Damon Knights Collection 3
werden. Der Protektor, dem nichts am Leben dieses armen Wesens liegt, erklärte sich einverstanden; und ich war gezwungen einzuwilligen, wenngleich ich fürchtete, daß seine Anwesenheit meine eigenen Pläne durchkreuzen könnte.
Kaum hatte er uns wieder verlassen, als ich mir durch den Sinn gehen ließ, wie unsere Vorfahren, die erlauchten Ritter aus der goldenen Runde Eures ruhmreichen Ahnherrn, mit solchen Ungeheuern verfuhren, die unser eigenes Land genauso böse plagten, wie sie es noch immer in diesem unseligen Norden tun. Unglücklicherweise waren jene Helden, die aus solchen Kämpfen lebend hervorgingen, sehr wortkarg – außer vielleicht, wenn sie unter sich waren – darüber, wie sie es vollbracht hatten.
Kraft, das wußte ich, nützte mir nichts. Cirman, der stärkste der ganzen Schar, tauchte nie wieder aus dem versunkenen Palast des Horogat-Trolls auf. Und wurde nicht Selimn, der Klügste, stammelnd aus den Wassern des Verborgenen Kanals gezogen, um nie wieder vernünftig zu reden? Doch von Gerhelt, dem Großen, und Tressan, seinem Sohn, wird erzählt, daß sie Trolle und dergleichen vernichtet haben, und deshalb hatte ich das Gefühl, es auch zu vermögen.
… Ich begann sofort meine Ausrüstung für den Ausflug zu überprüfen. Ich hatte meine Minikamera und meinen Illuminator sowie mein Notizbuch; recht wenig von den stolzen Geraten der modernen Archäologie. Aber der Ort schien keine Schwierigkeiten zu bereiten. Alles oberirdisch und keine organische Materie, die für den Karbon-14-Test sorgfältig aufbewahrt werden mußte.
Wie es meine Gönner versprochen hatten, brachen wir am nächsten Tag auf; nicht nur wir drei, sondern zwanzig oder mehr kriegerische Raufbolde, sowie Köche, Stallknechte, Diener und so weiter. Es war sehr aufregend und mittelalterlich, Professor, aber ich fürchte, es ähnelte auch dem Blumenfest im lieben alten Edgemont – es fehlten nur ein paar halbprofesssionelle Studentenschönheiten auf Flößen. Der Zug setzte sich eine Stunde später als vorhergesehen in Marsch. (Ich glaube, es kann auch mehr gewesen sein, aber mir ist das hiesige horologische System noch nicht ganz klar. Es scheint von der Ablösung verschiedener sogenannter »Wachen« abzuhängen, die nichts mit den richtigen Wächtern auf dem Wall zu tun haben. Manche Zeitspannen sind länger als andere; offenbar dauerten die Tageswachen in der Burg, aus der das System stammte, länger als die Nachtwachen. Außerdem gab es besondere kurze »Wachen« für die Mahlzeiten.)
Aber um zu unserem Zug zurückzukehren – am Rande der Menge lauerten ein paar Lümmel, die Erdklumpen hinter dem Rücken verbargen und auf einen unbeobachteten Augenblick warteten. Vielleicht habe ich doch zu Unrecht diese Dinge vom mittelalterlichen Element getrennt. Je mehr ich darüber nachdenke, desto stärker neige ich zu der Vorstellung, daß der Schwarze Prinz oder der Cid sich völlig heimisch gefühlt hätten, als unser buntes Banner entrollt wurde und die Menge (die ganze Stadt war gekommen, um unseren Abmarsch zu sehen) ihr schwaches Wehe-wenn-du-nicht-jauchzt-Hurra rief.
Das Land, durch das wir nach dem Verlassen des Dorfes zogen, kann nur als schäbige Wildnis bezeichnet werden. Die Straße war nur eine staubige Furche, die nie ein Pflaster gekannt hatte, und an Gebäuden gab es nichts Anspruchsvolleres als armselige Holzhütten …
Wir brachen im ersten Licht auf, unsere Gesellschaft setzte sich aus meiner Person mit einigen meiner vertrauenswürdigsten Gefolgsmänner, dem Protektor mit seiner Leibwache und ein oder zwei Dienern zusammen, ein Mindestmaß an Würde, denn wir wollten einfach leben, wie es sich für diejenigen ziemt, die gegen übermenschliche Feinde zu Felde ziehen. Alle Bewohner der Festung des Protektors und viele der vornehmeren Ansässigen von Jana waren früh aufgestanden, um unseren Abmarsch zu sehen; sie brachen in lauten Jubel aus, als unser Zug aus dem Festungstor trat. Daraufhin befahl ich, das Banner der Westlichen Länder zu entrollen, was noch lauteren Jubel hervorrief.
Ich habe inzwischen häufig beobachtet, wieviel Freundschaft das Volk von Jana für uns Westländer empfindet, und wieviel Dankbarkeit für den Schutz Eurer Oberhoheit, obwohl ich den Verdacht habe, daß sie noch größer wäre, wenn ihr Protektor ihnen nicht gesagt hätte, daß der Tribut wesentlich höher ist als das, was wir in Wirklichkeit verlangen, um mehr Steuern von ihnen einzutreiben. In der Tat wäre es vielleicht
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