Damian
Stimme klingt die Unsicherheit, die sie mit jeder Faser ihres Körpers spürt.
„Ich bilde mir das nicht ein, verstehst Du? Ich bin ein Vampir. Seit tausenden von Jahren wandel ich auf Erden und ernähre mich von dem Blut der Sterblichen.“ Rachel schluckt, es fällt ihr schwer ihm zu glauben, aber wen wundert das.
„Es gibt keine Vampire, hörst Du? Das sind Hirngespinnste, Fantasiefiguren und uralte Mythen, die keiner wissenschaftlichen Betrachtung standhalten. Du solltest zu einem Arzt gehen, einem Spezialisten, der sich mit Wahnvorstellungen auskennt“, versucht sie ihn zur Vernunft zu bringen.
Sie wehrt sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mittel gegen die Tatsache, dass er eine Bestie ist. Bewundernswerte, kleine, naive Rachel. Wie kann er ihr nur klar machen, dass er es ernst meint? Damian geht zum Schreibtisch und bemerkt aus dem Augenwinkel, dass Rachel einige Schritte vor ihm zurückweicht. Es schmerzt ihn zu sehen, dass er sie so verängstigt. Er greift nach einem Brieföffner und geht damit auf Rachel zu. Erneut weicht sie einige Schritte vor ihm zurück, aber er ist schneller als sie. Er schließt mit der Kraft seines Willens die Tür des Arbeitszimmers. Sie fällt mit einem lauten Krachen ins Schloss und verriegelt sich wie von Geisterhand. Rachel zuckt erschrocken zusammen und Damian greift so schnell nach ihrer Hand, dass sie vor Überraschung und Entsetzen aufschreit. Er riecht ihre Angst und dennoch muss er jetzt etwas tun, was er niemals tun wollte: er muss ihr mit aller Deutlichkeit klar machen, dass er kein Spinner ist. Er drückt ihr den Griff des Brieföffners in die Hand und legt ihre klammen Finger darum. Die Klinge zeigt nun auf ihn und Rachel schaut ihn verständnislos an. Jetzt legt er seine Finger um die ihren und ehe Rachel Luft holen kann, um ihn zu fragen, was das werden soll, rammt er sich die Klinge in den Bauch. Rachel schreit auf, starrt auf ihrer beide Hände und die Klinge, die tief in Damians Fleisch steckt. Tränen rinnen über ihre Wangen und sie versucht verzweifelt ihre Hand unter der seinen zu befreien. Aber er hält sie fest umschlossen. Warmes Blut rinnt über ihrer beiden Hände.
„Ich bin ein Vampir, Rachel“, flüstert er noch einmal bestimmt und sieht sie intensiv an. Dann zieht er gemeinsam mit ihr die Klinge aus seinem Leib und entlässt Rachels Hand. Der blutbeschmierte Brieföffner fällt mit einem dumpfen Geräusch zu Boden und Rachel taumelt einige Schritte zurück. Ihr Herz rast, ihr Atem stockt und sie erwartet jeden Augenblick aus einem schrecklichen Alptraum zu erwachen, aber nichts dergleichen geschieht. Rachel starrt mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen auf die Wunde in Damians Bauch und reibt sich die blutverschmierte Hand panisch an ihrem Shirt ab. Damian spürt den Schmerz, den die Klinge in seinem Körper hinterlassen hat, aber er hält ihn aus. Er beißt die Zähne aufeinander. Diese kleine Demonstration musste sein, um Rachel zu beweisen, dass er kein armer Irrer ist. Die Wunde hört auf zu bluten und wie von Geisterhand schließt sich die Haut genau an der Stelle, in der von nicht weniger als ein paar Sekunden noch die Klinge des Brieföffners steckte. Rachel schnappt nach Luft.
„Das…das ist unmöglich!“ Damian beobachtet sie genau. Die Gedanken, die in diesem Augenblick durch ihren Kopf wirbeln, stehen ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Sie erinnert sich, zieht Schlüsse, beginnt die Puzzleteile zu einem Ganzen zusammenzufügen. Und dann das Entsetzen auf ihrem Gesicht, die Erkenntnis und das Nicht–wahrhaben-wollen. Sie schüttelt den Kopf, erst langsam, dann immer energischer.
„Nein. Ich kann, ich will das nicht glauben!“ Damian geht einen Schritt auf sie zu. Rachel bleibt wie erstarrt stehen und als sie aufsieht und in sein Gesicht schaut, sind plötzlich alle Zweifel verschwunden und sie möchte nur noch schreiend davon laufen: Damians Augen sind blutunterlaufen und seine Iris pechschwarz. Zwischen seinen Lippen erkennt Rachel die Spitzen seiner verlängerten Eckzähne.
„Es tut mir so leid Rachel“, flüstert Damian und geht noch einen Schritt auf sie zu. Die Angst, die sie bisher lähmte schlägt nun um in schiere Panik. Rachel wirbelt herum und rennt zur Tür, nur um mit Entsetzen festzustellen, dass sie verschlossen ist.
„Lass mich gehen, bitte!“, fleht sie und rüttelt verzweifelt am Türknauf. Immer wieder wirft sie Damian verängstigte Blicke zu.
„Rachel, ich kann Dich jetzt
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