Damian
vorbeigeht, um in dem Geländewagen nach seiner Ausrüstung zu suchen. Rachel kann sich ein bewunderndes Lächeln nicht verkneifen und macht sich ebenfalls auf den Weg ihre Fotoausrüstung zu holen. Hassan und seine Männer setzen sich inzwischen unter einem Felsvorsprung in den Sand und besprechen von der Sonne geschützt, mit welchen Arbeiten morgen begonnen wird. Danach sammeln sich alle um den Kleinbus und prüfen und kontrollieren die mitgebrachten Werkzeuge und beginnen ein Lager aufzubauen. Rubins stampft im Wüstensand hin und her und erkundet die Gegend, wobei er sich immer wieder Notizen in sein kleines, schwarzes Buch kritzelt. Rachel fotografiert: das Bergmassiv und die Lage der Siedlung sowie die Anordnung der Gräber. Und so vergeht die Zeit wie im Flug. Ehe sich Rachel versieht, wird das Felsmassiv auch schon von der untergehenden Sonne in hellorange bis rotbraune Farben getaucht. Ein wunderbarer Anblick. Rachel kann nicht anders und macht einige Fotos für ihre eigene ganz private Sammlung. Schließlich wird sie abgelenkt von der hektischen Betriebsamkeit, die plötzlich im Lager herrscht. Letzte Arbeiten an den Zelten werden verrichtet und die ersten Camping-Gaslaternen werden entzündet. Noch vor Sonnenuntergang müssen sie sich auf den Weg machen. Die Fahrt zurück zu Cunninghams Anwesen dauert gut 40 Minuten und sie sind mehr als einmal eindringlich darauf hingewiesen worden, dass die Wüste in der Nacht kein sicherer Ort wäre. Rachel klettert die wenigen Meter von der leichten Anhöhe, auf der sie eben noch gestanden hat, hinunter, um sich mit Rubins am Wagen zu treffen. Als sie an den Wachposten vorbeigeht, verwundert es sie nicht, dass diese mit Schusswaffen ausgestattet sind. Mit leichtem Unbehagen nimmt sie es zur Kenntnis, beeilt sich dann jedoch, denn Rubins und Essam warten bereits auf sie. „Sobald die Sonne untergegangen ist, herrscht absolute Dunkelheit. Der Übergang vom Tag zur Nacht findet hier sehr schnell statt“, hatte Essam ihnen erklärt. Schon hat Rachel ihren Rucksack mit der Kamera gegriffen und klettert zu ihrem Fahrer in den Geländewagen. Unmittelbar nach ihr lässt Professor Rubins sich schnaufend in die Sitze fallen und sortiert die Papiere, die er eben noch aus dem Lager geholt hat. Seine Wangen sind rot und erhitzt und Schweißperlen stehen auf seiner Stirn.
„Wie viele Fotos hast du gemacht?“, will er schließlich neugierig wissen. Rachel nimmt die Kamera zu Hand und bestätigt:
„164“. Ein Lächeln fliegt über das Gesicht des Professors.
„Gibt es denn in der Wüste so viele interessante Motive?“, fragt er mit einem Augenzwinkern. Rachel schenkt ihm ein Lächeln, nickt und erwidert:
„Mehr als sie glauben.“
Der Wagen setzt sich in Bewegung, als die letzten Sonnenstrahlen bereits den Horizont berühren und die Wüste in ein Farbenspiel von Rottönen tauchen. Rachel schaut aus dem Fenster und betrachtet dieses Naturschauspiel fasziniert. Schade, dass sie nicht die Zeit haben wird, sich mehr von diesem wundervollen Land ansehen zu können. Sie weiß, sie ist nicht zum Spaß hier und erst recht nicht als Touristin. Sie wusste genau, auf was sie sich einlässt, als sie zusagte ein Teil des Expertenteams zu sein und dass eine Menge Arbeit vor ihr liegen würde. Und trotzdem ist sie mehr als glücklich hier sein zu können. Und sie weiß schon jetzt, dass diese Reise mehr als nur eine Erfahrung werden wird. Es wird Abenteuer an das sie sich noch lange erinnern wird.
Gegen neunzehn Uhr dreißig kommen sie wieder im Haus von Cunningham an. Es war ein anstrengender erster Tag und Rachel kann es kaum erwarten, alsbald unter der Dusche zu stehen. Sie ist erschöpft. Die Hitze, das ständige hin und her Laufen im Wüstensand und das Einrichten des Basislagers hat ihr doch mehr abverlangt, als sie zunächst dachte. Als sich Rachel nach der erfrischenden Dusche im Spiegel betrachtet, stellt sie fest, dass sie sowohl auf der Nase und den Wangen, als auch im Nacken und auf den Schultern einen Sonnenbrand hat. Verdammt, ihre Mutter hatte recht. Sie braucht dringend eine Creme mit einem höheren Lichtschutzfaktor. Sie schlüpft in ein beigefarbenes Kleid und steckt ihre noch feuchten Haare schnell hoch. Es ist bereits zwanzig Uhr und sie will pünktlich zum Abendessen erscheinen. Den ganzen Tag über konnte sie Mr. Cunningham mehr oder weniger erfolgreich aus ihren Gedanken verbannen, doch jetzt, wo sie weiß, dass sie ihn jeden Augenblick wiedersehen
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