Damian
ihr. Sie sieht müde aus, kein Wunder, nach dieser Nacht. Sie betrachtet ihr Gesicht näher, fährt mit ihren Händen über die Stelle am Hals, in die sie Damian vor zwei Nächten gebissen hat. Es ist fast nichts mehr zu sehen. Sie erinnert sich daran zurück, nur diesmal sind es nicht ausschließlich erschreckende Gedanken, sondern im Vordergrund steht das Gefühl, das sie dabei hatte. Natürlich war sie zuerst erschrocken, wegen des kurzen, stechenden Schmerzes, aber dann, als seine heiße Zunge über die offene Wunde strich, er seine weichen Lippen darauf legte und das Blut aus ihrer Ader sog…, das war ein erschreckend erotischer Augenblick. Ein Ziehen und Prickeln durchfuhr sie und sie weiß noch genau, dass sie aufstöhnte. Es war kein Laut des Schmerzes, sondern einer der sinnlichen und verlangenden Art. Sie blinkt mit den Augenlidern. Einmal, ein zweites Mal. Dann starrt sie ihr Spiegelbild fragend an. Ein schiefes Grinsen zeigt sich plötzlich um ihre Mundwinkel. Ja, verdammt, es hat ihr gefallen, sie gibt es zu. Es war ein sehr erotischer Moment und sie fragt sich allen Ernstes, ob sie es ihm, irgendwann einmal, gestatten wird, ihr Blut zu trinken. Damian tat ihr leid, letzte Nacht, als er ihr mit diesem schuldbewussten Blick gestand, dass es ihm schwer fällt ihrem Blut zu widerstehen. Also, wer weiß, sie hat sich auf dieses Abenteuer mit ihm eingelassen, also warum nicht auch auf diesen ganz besonderen Augenblick. Sie nimmt ein Handtuch und trocknet sich die Hände, dann löscht sie das Licht und geht zurück in Damians Zimmer. Sie will gerade das Pyjamaoberteil über ihre Schulter streifen und wieder nackt zu ihm unter die Decke klettern, als ihr Blick auf den schlafenden Damian fällt. Ein wohliges, warmes Gefühl, das von ihrem Herzen ausgeht, breitet sich in Sekundenschnelle in ihrem ganzen Körper aus. Er sieht so friedlich und so unglaublich sexy aus, wie er da liegt. Seine Haare sind das reine Chaos, sie stehen nach allen Seiten ab und lassen ihn so jung wirken. Sie ist ihm letzte Nacht wieder und wieder durch die Haare gefahren. Es fühlte sich einfach zu gut an. So wie alles, was sie noch vor ein paar Stunden getan haben. Es fühlte sich alles so richtig und so vollkommen an. Rachel betrachtet den schlafenden Damian weiter, sieht, wie seine langen Wimpern winzige Schatten auf seine Wangen werfen. Er sieht so jung aus. Sie würde ihn nicht einen Tag älter als dreißig schätzen. Sein Bart sprießt um Wange und Kinn. Schon fängt ihr Körper an zu prickeln, wenn sie sich nur daran erinnert, an welchen Stellen sie genau diese Bartstoppeln noch vor ein paar Stunden auf der Haut gespürt hat. Wieder spielt ein Lächeln um ihren Mund. Sie betrachtet voller Liebe seine sinnlichen Lippen, die so leidenschaftlich küssen können. Doch dann fällt ihr noch etwas auf. Damian liegt auf dem Bauch und sein Rücken ist entblößt. Was ist das , fragt sich Rachel verwundert und tritt auf leisen Sohlen ein Stück näher an das Bett heran. Sie hält den Atem an und ihre Augen weiten sich vor Entsetzen. Sein Rücken ist übersät von Narben. Sie sind nicht sofort zu erkennen, denn sie scheinen tief unter den ersten Hautschichten zu liegen, was jedoch darauf hindeutet, dass es sehr tiefe Wunden gewesen sein müssen. Rachel beugt sich herab, um noch genauer sehen zu können. Es sind lange Striemen, aber auch kurze, dickere Vernarbungen. Und es gibt kreisrunde Flecken, die unter der Haut immer noch rot schimmern. Sind das Verbrennungen?
„Oh, mein Gott!“, flüstert Rachel entsetzt und hält verschreckt die Hand vor den Mund. Das sind die Narben, die durch die Folter durch diese abscheuliche Leylha zurückgeblieben sein müssen. Rachel streckt ihre zitternde Hand aus, ist versucht seinen Rücken sanft zu berühren. Aber sie beherrscht sich, sie würde ihn nur unnötig aufwecken. Als sie gestern und die Male davor beim Liebe machen über seinen Rücken strich, kann sie sich nicht daran erinnern etwas gefühlt zu haben, eine Unebenheit oder wulstiges Gewebe. Rachel kneift die Augen zusammen. Die oberen Hautschichten sind glatt und vollkommen unversehrt. Diese Verletzungen hat er erlitten, als er noch lebte, als er noch kein Vampir war. Welche unsäglichen Qualen muss er erlitten haben! Tränen steigen Rachel in die Augen bei der Vorstellung, dass er geschlagen und ausgepeitscht wurde. Rachel atmet einmal tief ein und aus, versucht ihr hämmerndes Herz zu beruhigen. Wieder wirft sie einen Blick auf die Narben, das
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