Damaskus im Herzen.. - und Deutschland im Blick
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Erst in den Städten verbannten die Männer die Frauen in den Harem, aus Angst vor ihrer Macht. Damit war der Kampf in der Öffentlichkeit entschieden, nicht aber in den eigenen vier Wänden.
Das enge Band der Familie und Sippe war eine unentbehrliche Voraussetzung, um in der lebensfeindlichen Umgebung der Wüste zu überleben. Die daraus resultierende blinde und bedingungslose Solidarität mit dieser Sippe (arab. Assabija ) hat beim Aufstieg der Araber zu einer Weltmacht eine beschleunigende Rolle gespielt. Heute ist sie ein Hemmschuh für die Errettung der arabischen Gesellschaft aus ihrer tiefen Misere.
Heute ist die arabische Familie, die sich nicht den Einflüssen der Moderne entziehen kann, genauso gut oder schlechtwie die deutsche, die indonesische oder die amerikanische Familie. Aber die Sippe als gesellschaftliche Formation überlebte als eine Mutation. Die Sippe ist nicht mehr ein Schutzmechanismus gegen die Lebensfeindlichkeit der Wüste, sondern mittlerweile ein kriminelles Instrument, das die Macht eines Diktators zu sichern hat. Unter der Sippenherrschaft mutiert die Republik zum Kalifat. Der Sohn erbt die Herrschaft vom Vater.
Der Diktator kam in den meisten arabischen Ländern aus ärmsten Verhältnissen. Daher neigt einer wie der andere zur Verkleidung und zur krankhaften Gier nach Superlativen in den Titeln, nach Palästen, Geld und nach Autos. Er trägt Titel und Kleider, die folkloristisch anmuten, aber in keiner Armee und keinem anderen Land bekannt sind.
Das Scheitern in Arabien liegt am begrenzten Horizont dieser Herrscher, die immer mehr zu Verwaltern der Erdöl- und Waffengeschäfte werden wollen und jeden als Bedrohung empfinden, der Selbständigkeit anstrebt. Es kommt ihnen nicht in den Sinn, dass Lehrer, Architekten, Mediziner und Politiker nichts als schlechte Kopisten sind, wenn sie nicht die Besonderheit der jeweiligen Region und ihrer Kultur in Betracht ziehen, und so sind unsere Wohnhäuser, Städte, Strände, Kliniken und Universitäten schlechte Kopien europäischen Baustils. Oft sind Mitglieder der Regierung selbst Vertreter westlicher Firmenniederlassungen, Importeure, die jeden bedrohlich finden, der eigene Wege gehen will, und ihn deshalb mit allen Mitteln bekämpfen.
Alle arabischen Regierungen setzen in blinder Nachahmung auf das wirtschaftliche Wachstum, diese Erfindung des Westens. Statt die Gesellschaft nach vier- bis fünfhundert Jahren Kolonialismus aus ihrem tiefen Schlaf wachzurütteln, ereifern sich unsere Herrscher über das Pro-Kopf-Einkommenoder die Zahl der Schüler, Studenten und Soldaten. Und weil sie dauernd im Hintertreffen sind, lügen sie und manipulieren die Zahlen, um bessere Ergebnisse vorzeigen zu können.
Die moderne Technik und der Reichtum durch das Erdöl ließen die arabischen Gesellschaften viele Tarnmittel importieren, sodass sie sich einbilden konnten, sie beteiligten sich am Fortschritt, wenn sie über Satellitenantennen, Handys und Videokameras verfügen. Dabei können alle diese Länder nicht einmal selbständig eine Schraube herstellen.
Sie importieren alles und werfen den politischen Gegnern vor, importierte Gedanken (arab. Afkar Mustawrade ), die zur arabischen Gesellschaft angeblich nicht passen – wie Freiheit, Demokratie, soziale Gerechtigkeit oder die Emanzipation der Frau –, aus Europa eingeschmuggelt zu haben.
Sie dulden keine Kritik, aber Kritik ist die Lunge der Freiheit. Die arabischen Intellektuellen flüchten, werden mundtot gemacht, oder sie werden gekauft. Eine vierte Kategorie gibt es nicht. Die Diktatoren versuchen, mit einem Heer gekaufter Dichter, Denker und Künstler, nicht ohne Erfolg, das Herz ihrer Bevölkerung zu erreichen.
Es mangelt in Arabien weder am Willen der Bevölkerung noch an Theorien und Ideen, sondern an Demokratie. Viele Ansätze, philosophisch und politisch zu begründen, warum und wie die Araber imstande sind, einen eigenen Weg zu gehen, wurden im Keim erstickt. Geniale Frauen und Männer versuchten, der eigenen Kultur verpflichtet, eine Antwort auf die spezifischen Fragen unserer Gesellschaft zu geben und damit einen selbständigen Beitrag zur Zivilisation zu leisten, doch sie waren von vornherein zum Scheitern verurteilt. Drei von ihnen seien hier ehrenhalber erwähnt: die Libanesen Hussein Muruwa und Mehdi Amel sowie der Iraker Hadi al Alawi. Die ersten beiden wurden erschossen. Hadi al Alawi, der großeSufigelehrte, flüchtete von Bagdad bis nach China. Er kehrte schwer krank
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