Damian
hören.
„Nein. Sie ließ mich absichtlich im Unklaren.“ Rachel starrt nach vorn, auf die Straße, und fragt sich, ob sie mit ihrer Neugier vielleicht Wunden aufreißt, die gerade beginnen zu verheilen. „Als ich mich nach Jahren endlich von ihr lösen konnte, da wusste ich nur, dass ich Blut brauche, um zu überleben. Ich sah natürlich, welche Fähigkeiten sie hatte, ihre körperlich und mentale Stärke und ihre Macht über andere, aber ich hatte keine Ahnung, dass ich diese Fähigkeiten von ihr geerbt hatte. Mit ihrem Blut in meinem Körper gingen diese Fähigkeiten auf mich über, waren aber zum Teil noch nicht sehr ausgeprägt.“ Rachel schaut Damian von der Seite an.
„Wie hast Du es herausgefunden?“ Damian zuckt unmerklich mit den Schultern.
„Zufall“, antwortet er schlicht. Nach einer Weile ergänzt er: „Ich fand es heraus im Umgang mit den Sterblichen. Ich probierte Dinge aus, bemerkte zum Beispiel, dass ich die Gedanken der Sterblichen wahrnahm. Ich lernte, in dem ich mich selbst beobachtete. Später, viele Jahrhundert nachdem Leylha mich gewandelt hatte, traf ich auf andere Vampire und erfuhr mehr über unsere Art.“ Rachel knabbert nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Sie ist froh, jemanden wie Damian zu haben, der ihr auf so wunderbare Weise diese fantastische Welt der Vampire aufzeigt. Ein leises Stöhnen reißt sie aus ihren Gedanken.
„Hör bitte auf damit“, hört sie Damians dunkle Stimme. Sie schaut zu ihm und sein Blick könnte nicht wilder und verlangender sein. Sie schenkt ihm ein freches Grinsen, fährt langsam mit der Zunge über ihre Lippen und beginnt erneut provozierend auf ihre Unterlippe zu nagen. Der Jeep kommt derart abrupt zum Stehen, dass Rachel sich mit den Händen am Armaturenbrett abstützen muss und kurz aufschreit.
„Du provozierst mich? Du willst wirklich herausfinden was passiert?“, grollt er sie an und Rachel zweifel plötzlich daran, dass ihre Dreistigkeit eine gute Idee war. Aber sie kommt nicht dazu weiter nachzudenken, denn Damian zieht sie bereits zu sich heran und küsst sie. Und dieser Kuss ist eine Klarstellung der Positionen, eine Demonstration der Macht und des Besitzes und die ultimativ erregendste Eroberung und Plünderung ihres Mundes seit sie ihn kennt. Minutenlang hält er ihre Schultern fest und lässt seine Lippen sie brandmarken. Und in einem unaufmerksamen Augenblick streifen seine vor Erregung verlängerten Fänge ihre vollen Lippen und er schmeckt ihr Blut. So süß, so lieblich! Damian verfällt regelrecht in einen Rausch. Er bekommt nicht genug von ihrem Geschmack, dem Gefühl sie zu spüren, zu schmecken, zu vereinnahmen. Als er nach einer halben Ewigkeit von ihr ablässt, ist ihr Mund blutverschmiert und ihre Augen weit aufgerissen. Sie keucht, versucht nach Luft zu ringen und gierig Sauerstoff in ihre Lungen zu saugen. Ihr ist schwindelig und doch scheint ihr ganzer Körper aufgeladen, als stünde sie unter Strom. Damian atmet ebenfalls schwer und ist selbst erstaunt über sein Handeln. Noch nie hat eine Frau ihn dazu gebracht derart die Kontrolle zu verlieren. Sekunden lang starren sie einander wortlos und schwer atmend an.
„Wow!“, bekennt Rachel und leckt sich das Blut von den Lippen. Nachdem Damian sich versichern konnte, dass er Rachel nicht weh getan hat, schenkt er ihr einen grimmigen Blick und knurrt:
„Das sollte Dir eine Lehre sein.“ Rachel schmunzelt, denn sie nimmt ihm diese Drohung nicht wirklich ab. Damian legt die Hände auf das Lenkrad und starrt auf die dunkle Straße vor ihnen. Er holt Luft um etwas zu sagen. Aber als er erneut einen Blick auf die verschmitzt lächelnde Rachel wirft, lässt er es lieber, legt den ersten Gang ein und bringt den Jeep mit quietschenden Reifen wieder in Fahrt.
Abu Simbel.
Es ist noch vor Mitternacht, als sie ihren Bestimmungsort erreichen: ein Haus mit einer hell erleuchteten Auffahrt, weiß getünchten Wänden und türkisfarbenen Fensterläden, die zu dieser Nachtzeit bereit geschlossen sind. Damian hält direkt vor dem Haus und hilft Rachel beim Aussteigen. Ein Mann tritt vor die Tür, Ägypter, ohne Zweifel, denn seine Haut ist dunkel, seine Haare schwarz und seine freundlichen Augen braun. Er ist ungefähr so groß wie Damian und kommt ihnen breit lächelnd entgegen.
„Willkommen. Ich habe Euch schon früher erwartet!“ Damian und der andere Mann, den Rachel auf Mitte dreißig schätzt, geben einander die Hand.
„Wir sind erst später aus Assuan
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