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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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Rückenhaare auf.
    »Wenigstens hat sie Menschenkenntnis«, murmelte Walz, der durch das ungewohnte Stiegensteigen völlig außer Atem war. »Geh doch noch die Treppe zum Dachgeschoss hinauf, damit die Töle wenigstens aus der Schussbahn ist.«
    Doch Emily weigerte sich. Sie ging trotz der Bemühungen Vogels keinen Schritt weiter.
    Erst als er entnervt die entgegengesetzte Richtung einschlug, übernahm sie heftig ziehend die Führung und verließ fluchtartig den Ort, so schnell sie konnte, so dass ihr Herr große Mühe hatte, das zitternde Tier wenigstens ein Stockwerk tiefer festzuhalten.
    Als Walz an der Türe läutete, verging eine geraume Zeit, bis ihm zu seiner Überraschung eben jene Dame öffnete, die sie gerade in das Haus gelassen hatte.
    »Ah, Sie wollten zu Herrn Bilovic?«, sagte sie sichtlich überrascht. »Ich weiß allerdings nicht, ob er da ist. Vielleicht schläft er auch. Ich habe noch nicht nachgeschaut. Werden Sie erwartet?«
    »Nicht direkt«, antwortete Walz, seinen Dienstausweis zückend.
    Die eben noch freundlichen Gesichtszüge der Dame erstarrten.
    »Warten Sie bitte hier draußen – ich schaue erst einmal nach, ob er überhaupt da ist«, sagte sie knapp.
    Als Zeichen ihrer völligen Ablehnung ließ sie die Türe hörbar ins Schloss fallen.
    Walz lauschte am Türspalt, konnte aber nichts Bemerkenswertes hören, nur das Schlagen einer Zimmertüre war deutlich vernehmbar. Nach einiger Zeit ließ das Geräusch sich rasch nähernder Schritte keinen Zweifel daran aufkommen, dass sich die Dame des Hauses in höchster Aufregung befand.
    »Können Sie bitte rasch hereinkommen?«, rief sie atemlos, während sie durch eine Zimmerflucht vorauslief, an deren Ende sich offensichtlich das Schlafgemach befand.
    Auf einem mächtigen Futon-Bett waren im Halbdunkel die Konturen einer männlichen Gestalt auszumachen, die ruhig zu schlafen schien. Walz zog die obligatorischen Gummihandschuhe an, bevor er den Lichtschalter betätigte. Die plötzliche Helligkeit, die durch die überall angebrachten Spiegel vervielfacht wurde, tat seinen Augen weh. Der eben noch so friedlich scheinende Eindruck des Raumes war mit einem Mal verschwunden. Seine blasse Haut und die Regungslosigkeit des im Übrigen nackten Körpers ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass Bilovic tot war.
    Angesichts der Tatsache, dass für Vogel und vor allem dessen vierbeinige Begleitung an diesem Ort nun kein Bedarf mehr vorlag, entließ Walz seinen Kollegen in den wohl verdienten Feierabend.
     
    Die Spurensicherung war bald da.
     
    Walz hatte sich unterdessen mit der Freundin des Toten in das riesige Wohnzimmer zurückgezogen, das mit der Opulenz eingerichtet war, die dem ausschweifenden Leben, das Bilovic offensichtlich geführt hatte, entsprach.
    Nachdem er ihre Personalien aufgenommen hatte, wie ihre Vorgängerin arbeitete Esther Neuhold als Schwester im St. Johann-Spital, wenn auch in einer anderen Abteilung, schenkte er ihr aus der reich bestückten Bar des Arztes einen erlesenen Cognac ein und begann mit der Befragung.
    »Wann haben Sie den Toten zum letzten Mal gesehen?«
    »Vorgestern Abend habe ich ihn noch besucht«, schluchzte sie, »wir hatten so einen schönen Abend miteinander.«
    »Ob Herr Bilovic, wie es momentan den Anschein hat, eines natürlichen Todes gestorben ist, wird die Gerichtsmedizin klären. Deshalb muss ich Sie als Erstes fragen, ob er gesundheitliche Probleme hatte.«
    Neuhold nickte unmerklich.
    »Ja, in letzter Zeit machte er einen matteren Eindruck als sonst. Als ich ihn darauf ansprach, gab er zu, dass ihn gelegentlich sein Herz schmerzte.«
    »Trotz ihres verständlichen Schocks muss ich jetzt leider etwas Unangenehmes ansprechen. Wir wissen um die nicht ganz legale Nebentätigkeit des Herrn Bilovic, und wir nehmen auch an, dass Sie davon wissen. Haben Sie einen Schlüssel zum OP im Dachgeschoss?«
    Sogleich hielt Neuhold in ihrem beständigen Schluchzen inne und schaute Walz überrascht an.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, sagte er in hartem Tonfall. »Also, haben Sie einen Schlüssel?«
    »Nein«, flüsterte sie, »er war der Einzige, der ihn hatte. Einem anderen hätte er ihn niemals gegeben, dazu war er viel zu misstrauisch. Er muss an seinem Schlüsselbund sein, den er immer bei sich trug.«
    Walz entschuldigte sich kurz und wies seine Kollegen von der Spurensicherung an, nach einem solchen im Schlafzimmer zu suchen, nicht ohne ihnen mitzuteilen, dass ihre Untersuchung ein

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