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Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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die Hüften herab, und zum letztenmal in dieser Geschichte stand sie inmitten einer glatten schwarzen Wolke da.
    Sie ließ eine Tasse ihren Fingern entgleiten und lächelte ihn an, als sie zerschellte. Es heißt, daß Taten lauter sprechen. Er sprang auf und schrie immer wieder »Was tust du denn!« durch die stille Küche; er schüttelte sie, bis sie mit den Zähnen klapperte.
    »Dich verlassen«, sagte sie.
    Er schlug sie. Sie stand auf und hielt sich das Kinn. Sie sagte: »Du siehst nichts. Du weißt nichts.«
    »Geh nach oben«, sagte er.
    »Du bist ein Tier«, kreischte sie, »du bist ein Narr«, und als er ihr Handgelenk ergriff, wand sie sich, um sich zu befreien. Diese Frauen müssen immer kreischen und Forderungen stellen und in allem widersprechen. Sie rauften sich von einer Seite der Küche zur anderen. Sie biß ihn in die Hand, und er heulte auf und versetzte ihrem Kopf einen seitlichen Hieb. Er nannte sie eine kleine Hure. Er versperrte die Tür und starrte sie finster an, während er seine Hand pflegte. Ihr drehte sich der Kopf. Sie lehnte sich an die Wand und nahm den Kopf in beide Hände. Dann sagte sie:
    »Du läßt mich also nicht gehen.«
    Er schwieg.
    »Du kannst mich nicht zurückhalten«, sagte sie und brach in Lachen aus, »nein, nein, das kannst du nicht«, fügte sie hinzu und schüttelte den Kopf, »das kannst du einfach nicht.« Sie blickte vor sich hin und lächelte geistesabwesend, während sie sich diese Tatsache immer wieder durch den Sinn gehen ließ. Ihr Mann rieb sich die Fingerknöchel.
    »Wenn du mich einschließt, kann ich nicht arbeiten«, sagte seine Frau und säbelte dann mit dem Messer, das sie während des letzten halben Jahres zum Gemüseschneiden benutzt hatte, an ihrem langen Haar herum. Sie nahm den ganzen Schopf in eine Hand und hackte darauf herum. Ihr Mann trat auf sie zu. Die Hände im Haar rührte sie sich nicht von der Stelle und sah ihn ernst an, während er sich, ohne sie aus den Augen zu lassen, mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr und hinter die Tür griff – er wußte, daß man eines immer noch tun kann. Seine Frau erbleichte. Sie ließ die Hände mit den herabfallenden Haarbüscheln sinken und wich langsam zur Seite, und als er hinter der Tür eine Lederknute hervorholte, die er beim Viehhüten benutzte, sie hoch in die Luft schwang und in schnalzendem Bogen auf die Stelle niedersausen ließ – an der sie gestanden hatte, aber nicht mehr stand –, hatte diese ungewöhnliche junge Frau mit einem Satz den Abstand zwischen ihnen um die Hälfte verringert und riß ihm den Peitschenstock aus der Hand. Er verlor das Gleichgewicht und fiel hin; mit boshaftem Grinsen schlug sie ihm mit dem Peitschenstock kurz und fest über den Schädel. Sie hatte all ihre Sinne beisammen, als sie über ihm stand.
    Aber sie konnte es einfach nicht fassen. Sie beugte sich über ihn, während ihr das abgeschnittene schwarze Haar ins Gesicht fiel; sie nannte ihn einen Lügner; sie sagte ihm, daß er überhaupt nicht blute. Langsam richtete sie sich auf, mit gewissem Stolz und gewisser Ehrfurcht. Du lieber Himmel! dachte sie und betrachtete ihre Hände. Sie schlug ihn, nannte ungehalten seinen Namen, aber als der gestürzte Mann sich etwas bewegte – oder sie das wenigstens vermeinte –, lief ihr ein Schauder über den Rücken bis hinauf zum Kopf, eine Art lautloses Frösteln, und sie schnellte, das Gemüsemesser dort vom Boden aufraffend, wo sie es hatte fallen lassen, wie ein Pfeil vom Bogen in die Nacht, die rings um das Haus darauf wartete, sie zu verschlingen.
    Bäume reißen nicht ihre Wurzeln aus und wandern umher, auch ist die Nacht nicht mit Augen besät. Steine können nicht sprechen. Freilich stellt die Neuheit die Welt auf den Kopf. Die junge Frau war verängstigt, begeistert und hilflosem Lachen ausgeliefert. Die Bäume zu beiden Seiten des Pfades sahen sie einen Augenblick in wilder Eile aus der Dunkelheit auftauchen, starr wie eine Statue. Dann zickzackte sie zwischen den Baumstämmen hindurch und schwang sich über den Rand der Klippe ins Meer.
    Auf der ganzen ausgedehnten Landzunge brannte kein Licht. Das Schiff lag noch vor Anker, aber weit draußen, und auf der Linie, an der Wasser und Luft ineinander übergingen und die einem Neunauge oder einer Muräne unter einem Felsen glich, sah sie eine Reihe gelber Punkte auf der Oberfläche erscheinen: eins, zwei, drei, vier. Sie hatten ihr Geschäft beendet. Hastig und außer Atem tauchte sie unter den Schatten jenes

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