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Damaskus im Herzen.. - und Deutschland im Blick

Titel: Damaskus im Herzen.. - und Deutschland im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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man seine Worte als echte Einladung verstehen.
    Aber der wahre Kern der Gastfreundschaft, die Freundlichkeit gegenüber Fremden, ist eine göttliche Gabe, und sie veraltet nie.

DEM MORGEN BEGEGNEN
HEISST HOFFNUNG HABEN
    Sieben Bemerkungen eines hoffnungsvollen Pessimisten
     
    V or über zweitausend Jahren hat ein junger Rebell eine nicht unähnliche Situation wie die in unserer heutigen Welt durchlebt und hat darauf eine entscheidende Antwort gefunden.
    Damals war das winzige Land Palästina genau wie heute zerfressen von Selbsthass und Unruhen, und das Imperium Romanum stand wie ein Gigant dieser ihm ausgelieferten Gesellschaft gegenüber, in der Heuchelei, Mord und Selbstmord an der Tagesordnung waren. Ich komme am Ende meiner Bemerkungen auf den jungen Rebellen zurück.
     
    1. Dialog der Kulturen
     
    Der Dialog lebt von der Differenz. Die ängstliche Suche nach Harmonie mündet in eine unfruchtbare Gleichmacherei.
    Seit dem Terroranschlag am 11. September und der dadurch losgetretenen Hasslawine gegen den Islam versuchen Menschen mit gutem Willen, die Religionen des Orients einander gleichzumachen. Das ist verständlich, aber falsch. Nicht die theologische, sondern die irdische, diesseitige Differenz beschäftigt mich.
    Die drei Religionsstifter sind in ihrer Rolle als Menschen von Grund auf verschieden. Moses war ein Retter seines Volkes aus physischer und psychischer Sklaverei. Der lange zermürbende, aber reinigende Gang durch die Wüste war nötig, um das Gelobte Land zu erreichen.
    Jesus war ein Rebell in einem besetzten Land. Er begriff, dass nur wenn die menschliche Verbundenheit die ganze Welt erfasst, sein kleines Volk eine Chance haben würde, zu seiner Menschlichkeit zu finden. Er und seine Jünger waren als Missionare dieser guten Idee unterwegs.
    Muhammad war ein genialer Staatsmann . Das Christentum brauchte viele Anpassungen, glückliche Fügungen und dreihundert Jahre, um legalisiert zu werden. Der Islam war eine Staatsreligion vom ersten Augenblick an.
    Diese knapp aufgezeichneten Differenzen gestalten bis heute unsere Weltpolitik mit. Der Islam beinhaltet in seinem Grundkonzept einen weltumspannenden Staat. Dieser Gedanke, fundamentalistisch gedacht, bedeutet Krieg. Der zurzeit mächtigste Herrscher im christlichen Abendland, der Präsident der USA, verkörpert den Typus des Missionars, allerdings in seiner hässlichsten Art. Das Gute ist sein Spiegelbild, alles andere kommt aus dem Reich des Bösen. Auch hier ist Krieg vorprogrammiert. Und der israelische Staat? Verhält er sich nicht so, als wäre jeder seiner Ministerpräsidenten ein Retter und als wären seine Bürger immer noch auf der Flucht? Dies führt zu gefährlichen Projektionen und zum Krieg.
    Aber Differenzen können auch bereichern.
    Ein Orient, in dem alle Kulturen der Völker in Freiheit und Demokratie neben- und wenn möglich miteinander wirken, könnte, gestützt auf die vorhandenen Reichtümer, den Mittelmeerraum in ein Paradies verwandeln. Die ersten Schritteder Annäherung werden sehr schwer sein und können ohne Hilfe von außen nicht gegangen werden.
    Sicher grenzt dieser Gedanke heute angesichts der Misere der Weltlage an Träumerei, und viele werden die Hoffnung auf den Frieden im Orient für eine Utopie halten. Aber es ist gelebte Geschichte. In Spanien hatte diese Synthese von Muslimen, Juden und Christen mehrere Jahrhunderte Bestand.
     
    2. Wissen und Weisheit
     
    Käme ein Besucher von einem fremden Stern auf unsere Erde, würde er sich über eine eigenartige Diskrepanz wundern. Er würde den Wissensstand universell und den Wirtschaftsstand global nennen. Er würde aber lange nach einem geeigneten Begriff für den Stand der Zivilisation suchen.
    Die Menschheit hat heute die gleichen Probleme wie eh und je. Und den Grad der Zivilisation einer Gesellschaft erkennt man allein daran, wie sie diese Probleme löst. Sicher ist es eine ungeheure Errungenschaft der Technik, dass man von jedem Ort der Erde aus jeden anderen erreichen kann, aber das ist nicht Zivilisation, wenn zugleich auf dieser Erde wie zur Steinzeit Kinder vor Hunger sterben, Menschen gequält oder Konflikte mit Gewalt geregelt werden.
    Information zirkuliert um die Welt. Aber Wissen allein macht nicht weise. Es braucht die Hefe der Begegnung mit anderen Kulturen, um zu Weisheit zu werden, so wie man Mehl oder Hefe eben nicht getrennt genießen kann.
    Wir können uns darüber lustig machen oder die Köpfe vor Verzweiflung schütteln, dass ein

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