Damian
das zum Sprung auf seine Beute ansetzt. Er presst sie noch fester an sich. Sie ist gefangen in seiner Umarmung, gefangen in den Klauen der Bestie. Es ist eine tödliche Umarmung, aber das weiß nur er. Er weiß, dass wenn er einmal von ihrem Blut gekostet hat, er sie töten muss. Das Rauschen in seinen Ohren wird fast unerträglich, sein Kiefer schmerzt so sehr, dass er aufstöhnt und sein Körper ist so angespannt, dass er glaubt jede Muskelfaser würde jeden Augenblick zerreißen. Aber dann nimmt er plötzlich etwas anderes war: ein Summen und Surren. Er konzentriert sich, zwingt seine Fänge zurück in seinen Kiefer. Mit einem Klick geht die Notbeleuchtung an. Es sind nur einige wenige Lampen an den Wänden, die ein unheimliches weiß-blaues Licht verbreiten. Damian löst allmählich den festen Griff um Rachels zarten Körper.
„Der Notstrom“, stellt er mit rauer Stimme fest, bemüht sie nicht in seine Augen blicken zu lassen, als er sie endlich freigibt. Seine Augen werden blutunterlaufen sein, so wie immer, wenn das Monster in ihm seinem Ziel so nah ist. Rachel tritt einen Schritt zurück, erleichtert, dass sie wieder etwas erkennen kann.
„Was ist mit der Tür?“, fragt sie ihn bemüht beiläufig, denn sein spontaner Rückzug bereitet ihr Unbehagen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte er mit seinen Liebkosungen auch bei dem schwachen Licht des Notstroms weiter machen können. Was also hat ihn abgehalten? Empfindet er doch nicht so viel für sie, wie sie für ihn? Noch nie zuvor fiel es Rachel so schwer einen Menschen einzuschätzen. Dabei dachte sie immer, sie habe eine gute Menschenkenntnis.
Damian öffnet seine Augen, sieht Rachel jedoch noch nicht an. Er wirft einen Blick in die Richtung seines Zimmers.
„Ich kann die Verriegelung nur von meinem Büro aus öffnen. Ich muss an meinen Computer“, stellt er klar und Rachel wundert sich immer noch über sein seltsames Verhalten. Eben noch so leidenschaftlich und von einer Sekunde auf die nächste so distanziert und fast unnahbar.
„Komm!“, fordert Damian sie auf und nimmt ihre Hand. Er führt sie in sein Zimmer unter der Erde, in den Raum, den noch nie ein anderer zu sehen bekommen hat. Nur der schwache Schein der Lampen im Gewölbe spendet ein wenig Licht, als Rachel das Zimmer betritt. Sie erkennt nur Umrisse: einen Schreibtisch, einen Sessel, ein Sofa und ein Bett. Damian führt sie zum Sofa und sie nimmt Platz.
„Ich werde die Verriegelung der Tür lösen. Nur noch einen Augenblick und dann bist du wieder frei“, sagt er leise und Rachel kann beim besten Willen am Klang seiner Stimme nicht ausmachen, was er denkt oder fühlt. Damian setzt sich hinter seinen Schreibtisch und das fahle Licht des Computerbildschirmes lässt sein Gesicht blass und unnatürlich wirken. Er würdigt sie keines Blickes. Scheinbar konzentriert blickt er mit zusammengezogenen Augenbrauen auf den Bildschirm. Rachel sieht sich inzwischen um und versucht etwas mehr über ihre Umgebung zu erfahren. Kein Fenster, kahle Wände und ein kalter Steinfußboden. Wieso hat Damian so einen Raum bauen lassen, wenn über ihnen so ein wundervolles Haus steht? Selbst als Büro wirkt es erschreckend kalt und beklemmend.
„Ist das Dein Panic-Room?“, fragt sie ihn neugierig und schaut erneut zu ihm herüber. Damian blickt auf und ihre Blicke treffen sich. Er schaut sie mit solch einer Intensität an, dass sie fast meint, er würde sie fixieren. Rachel spielt nervös mit ihren Fingern. Sie fühlt sich unwohl hier unten, eingesperrt unter der Erde, allein mit einem Mann, der so viele Gesichter hat und bei dem sie den Eindruck hat, er verheimlicht ihr etwas.
„Nein“, antwortet er wortkarg wie immer. „Es ist nur ein Raum, in den ich mich manchmal zurückziehe.“ Wieder einmal macht seine Antwort Rachel eher ratlos.
„Aber Du hast doch Deine Räume oben. Dort kann man sich doch auch zurückziehen“, bohrt sie nach. Damian schaut wieder auf seinen Computer und geht nicht weiter auf sie ein.
„Vor was oder wem ziehst Du Dich denn zurück, wenn Du hier unten bist? Also ich finde diesen Raum eher…, unheimlich“, gibt sie zu und streicht sich gedankenverloren über ihre fröstelnden Arme. Damian blickt auf und betrachtet Rachel aufmerksam.
„Du stellst viele Fragen“, stellt er trocken fest und hält sie weiter mit seinem Blick gefangen.
„Du bist auch ein geheimnisvoller Mann. Du wirfst unwillkürlich Fragen auf“, entgegnet sie ein wenig gereizt, denn sie fühlt
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