah auf sein Opfer herab: den Bauch, das schwarze Schamdreieck, die hilflos gefesselten Beine. Arme und Kopf waren unter dem Kleid verborgen. Genauso hatte er es sich immer vorgestellt. Nun war es Wirklichkeit geworden. Heute Nacht würden die Dämonen ihm schmeicheln, ihn ihren Großmeister nennen und ihn ansonsten die nächste Zeit in Ruhe lassen. Jetzt waren sie ganz still, so still wie die Welt um ihn herum. Er nahm seinen Schwanz in seine Hand und begann ihn zu reiben, aber es funktionierte nicht. Er holte sein Messer aus der Fahrradtasche und kniete sich neben die Frau. Seine Hand zitterte und nun wurde sein Schwanz steif.
    Er begann vorsichtig ihre Haut zwischen Nabel und Schritt zu ritzen, erfreute sich an dem im Mondschein schwarzen Blut, das tröpfchenweise austrat (die Frau begann zu zappeln und dumpfe Geräusche von sich zu geben, aber er hörte nicht darauf). Vorsichtig schnitt er ein zweites Mal etwas tiefer dieselbe Linie entlang. Die Frau zappelte in ihren Fesseln, wand sich wie eine Schlange, und die durch das Taschentuch gedämpften Schreie waren nun zu laut, um ignoriert zu werden. Der Junge ließ von ihr ab; es war

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