Damit Dein Leben Freiheit Atmet
tauchen, die im Tod Jesu am klarsten sichtbar wird. Wenn ich mich von einem Menschen
bedingungslos geliebt fühle, dann begegne ich in dieser Liebe meinen eigenen Fehlern und Schwächen und werde mir ihrer schmerzlich bewußt. Aber zugleich erfahre ich auch, daß ich mit diesen Begrenzungen, ja mit meiner Schuld vom ändern angenommen bin. Seine Liebe ist stärker als meine Schuld. Ich weiß mich mit meiner Schuld geliebt. Und so fühle ich mich trotz meiner Schuld rein. Die Liebe des Freundes oder der
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Freundin reinigt mich vom Schmutz, der sich durch die Schuld in mir ausgebreitet hat. So ist es auch mit der Liebe Jesu Christi.
Sie vollendet sich in seiner Hingabe am Tod. Wenn ich diese Hingabe Jesu meditiere, wenn ich mir vorstelle, daß Jesus am Kreuz selbst seine Mörder noch geliebt hat, dann fallen alle Selbstbeschuldigungen von mir weg. Die Schuld, die an mir klebt, löst sich auf. Ich fühle mich eingetaucht in die Liebe des gekreuzigten Jesus rein und lauter.
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Schwert
Die Bibel spricht vom Wort Gottes als vom zweischneidigen Schwert, das alles auseinanderschneidet, was nicht
zusammengehört. Jesus wird in der Kunst oft mit einem zweischneidigen Schwert dargestellt. Die Darstellung geht auf die Offenbarung des Johannes zurück, in der es von dem auf dem Thron sitzenden Christus heißt: »In seiner Rechten hielt er sieben Sterne, und aus seinem Mund kam ein scharfes, zweischneidiges Schwert.« (Offb 1,16) Mit diesem
zweischneidigen Schwert scheidet Christus als der
Weltherrscher die Gerechten von den Ungerechten. Und er schlägt damit die Völker - damit ist gemeint: alles, was Gott widerstreitet. Daß die Offenbarung des Johannes hier keinen kriegerischen Kampf mit Waffen meint, wird klar, wenn wir den Kontext anschauen. Da heißt es von dem, der auf dem weißen Pferd sitzt: »Bekleidet war er mit einem blutgetränkten Gewand; und sein Name heißt ›Das Wort Gottes‹.« (Offb 19,13) Das Wort Gottes ist wie ein zweischneidiges Schwert, das im Menschen das Gute vom Bösen scheidet, das Helle vom Dunklen.
Jesus selbst sagt von sich: »Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« (Mt 10,34) Manche Worte Jesu sind wie ein Schwert. Sie beruhigen nicht das Herz, sondern wühlen es auf. Sie stellen uns vor die Entscheidung für ihn oder gegen ihn, für das Leben oder gegen es. So ein Schwertwort ist etwa: »Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.« (Mt 10,37) Solche Worte dringen wie ein Schwert in mein Herz. Sie verlangen nach einer eindeutigen Antwort. Ich muß mich entscheiden, ob ich mich auf diesen Jesus einlasse oder einfach nur bequem
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meinen Weg weitergehen möchte.
Der Gedanke vom Wort Gottes als dem zweischneidigen Schwert ist in der Bibel weit verbreitet. Im Neuen Testament hat es neben dem Epheserbrief vor allem der Hebräerbrief entfaltet.
Der Epheserbrief spricht von der geistigen Waffenrüstung des Christen: »Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes.« (Ephe ser 6,17) Im Wort ist der Geist Gottes wirksam und scheidet in der Welt alles, was Gottes Geist widerspricht. Der Hebräerbrief sagt vom Wort Gottes: »Lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens.« (Hebr 4,12) Dieser Gedanke des Hebräerbriefes ähnelt Vorstellungen, die der griechischjüdische Philosoph Philo vom Wort als dem Schwert entwickelt hat. Das Wort ist der »Teiler aller Dinge«. Es teilt
»die Seele in den vernünftigen und unvernünftigen Teil, die Sprache in Wahrheit und Lüge.« (Gräßer I, 233) Das Schwert scheidet nicht die Seele vom Geist und nicht das Gelenk vom Mark. Vielmehr sind diese vier Begriffe Bilder für »existentielle Lebensvollzüge« (Gräßer I, 235). Das Wort dringt bis in die feinsten Regungen des Geistes und der Seele ein, und es durchdringt auch den Leib des Menschen, das Innerste seiner Emotionen und Leidenschaften. Und das Wort Gottes ist Richter über unsere Gedanken und Regungen. Das Wort Gottes deckt die verborgenen Gedanken und Gefühle, die Willensregungen und die Überlegungen des Herzens auf und zeigt, ob sie zum Leben führen oder nicht.
Oft sind unsere Emotionen vermischt mit den Emotionen anderer. Unsere gute Absicht ist vermischt mit
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