Damon Knights Collection 3
beste, es mit einem Scherz abzutun, bis ich genauer wüßte, gegen wen wir Krieg führen sollten, deshalb lachte ich laut und sagte: »Warum bittet Ihr nicht den Elf um Hilfe? Jede Macht, die eine Brücke ohne das Land zu beiden Seiten halten kann, muß gewiß mit Zauberei zu Werke gehen, und hat er uns nicht gesagt, er habe sich zerkratzt, als er von einem Stern gefallen sei?«
»Spottet nicht«, sagte der Protektor zu mir, »denn diese Brücke eignet sich nicht dazu. Ein Troll versperrt den Weg, und laßt Euch sagen, daß er sich seinen Anteil von denen nimmt, welche die Brücke in nördlicher oder südlicher Richtung überqueren, und das hat er seit Menschengedenken getan.« So sprach er, und ich muß gestehen, Eure Oberhoheit, daß ich im ersten Augenblick nichts darauf zu erwidern wußte. Die Dämonen, die uns als Kinder ängstigen, üben unser Leben lang irgendeine Macht über unseren Geist aus.
Dann sagte ich, um Zeit zu gewinnen: »Wie war es denn in alten Zeiten, gab es da keinen Troll?«
»In alten Zeiten benutzten Reisende, Pilger und Händler die Brücke in hellen Scharen, so daß der Anteil des Trolls zu gering war, um unter all denen, welche die Brücke überquerten, aufzufallen. Zudem überquerten unsere Bauern, diese Schlauköpfe, die in Hütten am anderen Ufer wohnten, die Brücke nur dann, wenn kürzlich ein Fremder zum Opfer auserkoren worden war, denn in dieser schönen alten Zeit waren alle an die vierzehn Tage sicher, nachdem der Troll jemanden ergriffen hatte. Jetzt, da er weiß, daß sehr lange kein anderer mehr darüber kommt, wird er (das glaube ich wenigstens) wahrscheinlich zwei oder drei auf einmal packen.«
Er seufzte.
»Boote können wir nicht benutzen, denn bis zum Mittsommer ist die Strömung zu stark; und die Tributforderungen Eures Lehnsherrn sind so hoch, daß mindestens zehn Jahre Ablaß erforderlich sind …«
… Als wir diese Festung erreichten, suchte ich mir gleich einen Eingeborenen, der bereit war zu reden. Schon bald fand ich einen, einen ehrwürdigen alten Mann, der irgendwelche Arbeiten in der Küche verrichtete, aber als ich ihn nach alten Schriften fragte, konnte er mir nichts zeigen, was über hundert Jahre zurückreichte. Aber er erzählte mir, daß es im Norden eine Brücke gebe, »uralt, mit vielen Verzierungen und einigen Schriftzeichen«, und er fügte hinzu, daß nicht einmal die Priester mehr die Inschriften lesen könnten. Sie können sich vorstellen, wie mich das erregte. Verzierungen mit etwas Schrift wiesen (so dachte ich) auf Bilder mit Begleittext hin und führten vielleicht zum Verständnis der Sprache. Mit kaum mehr entzifferten wir vor vierhundert Jahren Kretisch B. Und wenn jene alte Schrift, denen die jetzigen Einwohner einige ihrer Zeichen entnahmen, heute gelesen werden könnte!
Ich war so überwältigt von dieser Vorstellung, daß ich hinausrannte, um den Eingeborenen zu suchen, der mich als Gast aufgenommen hatte. Nachdem ich, wie es mir vorkam, stundenlang in der Burg herumgeirrt war, erfuhr ich, daß er sich zu einem Gemach im Wachtturm begeben hatte, in dem ich ihn (nachdem ich an zwei Wachtposten vorbeigestürmt war, ehe sie mich aufhalten konnten) tatsächlich im Gespräch mit einem älteren Eingeborenen antraf, ja, ich platzte so ungestüm herein, daß es, fürchte ich, in jeder Welt als höchst ungehörig bezeichnet werden würde.
Sobald ich wieder zu Atem gekommen war, bat ich sie dringend, mich zu der besagten Brücke zu führen. Sie schienen darüber verblüfft zu sein, aber nachdem sie sich einen Augenblick angestarrt hatten (es war merkwürdig zu sehen, wie menschlich sich diese Fremden benahmen, obwohl ich damals so überspannt war, daß ich kaum darauf achtete), erklärte sich der Ältere damit einverstanden, daß wir drei – er schaute, meinte ich, meinen Gastgeber dabei eindringlich an – morgen hingehen würden. –
… Dann verstummte er, denn er sah, daß sich mein Gesicht bewölkte. Ich war gerade im Begriff, die Herausforderung, die er mir nahegelegt hatte, anzunehmen und ihm anzubieten, das Ungeheuer zu erschlagen, als ein großes Getöse vor der Tür erklang, die aufflog, und kein anderer stürzte herein als unser grilliger Vagabund, der sich, wie ich inzwischen entdeckt habe, Dokerfins nennt, und zwar mit solchem Schwung, als würde er mit einem Fußtritt hineinbefördert. Ohne die Andeutung einer Verbeugung oder ein höfliches Wort verlangte er, von uns unverzüglich zur Behausung des Trolls geführt zu
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