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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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gewissermaßen als die Wohnstube Saaras ansah. Und wenn die Dame ihn auch nicht gerade mit offenen Armen empfangen hatte, so hoffte er doch, sich ihr als Gast angenehm zu machen.
    Er und die Hündin aßen Brot und Rosinen, während Nachtigallen das Rauschen des Windes in den Blättern untermalten, und ein einzelner Spatz piepste. Nach dem Abendessen streckte sich Macchiata vor dem Fenster aus und seufzte.
    Damiano war besserer Stimmung.
    »Weißt du, meine Kleine, was das Beste an Saara ist?« fragte er, während er den Hals der Laute begutachtete, um festzustellen, ob das Holz sich verzogen hatte. Er wartete nicht auf eine Antwort. »Daß sie weise ist wie eine alte Frau und doch so frei wie ein Kind.«
    »Das sind zwei Dinge«, bemerkte Macchiata, aber Damiano achtete nicht auf sie.
    »Sie war barfuß. Ist dir das aufgefallen, Macchiata? Ihre kleinen weißen Füße schienen das Gras kaum zu knicken.«
    Die Hündin ließ ein gedehntes Stöhnen hören, das in einem Grunzen endete.
    »Mir ist aufgefallen, daß sie eine ausgesprochen harte Hand hatte, als sie mich auf den Felsen niederdrückte.«
    Damiano warf ihr einen überraschten Blick zu.
    »Hart? Nein, das war nicht hart, Macchiata. Ich habe ihre Hand doch selbst gespürt. Wenn du von einer harten Hand sprichst, dann denk an meinen Vater. Der hatte wahrhaftig eine harte Hand.«
    Die Laute war unversehrt, aber der Lack hatte bei dem Aufstieg gelitten. In der Hoffnung, daß die Baßtöne rein waren, stimmte Damiano die anderen Saiten danach. Zu seinen Gaben gehörte nicht das absolute Gehör, das, wie Raphael behauptete, für den Musiker, der es besaß, mehr eine Qual als ein Segen war.
    »Doch Saara, die Finnfrau, ist größer als mein Vater war. Ich bin überzeugt, ich könnte viel von ihr lernen, und der Unterricht wäre angenehmer.«
    Macchiata hob den Kopf.
    »Aber du willst doch kein Hexer sein, Herr. Du möchtest doch die Laute schlagen und von Ort zu Ort wandern. Das hast du selbst gesagt.«
    Damiano zog gereizt die Augenbrauen in die Höhe, und im selben Moment riß eine Saite in der Mitte. Der kleine Knall widerhallte in dem lauschigen Wäldchen, und die Vögel verstummten schlagartig.
    Eine Zeitlang blickte er verblüfft auf die Laute, dann zog er die Reste der Saite heraus.
    »Beide Arten zu leben«, stellte er fest, »haben ihre Vorteile und ihre Nachteile.
    Vielleicht stimme ich zu hoch«, schloß er und begann von neuem, die Laute zu stimmen.
    »Aber Saara hat das Beste von beiden Welten, denn ihre Musik ist ihre Zauberkraft. Und umgekehrt. Ihre Weise ist, meiner Meinung nach, einer Frau besser angepaßt als einem Mann, denn wir sind von Natur aus kraftvoller und weniger sanft. Wenn meine Gefühle meine Kunst regierten – nun, dann hätten wir weit mehr Stürme am Himmel, Macchiata.«
    Diesmal gab es keinen Zwischenfall mehr beim Stimmen, wenn auch der leere Raum auf dem Griffbrett so schlimm war wie eine Zahnlücke.
    »Es muß so sein, daß die Stärke Saaras in ihrem reinen Herzen liegt. Ja, und in ihren grünen Augen. Grün-goldene Augen. Und glatte, warme Haut…«
    »Herr«, unterbrach Macchiata, und ihre ernsthaften braunen Augen waren voller Sorge. »Herr, müssen Menschenmänner auch manchmal in den Stall?«
    Er sah sie über das Feuer hinweg verdutzt an.
    »Was, Macchiata? Müssen Menschenmänner was?«
    »Müssen sie auch mal im Stall bleiben. Zwei Wochen lang. Ganz allein.«
    Damiano senkte verlegen die Lider, und sein Gesicht wurde rot. Er räusperte sich.
    »Nein, Macchiata«, antwortete er dann mit Bestimmtheit. »Niemals.«
    In der Dunkelheit, in der Stille der raschelnden Birkenblätter unter dem runden weißen Mond begann Damiano zu spielen. Es waren französische Weisen, die er spielte, aber es war nicht die neue Musik. Er spielte Lieder, die zweihundert Jahre alt waren: Die Lieder des Bernart de Ventadour, dessen Liebe zur Frau seines Herrn so beständig war, daß er dafür verbannt wurde, und der dann Eleanor von Aquitanien liebte.
    Damiano sang im alten Provençal zur Laute, einer Sprache, die er kaum verstehen konnte. Es war in ionischer Tonart geschrieben, aber sehr traurig.
     
    »Amors, e que’us es vejaire?
    Trobatz mais fol mas can me?«
    (Liebe, was ist deine Meinung?
    Gibt es einen größeren Narren als mich?)
     
    Er hörte in seiner eigenen Stimme mehr Tiefe und Gefühl als er geglaubt hatte, ausdrücken zu können; denn dies hat jede fremde Sprache so an sich: wenn man sie spricht, wird man ein anderer Mensch, der

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