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Damian

Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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gelangen. Und was wird sie dann erwarten? Rachel hat viel gelesen und auch jede Menge Dokumentationen über ägyptische Gräber gesehen, aber einmal wirklich dabei zu sein, ist für sie wie die Erfüllung eines Traumes. Zehn Stufen sind bereits  begehbar und die Wände des Eingangs sind nun auch deutlich zu erkennen. Bisher sind keine Hinweise auf irgendwelche Inschriften auszumachen, keine Reliefs oder sonstige Anzeichen dafür, wer hier begraben liegt. Aber das war auch nicht zu erwarten.
    Während der ganzen Zeit, also seit dem Augenblick, als sie vor dem Grab stand und der Winde sie umspielte, hat sie ein seltsam beklemmendes Gefühl in der Brust. Natürlich hat sie dem Professor gegenüber nichts erwähnt und ehrlich gesagt, führt sie dieses Gefühl auch auf die Anspannung zurück, unter der sie zweifelsohne steht und doch ist da etwas. Immer wieder denkt sie an die dunklen, kalten Augen Cunninghams. Immer wieder ertappt sie sich dabei, wie sie sich fröstelnd die Arme reibt, obwohl es im Schatten mindestens 35°C sind. Und dann noch dieses Flüstern, mal klingt es wie eine Warnung, mal ist es beängstigend nah, dann wieder weit weg, aber jedes Mal so beängstigend deutlich. Es sind Worte, die sie nicht versteht, zum einen weil sie so leise geflüstert werden, zum anderen, weil sie in einer Sprache gesprochen werden, die sie nicht kennt. Rachel schüttelt unmerklich den Kopf, um sich von diesen Gedanken ein für allemal zu befreien. Sie hat einen Sonnenstich, das wird es sein. Sie hört und empfindet Dinge, die nicht sind und nicht sein können.
    Der Professor hat sich inzwischen an einen Steinvorsprung gelehnt und sieht erschöpft aus. Hassan geht auf ihn zu und macht ihm offensichtlich klar, dass sie die Arbeiten für heute bald einstellen werden. Professor Rubins ist natürlich enttäuscht, heute nicht mehr das Grab betreten zu können, nickt dem Vorarbeiter jedoch bestätigend zu. Ein langer, anstrengender Tag in der Wüste neigt sich seinem Ende zu, ohne dass wirklich etwas Aufregendes passiert ist. Aber morgen werden sie endlich das Grab betreten. Rachel ist gespannt darauf, was sie dort drinnen erwartet und begibt sich mit den anderen zurück zum Lager. Essam wartet bereits ungeduldig auf Rachel und den Professor, um sie zurück zu Cunninghams Anwesen zu fahren.
     
     
    Rachel betritt die Terrasse. Noch ist niemand da, sie scheint die erste zu sein. Der Tisch, an dem sie die letzten beiden Abende gegessen haben, ist bereits für drei Personen gedeckt. Die Tatsache, dass sie zunächst allein ist, empfindet sie als angenehm, so hat sie wenigstens die Zeit und Ruhe sich etwas mehr umzusehen und die Ereignisse des Tages, vor allem ihre seltsamen Empfindungen, hinter sich zu lassen. Der Garten mit seinen vielen exotischen Pflanzen ist atemberaubend schön und noch nie in ihrem Leben hat sie solch eine Vielfalt an wunderbar duftenden Blumen gesehen. Während sie sich weiter vom Essbereich entfernt, empfängt sie ein wahres Paradies. Palmen säumen den Kiesweg. Dazwischen befinden sich Oleanderbüsche, Gummibäume und Hibiskus, Geranien und Bougainvilleen, die in voller Blüte stehen. Die dezente Beleuchtung und die angenehme Kühle versetzen sie in ungläubiges Staunen. Rachel kann kaum glauben, dass sich nur wenige hundert Meter entfernt die Wüste der Sahara befindet. Das sanfte Plätschern von Wasser erweckt ihre Aufmerksamkeit und so spaziert sie weiter, vorbei an betörend duftendem Yasmin und üppig blühenden Rosen. Sie bestaunt die Orangen- und Zitronenbäume und genießt die unterschiedlichsten Düfte, die ihre Nase umspielen. Hier und da hört sie das Zwitschern eines Vogels, das Zirpen einer Grille und sogar das Quaken eines Frosches. Dann lichtet sich die prachtvolle Vegetation und sie erreicht einen Teich, in dem ein Springbrunnen spielerisch das Wasser in winzigen Fontänen wieder in den Teich spritzt. Um den Teich herum sind zur einen Seite Pinien, Zypressen und sogar Olivenbäume gepflanzt. Die offenere Seite säumen Mimosen, Eukalyptus, Bambus und Papyrus. Sie geht langsam am Teich vorbei und betrachtet die Fische, die sanft durch das Wasser gleiten und die Lotusblüten, die wie kleine, weiße Inseln auf der Wasseroberfläche liegen. Um den Teich herum sind orientalische Windlichter auf Baumpfosten angebracht und verbreiten ein romantisches Licht. Rachel bleibt an einer Pergola stehen, die dicht mit Wein berankt ist und schaut hinunter auf das Niltal. Die Böschung ist mit Gräsern und

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