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Damian

Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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Schritt in die Tiefe. In die Tiefen der Grausamkeit, in die Hölle des ewigen Lebens.
     Da vorne ist die Grabkammer. Als er das letzte Mal vor sieben Jahren die Kammer betrat, glaubte er nie wieder hier hinein zu müssen. So viele Erinnerungen, so viel Leid. Die Qualen, die er vor so langer Zeit erlebte, die Einsamkeit, die Verzweiflung, die unendlichen Erniedrigungen, die er über sich hat ergehen lassen müssen, alles ist mit einem Mal wieder da, lebendig und fast körperlich spürbar. Er hat einmal geglaubt, wenn er immer wieder an diesen verhassten Ort zurückkehrt, dann würden diese Erinnerungen irgendwann einmal einfach zu seinem Leben dazugehören, wären ein Teil von ihm, ein schrecklicher Teil, keine Frage, aber er würde lernen damit umzugehen. Oder aber sie würden sogar verblassen und ihn nur noch in seinen Träumen heimsuchen. Aber die Götter lassen es nicht zu, dass ihren heiligen Stätten die Stärke und Magie genommen werden. Es ist jedes verdammte Mal die Hölle für ihn. Die Erinnerungen, an das, was hier geschehen ist, haben sich unwiderruflich in seine Seele gebrannt. Und er wird sie niemals vergessen, er wird sie immer mit sich herumtragen, wie eine erdrückende, schwere Last, die ihn versucht in die Knie zu zwingen und ihn mitreißt in den Abgrund.
    „Da vorne ist sie! Die Grabkammer!“, stellt Rachel aufgeregt fest. Nur noch wenige Schritte und sie befinden sich in einem viereckigen Raum. Es herrscht eine erdrückende Stille, kein Luftzug ist zu spüren und einzig der Lichtstrahl ihrer Taschenlampen wirft ihre Schatten gespenstisch an die kahlen Wände. Die Kammer misst vielleicht fünf mal fünf Meter, die Decke ist deutlich höher als im Schacht und Rachel bemerkt, dass die Luft hier drinnen noch kühler ist. Das beklemmende Gefühl, dass sie während ihres Weges durch den Gang hierher verspürte, lässt leider nur langsam nach und sie versucht einmal tief durchzuatmen, um ihre Anspannung zu lockern. Aber es hilft nichts. Sie fühlt sich gefangen unter der Erde, eingeengt und erdrückt von der Last der Geschichte, die diese Grabkammer zweifelsohne erlebt hat. Sie fühlt sich plötzlich derart unwohl, dass ihr schwindelig wird. Der Raum scheint sich um sie herum zu bewegen, sie glaubt die Wände würden wanken und die Decke senke sich auf sie herab. Schweiß bildet sich auf ihrer Stirn und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, glaubt sie plötzlich Stimmen zu hören. Es ist nur ein leises unverständliches Flüstern, ein Zischen, dass sie zuerst nah an ihrem rechten Ohr wahrnimmt. Sie wirbelt herum und blickt sich sogleich verängstigt um. Diese abrupte Bewegung verstärkt das schwindelige Gefühl nur noch mehr. Dann hört sie Worte, aus der Ecke gegenüber. Sie kneift die Augen zusammen und versucht etwas zu erkennen. Die Stimmen werden etwas lauter und die Worte deutlicher. Aber sie versteht sie nicht, denn sie werden in einer anderen Sprache gesprochen werden. Die Stimmen überschneiden sich, klingen ungeduldig, wütend, streng. Und dann, Schreie, Stöhnen, Wimmern. Rachel stützt sich inzwischen an einer der Wände ab, schließt die Augen, um dem Schwindel des sich drehenden Raumes zu entfliehen. Und dann hört sie es genau, die Stimme einer Frau, die boshaft und teuflisch etwas zischt und dann eine männliche Stimme, die gequält aufstöhnt und offensichtlich unter Schmerzen etwas erwidert und dann…Stille. Absolute Ruhe. Außer dem Trommeln ihres eigenen Herzen hört Rachel nichts mehr. Sie öffnet vorsichtig die Augen. Was war das? Wird sie jetzt vollends verrückt? All das, was sie glaubt vor ein paar Sekunden noch wahrgenommen zu haben, ist plötzlich wie weggeblasen. Damian hat von all dem offensichtlich nichts mitbekommen. Er hat ihr den Rücken zugekehrt und schaut die Wände empor. Auch Rachel fasst sich nun wieder, räuspert sich kurz und versucht sich möglichst nichts anmerken zu lassen. Und doch hat sie das, was eben geschehen ist, zutiefst erschreckt. Sie versucht dieses unerklärliche Erlebnis abzuschütteln wie ein lästiges Insekt und sich auf das zu konzentrieren, weswegen sie hier ist, aber ihre zitternden Hände sind kaum in der Lage die Taschenlampe ruhig zu halten. Schließlich schafft sie es doch sich umzuschauen, blickt nach oben und leuchtet mit ihrer Taschenlampe die Wände ab.
    „Nichts!“, stellt sie enttäuscht, mit ungewohnt unsicherer Stimme fest. Aber was hat sie denn auch erwartet? Sie wusste doch, dass es hier nichts zu finden gibt. Sie

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