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Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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nicht so unwirsch zu werden. Ich darf doch fragen, oder etwa nicht?«
    »Es ist so, als wenn Hiob die Stimme im Wirbelwind gefragt hätte, wieviel Drehkraft ER habe.«
    Helen blieb noch einige Augenblicke sprachlos stehen, dann machte sie kehrt und ging langsam die Treppe hinauf. Bill wartete, bis er hörte, wie sich ihre Tür schloß. Dann knipste er das Licht aus und zog die Fenstervorhänge zurück.
    Capella stand nun hoch über dem Dunst, glänzte inmitten der Sterne des Fuhrmanns rotgolden und hell wie Ednas Haar. Plötzlich hatte Bill das intensive Gefühl, mit dem Fuhrmann identisch zu sein. Wie einsam mußte er dort oben zwischen all den Göttern und Ungeheuern sein, der einzige ohne Mythos. Hatte der alte Fuhrmann je über die Bedeutung seiner Sterne nachgedacht? Und wenn ja, wie lautete seine Antwort? Oder stellte er sich keine Fragen mehr – da die Antworten keinen Sinn ergaben?

Joanna Russ
     
    Ich gab ihr Wein und Wermut
     
    Vor vielen, vielen Jahren, lange bevor die Welt ihren heutigen Zustand erreichte, wurde von jungen Frauen erwartet, daß sie ihren Männern gehorchten; aber niemand weiß, ob sie es taten oder nicht. Zu jener Zeit trugen sie ihre Haare hochgetürmt auf ihrem Kopf. Außer diesem Gewicht schleppten sie noch Wasser in zwei Eimern an den Enden einer langen Stange; dabei rutscht man oft aus. So geschah es einer, aber sie sagte kein Wort. Sie stellte die Eimer auf den Boden, und mit zwei seitlichen Tritten – wie zwei Mazurkaschritten, hoch mit dem linken, hoch mit dem rechten Fuß – leerte sie beide. Sie beobachtete, wie das Wasser in der Erde versickerte. Dann schwang sie die Stange auf die Schulter und trug die Eimer nach Hause. Sie war gerade erst siebzehn. Ihr Mann hatte es von ihr verlangt. Sie stieß die Farmtür mit der Schulter auf und sagte:
    SIE : Hier ist dein verdammtes Wasser. ER : Wo? SIE : E S ist unter meinem gesellschaftlichen Rang, dies zu tun, und das weißt du genau. ER : D U hast keinen gesellschaftlichen Rang; den habe nur ich, denn ich bin ein Mann. SIE : Ich würde das nicht tun, wenn du ein … (Hier folgt etwas sehr Häßliches.) ER : Weib, geh mit diesen Eimern zurück. Heute abend kommt jemand. SIE : Wer? ER : Das geht dich nichts an. SIE : Schmuggler. ER : Geh! SIE : Geh zum Teufel.
    Vielleicht hatte er ein wenig Angst vor seiner zähen kleinen Frau. Sie pflegte ihn von der Treppe oder der Tür aus mit unveränderlichem Haß zu beobachten; das kommt davon, wenn man ein wildes Mädchen von den Hügeln ohne anständige Erziehung heiratet. Schläge machten sie trotzig. Sie ging zum Wasser und zurück, wobei sie ihn bei jedem Schritt zerstückelte, blondes Haar von blondem Haar trennte und seine langen Glieder brach und zerriß. Das genoß sie. Sie füllte die Wassertonne der Farm, ertappte die Magd im Heu und ohrfeigte sie und ging, den Kopf voller Mordabsichten, ins Haus. Den ganzen Tag spann sie, nähte, enthülste, mahlte, wusch, staubte ab, fegte, schichtete Feuerholz, und einmal war sie so von ihren Gedanken erfüllt, daß sie einem schon toten Huhn wütend den Hals umdrehte und brach.
    In der Nähe mancher Städte sieht man, wenn man nachts den Strand entlanggeht, zuweilen etwas Merkwürdiges: Lichter blitzen wie schwirrende Insekten über dem Wasser auf, denen andere Lichter vom Lande her antworten, und dann schaukelt etwas über die schwarzen Wellen zu einem noch schwärzeren Gewoge am äußersten Rande des Sandes. Sie treiben ihre Schmuggelgeschäfte. Die junge Frau beobachtete, wie ihr Mann in der Küche schwitzte. Es freute sie mit anzusehen, wie verzweifelt er feilschte und verlor. Die Magd beschwerte sich, daß einer der Männer sich ihr unsittlich genähert habe. Ihre Herrin beobachtete stumm aus dem Schatten neben dem großen Herd, und was sie wahrnahm, gefiel ihr immer besser. Als der letzte Mann gegangen war, schickte sie die Magd zu Bett, und während sie wie eine brave Hausfrau die Gläser und Teller abräumte und spülte, sagte sie:
    »Sie haben dich übers Ohr gehauen, wie?«
    »Halt den Mund«, sagte ihr Mann über die Schulter hinweg. Er kritzelte eifrig Kreise und Kreuze in sein Kontobuch und leckte an seinem Finger, um die Seite umzublättern.
    »Wie heißt dieser Große?« fragte sie.
    »Was geht dich das an?« sagte er scharf. Sie trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab und betrachtete ihn. Sie zog ihre Schürze und Jacke aus, streifte ihre Ringe ab; dann nahm sie die Nadeln aus ihrem schwarzen Haar. Es fiel ihr bis über

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