Damian
schenkte ihm zwei wundervolle Kinder. Er war so stolz auf seine kleine Familie. Seine Frau war eine Schönheit und er weiß noch wie heute, wie sehr sein Herz pochte, als er sie bat seine Frau zu werden. Sie lebten glücklich und unbeschwert zusammen. Es fehlte ihnen an nichts. Er arbeitete als Architekt und Maler und hatte einen guten Verdienst. Seine Frau, sein Sohn und seine kleine Tochter mussten weder hungern, noch waren sie gezwungen hart zu arbeiten für ihren Lebensunterhalt. Sie lebten in einem kleinen Haus, hatten sogar Bedienstete. Es war die schönste Zeit seines Lebens bis…
„Damian?“, reißt Rachels Stimme ihn ins hier und jetzt zurück. Ihre Blicke treffen sich und Rachel ist zutiefst erschrocken über die abgrundtiefe Traurigkeit, die sein Gesicht bedeckt. Seine Augen haben jeglichen Glanz verloren und scheinen, wie so manches Mal zuvor, vollkommen leblos. Fast ist sie versucht einen Schritt vor ihm zurückzuweichen, denn etwas Unheimliches scheint plötzlich von ihm auszugehen. Aber hinter ihr ist die Vitrine und vor ihr steht er.
„Warum habe ich das Gefühl, Du wärst dort gewesen? Wieso sagst Du Dinge, die nur jemand sagen kann, der in der damaligen Zeit gelebt hat?“, flüstert sie und ist sich in dieser Sekunde auch bewusst, wie grotesk ihre Frage klingt. Damian schließt für einige Sekunden seine Augen und atmet tief ein und aus. Als er sie erneut ansieht, ist der Ausdruck in seinem Gesicht verschwunden, so als hätte er eine Maske übergezogen. Seine Mimik wirkt verschlossen, fast wie versteinert und seine Augen haben einen harten, unnachgiebigen Ausdruck angenommen.
„Ich weiß nicht, wovon Du redest“, antwortet er ihr steif und Rachel spürt die Anspannung zwischen ihnen. „Willst Du den Papyrus nun fotografieren oder nicht?“ Rachel zuckt unweigerlich unter der Kälte seiner Worte zusammen. Sie nickt und tritt einen Schritt zur Seite, um aus seiner Nähe zu fliehen. Noch nie in ihrem Leben hat sie solch eine verachtende, seelenlose Aura wahrgenommen. Fast raubt ihr seine Nähe den Atem. Er kommt ihr vor wie ein Geist, der keine Ruhe findet. Oh, Gott Rachel Fletcher, reiß Dich zusammen. Das sind Hirngespinste !, fordert sie sich auf, wagt es aber trotzdem nicht ihn erneut anzusehen. Sie erträgt diesen Blick seiner emotionslosen Augen jetzt nicht.
„Ich werde Dir einen Hocker holen. Du kannst Dich darauf stellen und den Papyrus dann von oben fotografieren“, schlägt Damian vor und macht sich, ohne ihre Antwort abzuwarten davon. Sie blickt ihm nach und sieht ihn hinter einer der Säulen am Ende des Gewölbes verschwinden. Sie wusste gar nicht, dass es dort hinten offensichtlich noch weiter geht. Sie nimmt ihre Kamera zur Hand und wundert sich nicht, dass ihre Hände leicht zittern. Was ist bloß los mit ihr…, oder ihm?
Damian ballt die Fäuste. Er ist so ein Idiot! Er läuft in seinem Zimmer auf und ab. Es ist sein Untergrundzimmer, der Raum, den er lange Jahre genutzt hat, als Rückzugsort, um der Welt da draußen zu entfliehen. Lange Jahre war dies sein bevorzugtes Zimmer und es ist immer noch der sicherste Raum im ganzen Haus. Er hatte ihn damals mit erbauen lassen, als Schutzbunker vor dem Licht der Sonne, vor Feuer und als Schutz vor einer möglichen Enttarnung seines wahren Ichs. Die Wände sind aus feuerfestem Stahl und es gibt einen geheimen Ausgang, den nur er kennt. Das Zimmer ist wohnlich, jedoch auch minimalistisch eingerichtet: ein Sofa, ein Sessel, ein Schreibtisch mit allen notwendigen technischen Geräten und ein Bett komplettieren den vierzig Quadratmeter großen Raum ohne Fenster. Damian läuft auf und ab, wie ein Tiger in seinem Käfig. Immer und immer wieder ballt er die Fäuste oder fährt sich gedankenverloren durch die Haare. Er ist unvorsichtig geworden. Wie kann er nur so gedankenlos sein. Wieso lässt er es zu, dass die Vergangenheit ihn immer wieder einholt. Er sollte in Rachels Gegenwart versuchen souveräner zu sein, kontrollierter. Aber nein, immer wieder rutschen ihm Dinge über die Lippen, die sie stutzig werden lassen. Er lässt seinen Gefühlen freien Lauf und das kann ihn letztlich in Gefahr bringen. Ihn und die anderen. Rachel spürt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Er weiß es und er gibt ihr allen Grund dazu. Am liebsten hätte er sie angeschrien, vorhin, als sie vor dem Papyrus standen.
Ja! , hätte er geschrien, ja, ich war da und ich lebte glücklich zu jener Zeit mit meiner geliebten Frau und meinen Kindern. Aber jetzt
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