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Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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ihm schwer, sich für ihre Ehemänner zu begeistern. Während er sich in sein Hemd mühte, stellte er fest, daß alle Leute, mit denen sie verkehrten, Helens Freunde waren. Außerhalb des Instituts hatte er keine Freunde.
    Bill ging hinunter, sagte Hallo in der Runde und verschwand hastig in der Küche, um die Cocktails zu mixen. Er schenkte zuviel Wodka in die Martinis und mußte von mehreren Gläsern abtrinken, um Platz für den Wermut zu schaffen. Wieder im Wohnzimmer hoffte er, ein Gespräch mit Bernice oder Dottie anzuknüpfen, aber die Situation war hoffnungslos. Die Frauen waren über Helens Christbaum in Ekstase geraten, der überhaupt kein Christbaum war, sondern ein toter Ast von der Eiche im Hinterhof. Sie hatte seine knorrigen Zweige mit blauen und silbernen Kugeln sowie hier und da mit einem aerodynamisch unzulänglichen, fliegenden Engel geschmückt. Da die Frauen beschäftigt waren, mußte er sich zu Jim und Clem gesellen, die sich über die Entwicklung der Lage an der Anoakia Universität, ihrer alten Alma mater, unterhielten. Offenbar war es mit der Qualität der Fakultät und der Studentenschaft seit ihrem Abgang 1941 ständig bergab gegangen. Da Bill nie auf der Anoakia Universität gewesen war und sowieso nicht viel damit anzufangen wußte, fand er die Unterhaltung nicht gerade fesselnd. Er nippte an seinem Cocktail und betrachtete melancholisch Bernice Tuttles Knie.
    Wie aus großer Ferne hörte er, daß Helen ihn rief. »Bill, ein Anruf für dich.« Er nahm sein Glas und ging auf den Flur. Wie er erwartet hatte, war es Mac.
    »Bill, was ist deine Dispersion auf dieser Platte?«
    »Hundertneunzig Angströmeinheiten pro Millimeter.«
    »Was für eine Platte war es?«
    »IIa-O, gebrannt. Warum?«
    »Nur zur Kontrolle, sonst nichts.«
    »Du, Mac, ich habe deiner Frau erklärt, es sei meine Schuld, daß du so spät nach Hause kämst.«
    »Tatsache ist, daß ich immer noch im Institut bin.«
    »Immer noch im Institut!« Bill wurde sofort stocknüchtern. »Mac, was hast du herausgefunden?«
    »Nichts, worüber ich jetzt schon sprechen möchte. Aber ich glaube, ich komme der Sache näher.«
    »Ruf mich an …« Aber er hatte bereits aufgelegt.
    Bills Gedanken überstürzten sich. Mac hätte niemals angerufen, wenn er nicht etwas Höchstwichtigem auf der Spur war. Einem »ausschlaggebenden« Objekt, das die kosmologische Kontroverse ein für allemal entschied. Er kippte den Rest seines Drinks hinunter und schlenderte lässig in das Wohnzimmer zurück. Wie unbedeutend waren doch alle. Jim und Clem waren übereingekommen, daß Autonomie nichts für die Anoakia Uni war. Die Frauen beklagten sich über das Benehmen der Weihnachtsmänner in verschiedenen Warenhäusern. Diesen Weihnachtsmann im Bon Marché müssen sie direkt von der Schmiere geholt haben! Habt ihr seinen Atem gerochen? Und wie er mit den Kindern sprach! Man hätte wirklich meinen können, daß er König Lear spielte!
     
    Der ödeste Teil eines Abends in Hillhurst kam nach dem Essen, wenn die Gäste vollgestopft und die Cocktails nur noch eine vage Erinnerung waren. Es gab zwei Methoden, die Zeit bis zu ihrem Aufbruch zu ertragen: 1. Die Männer versammelten sich an einem Ende des Zimmers und unterhielten sich über ihre Autos und ihre Kinder, während die Frauen sich am anderen Ende zusammendrängten und sich über ihre Kleider und ihre Kinder unterhielten; oder 2. jemand zeigte Dias von seiner letzten Reise nach Hawaii im vorigen Sommer. Eine Gastgeberin hatte einmal den mutigen Versuch gemacht, dieses Schema zu durchbrechen, indem sie Auszüge aus Ovid und Chaucer verteilte, die laut vorgelesen werden sollten, aber einige Männer hatten sich dagegen gesträubt. Ein paar kühne Geister setzten freilich den Kampf fort. Als ihre Gäste sich bei Kaffee und Likör behaglich entspannten, trat Helen in die Mitte des Zimmers und klatschte in die Hände.
    »Glaubt nur nicht, daß ich euch den ganzen Abend einfach hier herumsitzen lasse«, sagte sie zu ihnen. »Wir wollen ein Spiel spielen, das Drei Antworten heißt. Einer, der sogenannte Großinquisitor, stellt die Fragen. Wir anderen geben die Antworten. Wir denken uns eine Geschichte aus, und der Großinquisitor versucht durch Fragen, sie zu entschlüsseln.«
    Dieser Verkündung folgte eine kurze Stille.
    »Klingt wie eine Volksbelustigung«, brummte Clem und klopfte die Asche von seiner Zigarre.
    Jim hob die Hand. »Frau Präsidentin, ich möchte meine Frau zum Großinquisitor ernennen. Sie

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