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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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einiger Zeit des Nachdenkens, wobei sie dekorativ ihre Stirn runzelte. Noch immer schaute sie zum Fenster hinaus. »Er wusste es auch nicht so genau, glaube ich mich zu erinnern, er nahm es eher an. Mir hatte sie übrigens von einem Auslandsaufenthalt erzählt, sich aber nicht näher darüber geäußert.«
    »Und ihrem Sohn hat sie das auch erzählt?«
    »Das kann doch ich nicht wissen«, sagte sie ungeduldig, während sie sich wieder dem Inspektor zuwandte. »Da müssen Sie Florian schon selbst fragen.«
    »Das haben wir auch vor, aber da Sie nun einmal hier sind und Sie auf einer Obduktion bestanden haben, haben wir gehofft, bei Ihnen eine Begründung für Ihr damaliges Misstrauen zu finden.«
    »Die habe ich Ihnen nun ja hoffentlich hinreichend geliefert …«, sagte sie schnippisch, bevor sie erste Anstalten zum Aufbruch machte.
    »Das schon, aber trotzdem wäre ich noch einmal gerne auf Ihr Treffen mit Bilovic zurückgekommen …«, wandte Vogel ein, während er mit seiner Rechten andeutete, dass sie sitzen bleiben möge.
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich etwas mit dem Tod dieses Herrn zu tun habe?«, fragte sie entrüstet mit bedrohlich erhobener Stimme. »Wenn das der Grund unseres Treffens ist, verwehre ich mich entschieden dagegen und sage kein Wort mehr ohne meinen Anwalt.«
    Wie ein kleines Kind verschränkte sie trotzig die Arme und bebte geradezu vor Entrüstung. Als äußeres Zeichen ihrer Fassungslosigkeit schüttelte sie beständig den Kopf, während sie stoßweise schnaubend ausatmete. Das Einzige, was an ihr nicht nach Empörung aussah, war ihr Zopf, der bei jeder Kopfbewegung lustig hin und her baumelte.
    Hilfe suchend blickte Vogel zu seinem Kollegen.
    »Davon kann überhaupt keine Rede sein, Elisabeth«, sagte Walz, während er seine Hand beschwichtigend auf ihren linken Arm legte. »Wir versuchen doch nur, möglichst viele Informationen über Herrn Bilovic zu erhalten, um seinen Tod besser verstehen zu können. Das ist wie bei einem Puzzle – und du bist eben unser erster Stein … Jetzt frühstücken wir erst einmal, und dann erzählst du uns, was du weißt. Mehr wollen wir ja gar nicht von dir.«
    Ungeachtet dieser Beruhigungsversuche schaute Elisabeth mit trotziger Miene wieder aus dem Fenster, während die Inspektoren verstohlene Blicke wechselten.
    Endlich kam die Bedienung mit dem Frühstück, das von den Inspektoren anfangs schweigend eingenommen wurde.
    Nachdem er herzhaft in seine Buttersemmel gebissen hatte, nahm Walz das Gespräch wieder auf.
    »Für den Abend der Tat kann ich der Elisabeth ohnehin ein lupenreines Alibi geben«, sagte er zu seinem Kollegen, nachdem er seinen Bissen mit einem Schluck Kaffee hinuntergespült hatte.
    »Da waren wir zusammen im Konzert von Florian Rost. Und danach waren wir essen.«
    »Ja, wenn das so ist, dann haben Sie ja überhaupt nichts zu befürchten, Frau Marthaler«, sagte Vogel scheinbar überrascht. »Und brauchen demnach auch keinen Anwalt. Wenn ich Sie also richtig verstehe: Sie wollten, dass die Leiche Ihrer Freundin obduziert wird, weil Sie angenommen hatten, dass sie einem Kunstfehler zum Opfer gefallen ist. Daran ist ja nichts Ehrenrühriges. Im Gegenteil. Eines verstehe ich dabei allerdings nicht ganz: Warum haben Sie das nicht einfach der Polizei gesagt?«
    »Weil ich Angst hatte«, sagte sie leise, während sie Vogel offen ins Gesicht sah.
    »Angst – wovor?«
    Nervös schaute sie auf ihre Armbanduhr.
    »Diese Antwort noch und dann muss ich wirklich gehen. Nun ja, Bilovic hatte als Promi-Arzt genügend einflussreiche Freunde in der Gesellschaft und der Politik, das habe ich ja auf dem Empfang gesehen, wo er regelrecht hofiert wurde. Sogar Ihr Chef, der Herr Polizeipräsident, war da und unterhielt sich eingehend mit ihm. Und denen wäre es sicherlich ein Leichtes gewesen, mich als unglaubwürdig darzustellen und möglicherweise meine Existenz zu vernichten. Und so sicher war ich mir auch nicht, es war ja letztlich nichts anderes als eine Vermutung von mir.«
    »Haben Sie denn etwas zu befürchten? Sie sind doch, soweit mir bekannt ist, als gut bestallte Geschäftsführerin in einer Software-Firma tätig …«
    »… die aber gerade im Begriff ist, sich selbständig zu machen, und da machen sich einflussreiche Feinde nicht so gut. Wenn Sie jemals versucht hätten, in Österreich eine Firma zu gründen, wüssten Sie, was ich meine … Jetzt muss ich aber wirklich gehen, ich habe einen dringenden Termin«, und nach einem

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