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Damian

Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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ein für alle mal und klammert sich an den Gedanken, dass es wirklich so ist, wie Rubins sagt: vielleicht hat sie wirklich aus Versehen die Bilder gelöscht…!
     Sie fahren vorbei an Baumwollplantagen und Maisfeldern. Die Sonne steigt soeben über den Horizont und ihre warmen Strahlen scheinen das Land sanft aufzuwecken. Der Himmel erleuchtet in strahlendem Blau und die saftigen, grünen Felder bieten einen wunderbaren Kontrast zum hellen Bergmassiv der Thebanischen Berge und des El-Qurn, der höchsten Erhebung. So wunderbar der Blick auf diese fremde Landschaft auch ist, Rachel kann ihre Gedanken nicht von gestern Abend lösen. Cunninghams Berührung und der Blick in seine tiefbraunen Augen lassen sie nicht zur Ruhe kommen. Ein Prickeln durchfährt sie, wenn sie nur daran denkt. Wie sanft seine Hände waren, wie sacht seine Berührung und doch auch so einnehmend. Sie zieht die Augenbrauen zusammen. Sie musste sich regelrecht zusammenreißen, um nicht vollends in seine Arme zu sinken. Verdammt, was ist nur mit ihr los? Sie kennt ihn doch kaum, weiß noch nicht einmal seinen Vornamen, sein Alter oder was er beruflich macht. Gedankenverloren atmet sie einmal tief ein und aus.
    „Alles in Ordnung?“, erkundigt sich Rubins. Rachel sieht zu ihm und nickt.
    „Ja. Ja, alles bestens“, antwortet sie ihm verlegen. Sie weiß ganz genau, dass sie sich etwas vormacht. Cunningham hat eine Sehnsucht in ihr geweckt, die sie noch nie zuvor wahrgenommen hat und die sie nicht einzuordnen weiß. Sie schüttelt sacht den Kopf, um ihre Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Schluss jetzt, ermahnt sie sich. Konzentrier dich auf die Aufgaben, die vor dir liegen. Da ist kein Platz für eine Romanze. Wieder sieht sie aus dem Fenster. Sie haben die Zufahrt zum Tal der Könige vor wenigen Minuten  passiert und  der Geländewagen biegt nun von der asphaltierten Straße ab. Die Fahrt wird etwas holperig, da sie nun ihren Weg auf Schotter und Sand zurück legen. Noch gut eine Viertelstunde werden sie am Rand der Berge entlang fahren bis sie endlich an ihrer Wirkungsstätte ankommen. Sie kann es kaum erwarten, die alten Ruinen der Stadt und die Grabanlagen zu sehen. Noch einmal überprüft sie sorgsam ihre Kamera.
    Professor Rubins läuft voraus. Auf dem Kopf trägt er seinen abgewetzten Lederhut, um sich vor der inzwischen gleißenden Sonne zu schützen. Seine braune Lederaktentasche hat er unter seinen Arm geklemmt und ein weiterer Lederbeutel hängt um seine Schulter. Rachel hat sich inzwischen ihre Haare hochgebunden und schützt ihren bereits sonnenverbrannten Nacken mit einem leichten Tuch, das sie sich umgebunden hat. Seit zwei Stunden waten sie nun bereits durch den Wüstensand und schauen sich die Überreste der Siedlung an, die hier vor vielen Jahrtausenden das Zuhause der Arbeiter im Tal der Könige war. Von den Behausungen ist nicht viel übriggeblieben. Andeutungsweise erkennt man den einen oder anderen Grundriss eines Hauses aber vieles ist bereits wieder tief unter dem Sand verschwunden.  Immer wieder bückt sich Rachel um einen Stein aufzuheben oder weil sie glaubt eine vermeintliche Tonscherbe gefunden zu haben. Leider ist es nichts dergleichen. Sie lauscht gespannt den Ausführungen ihres alten Freundes über die geschichtliche und zeitliche Einordnung der Siedlung und hält alles was ihr interessant erscheint mit ihrer Kamera fest. Schließlich nähern sie sich der Grabanlage. In einem Umkreis von ca. 800  Metern sind deutlich mehrere Eingänge zu erkennen. An eines treten sie näher heran. Als sie vor dem Eingang stehenbleiben, kann Rachel ihre Enttäuschung kaum verbergen. Man erkennt deutlich den oberen Teil eines Eingangs, bei dem Steinblöcke fest einander gereiht sind. Darunter sind vier Treppen freigelegt, die hinunter führen. Der Rest ist Wüstensand.
    „Ich dachte, man könne die Gräber betreten“, kommentiert sie ihre Enttäuschung.
    „Nun, als man die Anlage vor 8 Jahren fand, da wurden selbstverständlich auch die Gräber freigelegt.“ Der Professor wischt sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn.
    „Aber als man nichts fand und die weitere Erforschung mangels Geld nicht zustande kam, überließ man die Gräber wieder der Wüste.“ Rachel hält den Eingang des Grabes mit ihrer Kamera fest, während der Professor weiter, zu dem weit abseits liegenden Grab, geht. „Einige Kollegen sind übrigens immer noch der Auffassung, man dürfte diese Siedlung und vor allem die Gräber nicht ihrem Schicksal

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