Damon Knights Collection 3
betrat und meine Stute sich plötzlich so bäumte, daß ich über ihren Kopf hinweg auf die Brücke geschleudert wurde.
Einen Augenblick lag ich benommen da, dann sprang ich auf und hielt Ausschau nach diesem elenden Elf. Er mußte geflohen sein, das dachte ich wenigstens, denn er war nirgends zu erblicken; statt dessen stand der Troll vor mir. Ich stampfte mit dem Fuß auf, um ihm zu zeigen, daß ich auf der Brücke stand, die er als seinen Besitz betrachtete, und forderte ihn auf, mich anzugreifen. Einen Augenblick rührte sich keiner von uns. Ich starrte ihn an, um mir sein Aussehen einzuprägen, so daß ich nach meinem Sieg, sollten die Geister des Ortes ihn mir gewähren, anderen seine wahre Gestalt schildern und sie davor behüten könnte, so unwissend wie ich in den Kampf zu ziehen.
Meine Augen sind von vielen als scharf bezeichnet worden, aber je länger ich den Troll anschaute, desto weniger konnte ich ihn sehen, und obwohl der Tag kühl war, flimmerte die Brücke wie die südlichen Ebenen, wo die Sonne einem Reisenden nicht mehr Schatten spendet als den unter seinen Füßen. Dennoch schien mir der Troll ein Krieger zu sein, groß und grimmig, dessen Gesicht meinem eigenen ähnlicher war als die Gesichter der meisten Männer. In der einen Hand hielt er ein langes schweres Schwert mit grausam gekrümmter Spitze und in der anderen, wie ein Junge ein zappelndes Hündchen, den jämmerlichen Dokerfins, der nicht größer aussah als ein Kind, ja als eine Kinderpuppe. Da wußte ich, daß ich ihre Geister sah und nicht den Leib. Dann war es mir, als hätte eine Klinge meine Beinadern aufgeschlitzt; mir wurde schwach, und meine Augen trübten sich, und ich dachte, nie wieder die Sonne zu erblicken. Ich sah den Troll mit ausgestrecktem Arm und finsterer Miene auf mich zukommen.
Als ich erwachte, befand ich mich in der Höhle des Trolls. Sie war dunkel, und die Luft hatte den üblen Geruch von Sumpftümpeln. Das wenige Licht kam von oben aus einem Teich am Ende der Kammer, was zeigt, daß die Geschichten stimmen, in denen es heißt, daß Trolle in Höhlen unter dem Flußufer hausen; deren einziger Eingang unter Wasser liegt. Als ich versuchte, wieder auf die Beine zu kommen und mein Schwert zu ziehen, vermochte ich keins von beiden. Meine Beine waren empfindungslos und meine Hände kraftlos.
Da begann ich inbrünstiger als je in meinem Leben, zu all den Göttern, die es gibt, zu beten und vor allem zu dem großen Gott, der sie geschaffen hat, und zu den heiligen Männern des Nordens, die vielleicht die meiste Macht in ihrem eigenen Lande besitzen; und ich rieb meine Hände gegen meine Beine, um sie wieder zum Leben zu erwecken.
Zumindest ein Geist mußte einen gnädigen Blick auf mich geworfen haben, denn schon bald kehrte das Leben in meine Glieder zurück, und ich konnte aufstehen. Der Troll war nirgends zu sehen. Ich besann mich auf die Schätze, die Trolle, wie es heißt, horten – Edelsteine und seltsam geformte Schmuckstücke aus kostbarem Metall, Schilde, die keine Waffe zu durchbohren vermag, und Messer, die Eisen schneiden können. Ja, die alten Geschichten berichten von noch wunderbareren Dingen: von Zauberfenstern, durch die man spähen kann, wohin man will, und Stäben, deren Berührung wie ein Blitzstrahl ist, aber ich glaube, das müssen Lügen sein.
Mit solchen Gedanken im Sinn begann ich die Kammer zu erkunden. In einer Ecke fand ich den Schädel eines seit langem Toten; er war gespalten worden, um das Hirn herauszuholen, und da er höchstwahrscheinlich keine besondere Kraft besaß, warf ich ihn fort. Als er gegen die Wand prallte, blätterte ein Stück Schmutz ab, und ich sah etwas glänzen. Ich säuberte die Stelle mit der Klinge meines Dolches und entdeckte, daß die Wand mit einer harten Masse, ähnlich poliertem Stein, bedeckt war. Sie hatte die Farbe von Emaillearbeiten, aber sie enthielt die Tönungen in sich. Vieles darin sah wie Gold aus, und das versuchte ich mit der Spitze meines Dolches herauszustochern, aber nicht der wuchtigste Stoß vermochte einzudringen. Dieses Werk muß einst sehr schön gewesen sein; leider ist es jetzt an vielen Stellen gesprungen, so daß der Flußschlick hineinsickert.
Im finstersten Teil der Kammer fand ich den Elf Dokerfins; er lag so still, daß ich ihn für tot hielt. Das tröstete mich ein wenig, denn ich hatte befürchtet, daß er sich mit dem Troll verbündet hätte, um mich zu vernichten, aber nun sah ich, daß er wie ich geraubt worden war.
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