Damian
Blut, das beim Zerschneiden des Filets auf den Teller fließt, tunkt er mit kleinen Brotstücken auf. Sein Magen scheint anfangs wieder zu rebellieren, doch dann beruhigt er sich und so kann Damian seit langer Zeit mal wieder behaupten, er habe etwas gegessen. Natürlich rührt er keine einzige Beilage an und beobachtet fasziniert, wie Rachel sowohl die Vorspeise, Garnelen auf Weißweinschaum, als auch den Hauptgang mit großem Appetit verzehrt. Ihr Lammfilet war natürlich innen rosa und nicht so blutig wie seins. Damian ist überaus erleichtert, dass er das Fleisch offenbar verträgt, eine andere Erkenntnis macht ihm jedoch große Sorge. Der Geschmack des Tierblutes hat den Vampir in ihm geweckt. Er hat Durst. Durst auf frisches, warmes, menschliches Blut. Sein Verlangen danach wird immer stärker. Er versucht sich abzulenken, plaudert mit Rachel über die Stadt, die Theater und andere belanglose Dinge, während der Vampir in ihm ständig seinen Blick über Rachels Hals gleiten lässt. Er nimmt ungewöhnlich laut das kräftige Schlagen ihres Herzens wahr und sieht genau, wie ihr Puls die Haut über ihrer Arterie zum Beben bringt. Schon spürt er, dass sein Kiefer sich dehnt, um seinen Fängen Platz zu machen. Er blickt nach unten, starrt auf seine Tasse Espresso, die vor ihm auf dem Tisch steht, denn er befürchtet, dass seine Augen blutunterlaufen sind. Als Rachel sich entschuldigt, um zur Toilette zu gehen, blickt er kaum auf und nickt ihr nur zu. Sein Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Wie kommt er jetzt nur unauffällig an Blut? Er schluckt schwer und sein Speichel schmeckt derart bitter, dass Damian schnell versucht diesen widerlichen Geschmack mit dem Espresso wegzuspülen. Wenn Rachel wieder zurück ist, könnte er auch den Waschraum aufsuchen und dort über einen Mann herfallen, sich satt trinken und das war es. Er könnte sich aber auch zusammenreißen und zu Hause ein wenig von diesem Konservenblut trinken und hoffen, es nicht gleich wieder zu erbrechen. Aber all das zählt plötzlich nicht und sein ganzer Körper spannt sich an: Rachel kommt wieder. Er hört sie, spürt sie, nimmt sie mit allen Sinnen wahr. Der Jäger in ihm weiß genau, was, oder besser wer heute seine Beute ist. NEIN! Nicht Rachel. Doch!, zischt die boshafte Stimme in ihm. Und dann passiert etwas, was er dachte unter Kontrolle zu haben. Der Vampir Damian Cunningham übernimmt die Oberhand, drängt das Menschliche in ihm mit aller Macht zurück. Er hat sein riskantes Spiel mit der bösen Seite in ihm zu lange gespielt, er hat zu hoch gepokert und nun gibt es kein Zurück mehr. Schachmatt!
„Wollen wir gehen?“, fragt er sein Opfer schmeichelnd und lässt Rachel nicht aus den Augen. Rachel bemerkt nichts von der Veränderung in ihm, weiß nicht, dass sie ihm vollkommen ausgeliefert ist und keine Chance hat ihm zu entkommen. Der Vampir hat sein Verhalten perfektioniert über die Jahre. Es wird ein leichtes sein, sie zu verführen und sich dann an ihrem Blut satt zu trinken und mit einem wissenden, fast zynischen Lächeln auf den Lippen hilft er ihr in den Wagen. Sie wird heute seine Nachspeise sein, dass süße Dessert, nach dem man sich genüsslich die Lippen leckt. Sex und Blut, heute wird der Vampir seine Befriedigung bekommen, in jeder Hinsicht.
Irgendetwas stimmt nicht mit Damian. Seit dem Abendessen ist er so still und in sich gekehrt. Auf der Fahrt nach Hause reden sie kein Wort miteinander. Er starrt stur auf die Straße. Seine Hände hat er so fest um das Lenkrad gelegt, dass das weiße seiner Knöchel deutlich zu sehen ist.
„Geht es Dir nicht gut?“, fragt Rachel ihn besorgt. Er wirft ihr einen Blick zu, kurz und doch so intensiv.
„Wie kommst Du darauf? Es ist alles bestens“, gibt er mit kalter Stimme zu. Rachel fröstelt es plötzlich. Irgendetwas passiert gerade mit Damian, sie könnte schwören seine Augen waren eben viel dunkler als sonst, fast schwarz. Oder bildet sie sich das nur ein? Es ist dunkel im Auto, vielleicht sieht sie bereits Dinge, die gar nicht sind. Zuhause angekommen ist Damian charmant wie immer, hilft ihr aus dem Auto, führt sie in die Eingangshalle und hilft ihr beim Ablegen ihrer Jacke.
„Es war ein zauberhafter Abend“, versucht Rachel die plötzlich so angespannte Atmosphäre zwischen ihnen etwas zu lockern.
„Der Abend ist noch lange nicht zu Ende“, entgegnet Damian mit tiefer Stimme und zieht sie in seine Arme. Seine Lippen finden die ihren und er küsst sie so wild und
Weitere Kostenlose Bücher