Damian
nicht geohrfeigt hat. In ihrem Zimmer angekommen, löst sie die Haarspange und ihre dunkelblonden Haare fallen in weichen Wellen um ihre Schultern. Auf der einen Seite empfand sie die Kühle seiner Hände auf ihrer verbrannten Haut als sehr angenehm, auf der anderen Seite, war es fast schon eine intime, vertraute Geste. Sie lässt sich auf ihr Bett fallen und schließt die Augen. Sie genießt diese absolute Ruhe, den leichten, kühlen Luftzug, der durch ihr geöffnetes Fenster gleitet. Was ist bloß los mir ihr? Und was soll dieses seltsame Verhalten Cunninghams? Und was ist da zwischen ihnen, dass sie glaubt sich wie ein dummer Teenager verhalten zu müssen? Sie lauscht in sich hinein: Rachel Fletcher, bist du etwa dabei dich in diesen Kerl zu verlieben? Trotz seiner herablassenden Art ist da etwas, das sie fasziniert und verdammt, sie will mehr über ihn wissen! Plötzlich klopft es. Rachel richtet sich schnell auf und geht zur Tür um sie zu öffnen.
„Mr. Cunningham bat mich, Ihnen dies hier zu bringen“, erklärt Henry und reicht ihr auf einem Tablett eine Dose in der sich offensichtlich eine Salbe befindet.
„Vielen Dank“, antwortet Rachel verlegen und nimmt ihm die Dose ab.
„Die Salbe sollte möglichst dünn aufgetragen werden, damit sie über Nacht kühlen und einwirken kann. Sie werden sehen, morgen werden sie kaum noch Beschwerden haben.“ Mit einem angedeuteten Lächeln und einer leichten Verbeugung wünscht Henry ihr eine angenehme Nacht und verabschiedet sich. Vielleicht ist Cunningham ja doch nicht so ein arroganter Kerl, wie sie bis eben noch vermutet hat. Die Geste ihr eine kühlende Creme bringen zu lassen ist jedenfalls sehr nett. Rachel verdreht die Augen und bringt die Dose in ihr Bad. Als sie sich im Spiegel betrachtet, sagt sie leise: „Deine Hormone spielen verrückt Rachel. Nur weil du jetzt bereits seit fast zwei Jahren keinen Mann mehr hattest, musst du doch nicht beim erstbesten, verdammt gut aussehenden und überaus wohlhabenden, mysteriösen Fremden gleich Herzklopfen bekommen!“ Sie beginnt sich auszuziehen und die Salbe auf die schmerzenden Hautpartien aufzutragen. Cunningham ist wirklich ein sehr attraktiver Mann und verkörpert eigentlich genau das, was sie an einem Mann so sehr mag. Stärke, Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein. Und dennoch ist sie fest davon überzeugt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Seine Augen sind ihr unheimlich. Wenn er sie mit unbewegter Miene mustert, dann ist ihr, als wenn er sie mit seinem Blick sanft berührt. Sie schüttelt den Kopf, um wieder einen klaren Verstand zu bekommen und sagt laut: „Quatsch!“ Auf dem Weg zurück zu ihrem Bett, greift sie nach ihrem Rucksack, um die Kamera heraus zunehmen. Kaum das sie die Riemen des Rucksackes in ihren Händen hält, fällt ihr Blick auf den Tisch neben den beiden Sesseln. Sie kann sich gar nicht daran erinnern, die Kamera vorhin dort abgelegt zu haben. Seltsam. Sie legt den Rucksack wieder zurück auf den Sessel und greift nach der Kamera. Mit einigen wenigen Handgriffen öffnet sie die gespeicherten Bilder: nichts! „Das kann doch nicht wahr sein!“ flüstert sie entsetzt und verwirrt zugleich. Rachel geht alle erdenklichen Programme der Speicherung durch, aber von den vor wenigen Stunden gemachten Fotos ist nichts mehr zu finden. „Verdammt!“ Sie öffnet den Slot für die Speicherkarte um sich zu vergewissern, dass die Karte auch vorhanden ist. Alles ist so, wie es sein soll. Die Kamera zeigt ganz offensichtlich keinerlei Fehlfunktion. Zur Sicherheit geht sie auf den Balkon und schießt ein paar Fotos: von der beleuchteten Einfahrt, dem Blick hinunter zum Nil und schließlich von ihrem Zimmer. Als sie dann den Menüknopf auf Wiedergabe der gespeicherten Fotos dreht, erscheint sofort das vor wenigen Sekunden geschossene Bild. „Ich verstehe das nicht“, murmelt Rachel vor sich hin. Sie lässt sich auf das Bett fallen, die Kamera immer noch in Händen. Das kann unmöglich sein. Die Bilder waren da. Ganz bestimmt! Sie kann sich noch genau erinnern, dass die Anzahl der gespeicherten Fotos angezeigt wurde: 164. Noch einmal richtet sich ihr Blick auf die Kamera, dann zum Tisch und danach zur Tür. Sie könnte es nicht beschwören, aber sie glaubt die Kamera nicht auf den Tisch gelegt zu haben. Seit sie zurück waren, hat sie das Gerät nicht mehr in den Händen gehabt. Plötzlich beschleicht sie ein äußerst ungutes Gefühl, das ihr Herz schneller schlagen lässt und eine gewisse
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