Damaskus im Herzen.. - und Deutschland im Blick
Befürwortern eines allein herrschenden Imperiums erweitern die Doktrin jedoch um eine neue Stufe. Es ist die Präventivschlag-Doktrin. Bushs Maxime lautet: »Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns.« Im politischen Leben bedeutet das die Abschaffung der gleichberechtigten Partnerschaft zugunsten williger Vasallen. Auch deshalb unterschreiben Amerikaner immer weniger bindende Verträge zum Umweltschutz oder zur Abrüstung. Ein Imperium verpflichtet sich allein gegenüber Gott und duldet keinen Partner und schon gar keine Konkurrenz. Verwenden Herrscher des Imperiums Begriffe wie »wir« und »uns«, haftet ihnen etwas Absolutistisches an. Wie von Gott beauftragt sprechen sie, und ein Widerspruch grenzt an Gotteslästerung. Aber Freiheit und Demokratie entstanden als Sehnsucht der Menschen und wuchsen immer contra Absolutismus und Despotismus.
5. Europa
Dieser Krieg ist eine ökologische, materielle, politische und kulturelle Katastrophe für die Araber. Sie zeigt ungeschminkt, dass weder der Ruf nach arabischer Bruderschaft noch der Islam ihnen mehr hilft, ihre Niederlage zu mildern oder zu vertuschen. Sie werden kolonialisiert, als hätten sie fünfzig Jahre lang nichts dagegen unternommen. Sie haben auch nichts unternommen.
Auf der anderen Seite ist dieser Krieg eine Strafe auch für Europa. Fünfzig Jahre hat Europa vergeudet, obwohl seine Interessen und seine engmaschigen Beziehungen ein Handeln erforderten. Europa ist nicht Amerika. Orient und Okzident trennt kein Ozean, sondern eine lange Beziehung verbindet sie.
Statt einen Wandel durch kritische Annäherung zu vollziehen, um im gesamten Mittelmeerraum einen freiheitlichen Geist in demokratischen Ländern mit höchst produktiven multinationalen Projekten zu schaffen, überließ Europa fast beschämt und gelähmt das Feld anderen. Die Europäer stürzten sich auf rein wirtschaftliche, nicht selten bedenklich einseitige Lieferungen von Europa in Richtung Mittelmeer. Jeder, der zahlte, bekam, was er bestellt hatte, ohne einmal gefragt zu werden, wofür. Damit disqualifizierte sich Europa als Partner der Völker. Und weil es an einem humanistischen Angebot der Zusammenarbeit fehlte, das aufklärend und aufrüttelnd auf die Völker hätte wirken können, konnten sich die arabischen Herrscher in die Arme der Amerikaner werfen. Dabei hätte es Alternativen gegeben.
Osteuropa war hundertmal gefährlicher und gefährdeter, in ewiger Abhängigkeit zu verharren. Es gab dort kontinentale Atommächte, die rational organisiert waren mit allen Schikaneneiner Staatspartei und gewappnet mit den besten Geheimdiensten der Welt. Die Bevölkerung war gelähmt, doch der Wandel kam, und als die Völker dort erkannten, dass ihre Stunde gekommen war, standen sie auf und ergriffen die Initiative. Damals hat Westeuropa durch eine kritische Annäherung große Hilfe geleistet.
In Bezug auf den Orient heuchelte Europa. Es stellte sich blind gegenüber den berechtigten Forderungen der Palästinenser, der Kurden und der Frauen. Es handelte lieber mit Diktatoren als mit deren Opposition, lieferte, harmonisch geeint von Russland bis Spanien, sowohl Waffen als auch Elektronik. Während dieser Zeit hatte die demokratische Opposition kein Geld, kein Hinterland, manchmal nicht einmal eine Schreibmaschine. Ihre Anhänger bekamen weder Asyl noch Sender.
Ein Diktator stürzt nicht durch ein Embargo, sondern durch die Stärkung der Opposition und durch seine absolute Isolation von allem, was seine Macht stärkt. Also genau durch das hundertprozentige Gegenteil dessen, was man mit Saddam Hussein gemacht hat. Man stürzt diesen Diktator nicht, indem man die Iraker hungern und eine Million infolge der Unterernährung sterben lässt, während Saddam acht Paläste hat! Seine Mittäter konnten sogar Raketen entwickeln und sich der besten Anzüge, Autos, Zigarren und aller Luxusgüter erfreuen. Woher kam das Material? Wie konnte all das an den ach so präzise arbeitenden Spionagesatelliten vorbeigeschleust werden?
Keine Gruppe der Opposition war für das Embargo, sie litten selbst darunter.
Die Europäer und die Völker des Orients müssen gemeinsame Wege suchen, sie müssen die Diktatur und Massenvernichtungswaffen ächten und einem Diktator sofort zeigen,dass niemand mehr mit ihm zusammenarbeitet. Das wäre ein Bund der Menschlichkeit.
Wir können nicht Missstände, die seit vierzig Jahren andauern, innerhalb zweier Wochen beheben. Auch das größte Imperium kann die Erde nicht gegen den
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