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Damon Knights Collection 2

Damon Knights Collection 2

Titel: Damon Knights Collection 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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einem Kleid, das er ihr über die Schultern warf. Sie sah bestürzt aus; ärgerliche Aufwallungen steigerten sich zu Wut, als sie aus dem Raum gezogen wurde, der leer zurückblieb. Die beiden Zuschauer setzten ihre Helme ab.
    »Die vierte bisher«, brummte Herb. »Gestern sechzehn; vorgestern zwanzig … Alle nichts.« Er warf John einen seltsamen Blick zu. »Was hat dich aus deinem Labor vertrieben?«
    »Anne hat es diesmal erwischt«, sagte John. »Die ganze Nacht und den ganzen Morgen hängt sie am Telefon.«
    »Wieso das?«
    »Diese verdammten Haie! Ich habe dir ja gesagt, daß das nach dem Flugzeugabsturz vorige Woche einfach zuviel war. Sie kann kaum mehr davon ertragen.«
    »Einen Augenblick, Johnny«, sagte Herb. »Bringen wir erst die drei nächsten Mädchen hinter uns, und reden wir dann darüber.« Er drückte auf einen Knopf an seiner Sessellehne, und der Raum hinter dem Bildschirm nahm ihre Aufmerksamkeit wieder in Anspruch.
    Diesmal war das Mädchen nicht ganz so schön, kleiner, eine Brünette mit Grübchen, lachenden blauen Augen und Stupsnase. John mochte sie. Er rückte seinen Helm zurecht und fühlte mit ihr mit.
    Sie war aufgeregt; die Probe regte sie immer auf. Etwas Angst und Nervosität, nicht zuviel. Vermutlich neugierig, wie die Probe ablief. Der junge Mann stürmte ins Zimmer, und ihr Gesicht erbleichte. Sonst änderte sich nichts. Ihre Nervosität nahm zu, nicht unangenehm. Als er sie packte, war das einzige Gefühl, das sie vermittelte, Nervosität.
    »Cut«, sagte Herb.
    Das nächste Mädchen war ebenfalls eine Brünette mit hinreißend langen Beinen. Sie war sehr kühl, eine echte Profi. Ihr bewegliches Gesicht spiegelte die Skala der zu erwartenden Gefühle wider, während die Szene durchgespielt wurde, aber in ihr regte sich nichts. Sie war von all dem Millionen Meilen weit entfernt.
    Die nächste nahm John auf Anhieb gefangen. Sie trat langsam in das Zimmer, schaute sich neugierig um, nervös wie alle. Sie war jünger als die anderen Mädchen, weniger gefaßt. Sie hatte mattgoldenes Haar, das sich in kunstvollen Wellen auf ihrem Kopf türmte. Ihre Augen waren braun, ihre Haut hübsch getönt. Als der Mann hereinstürmte, verwandelte sich ihr Gefühl schnell in Angst, dann in Entsetzen. John wußte nicht, wann er die Augen schloß. Er war das Mädchen, von unsäglichem Entsetzen erfüllt; sein Herz hämmerte, Adrenalin pumpte durch seinen Körper; er wollte schreien, konnte aber nicht. Aus den dunklen unergründlichen Tiefen seiner Psyche wallte etwas anderes auf, das sich mit dem Entsetzen so vermischte, daß beides emporstieg und zu einem einzigen Gefühl wurde, das pulsierte und pochte und forderte. Mit einem Ruck öffnete er die Augen und starrte die Scheibe an. Das Mädchen war auf eine der Couches geworfen worden, und der Mann kniete neben ihr auf dem Boden, ließ seine Hände über ihren nackten Körper spielen, preßte das Gesicht gegen ihre Haut.
    »Cut!« sagte Herb. Seine Stimme bebte. »Engagiert sie«, sagte er. Der Mann stand auf, betrachtete das nun schluchzende Mädchen, beugte sich rasch vor und küßte sie auf die Wange. Ihr Schluchzen wurde stärker. Ihr goldenes Haar war herabgefallen, rahmte ihr Gesicht ein; sie sah wie ein Kind aus. John riß den Helm herunter. Er schwitzte.
    Herb erhob sich, knipste das Licht im Raum an, und die Scheibe verschwand, ging in die Wand über. Er schaute John nicht an. Als er sich das Gesicht abwischte, zitterte seine Hand. Er steckte sie heftig in die Tasche.
    »Wann hast du mit diesen Tests angefangen?« fragte John nach einigen Augenblicken des Schweigens.
    »Vor ein paar Monaten. Ich habe dir davon erzählt. Zum Teufel, wir mußten es tun, John. Das ist das sechshundertneunzehnte Mädchen, das wir ausprobiert haben. Sechshundertneunzehn! Alles Schwindlerinnen, bis auf diese eine! Hohl vom Hals an aufwärts. Hast du eine Ahnung, wie lange wir gebraucht haben, um das herauszufinden? Für jede einzelne Stunden. Hiermit ist es nur noch eine Frage von Minuten.«
    John seufzte. Er wußte es. Ja, er hatte es selbst vorgeschlagen, als er sagte: »Finde eine Grundsituation der Angst für den Test.« Er hatte nicht wissen wollen, was sich Herb ausgedacht hatte.
    Er sagte: »Okay, aber sie ist noch ein Kind. Was ist mit ihren Eltern, den Rechten und so weiter?«
    »Das regeln wir schon. Mach dir darüber keine Sorgen. Was ist mit Anne?«
    »Sie hat mich seit gestern fünfmal angerufen. Die Haie waren zuviel für sie. Sie möchte uns beide

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