Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5
Autoren: Damon Knight
Vom Netzwerk:
ihnen nieder und küßte den Nacken seines Vaters und den Mund seiner Mutter. Siss breitete ihre Arme aus und umarmte auch ihren Sohn.
    Und Adam fragte, sein Gesicht an die Wange seiner Mutter geschmiegt, die feucht und warm war: »Ist das Liebe?«
    Und seine Mutter antwortete: »Ja, Liebling«, und sein Vater sagte etwas außer Atem: »Das ist alles, was es nur gibt, mein Sohn!«
    Adam langte nach den Beeren und steckte eine in den Mund seiner Mutter und eine in den seines Vaters und eine in seinen eigenen. Dann lief er hinüber und gab dem Baby auch eine.

Harlan Ellison
 
Zerbrochen wie ein gläsernes Flaschenteufelchen
     
    Dort war es, wo Rudy sie fand, acht Monate später; in jenem weiten und häßlichen Haus in einer Seitenstraße der Western Avenue in Los Angeles. Sie lebte mit ihnen, mit ihnen allen, nicht nur mit Jonah, sondern eben mit allen.
    Es war November in Los Angeles, bald Sonnenuntergang, und es war selbst für den Herbst unerwartet kalt in dieser immer sonnennahen Stadt. Er kam auf dem Bürgersteig daher und hielt an vor dem Haus. Es war barbarisch häßlich, mit halbgeschnittenem Gras, und der eingerostete Rasenmäher stand inmitten einer unbeendeten Schwade. Geschnittenes Gras, wie eine demonstrierende Geste gegenüber den beleidigten Bewohnern der zwei Balkon-Apartmenthäuser, die auf beiden Seiten über das hingeduckte Gebäude hinausragten. (Aber wie seltsam … die Apartmenthäuser waren höher, das alte Haus kauerte sich zwischen ihnen nieder, aber es schien sie zu beherrschen. Wie merkwürdig.)
    Pappendeckel verschlossen die oberen Fenster.
    Ein Kinderwagen lag umgeworfen auf dem Zugang.
    Die Haustür schmückten Schnitzereien.
    Dunkelheit schien schwer zu atmen.
    Rudy verrutschte den Campingbeutel auf seiner Schulter etwas. Er fürchtete sich vor dem Haus. Er atmete ziemlich schwer, als er da so stand, und ein Angstgefühl, das er nie hätte beschreiben können, zog seine dicken Muskeln beiderseits der Schulterblätter zusammen. Er sah auf und lenkte seinen Blick in alle Richtungen des dunkelnden Himmels, als suchte er einen Ausweg, aber er konnte nur vorwärts gehen. Kristina war dort drinnen.
    Ein anderes Mädchen öffnete die Tür.
    Sie sah ihn wortlos an, ihr langes blondes Haar verdeckte halb ihr Gesicht, das aus einem Schleier von Clairol und Schmutz hervorlugte.
    Als er das zweite Mal nach Kris fragte, leckte sie ihre Lippen in den Mundwinkeln, und ein Muskelzucken schnickte über ihre Wange. Rudy setzte den Kleidersack mit einem Bums auf den Boden. »Kris, bitte«, sagte er, jetzt drängender.
    Das blonde Mädchen drehte sich um und verschwand in den düsteren Fluren des schrecklichen alten Hauses. Rudy stand im offenen Hauseingang, und plötzlich, als ob das blonde Mädchen eine Schranke dazu gebildet hatte, die mit ihrem Verschwinden gefallen war, traf es ihn wie ein Schlag ins Gesicht, als ihn eine Welle von stechendem Geruch umbrandete. Es war Marihuana.
    Er inhalierte impulsiv, und in seinem Kopf drehte sich alles. Er ging einen Schritt zurück in die letzten paar Sonnenstrahlen, die über das Balkon-Apartmenthaus herübergelangten, und dann war es vorbei, doch er war noch immer benommen und ging vorwärts, den Kleidersack hinter sich herziehend.
    Er erinnerte sich nicht, die Haustür geschlossen zu haben, aber als er etwas später danach schaute, war sie hinter ihm geschlossen.
    Er fand Kris im dritten Stock, gegen die Wand einer dunklen Kammer gelehnt. Die linke Hand streichelte ein blaß-rosa zerzaustes Kaninchen, die rechte am Mund, den kleinen Finger gekrümmt, Daumen und Ringfinger halb verborgen, als ob sie die letzten Wunder eines Joint einsauge. Die Kammer beherbergte eine grenzenlose Vielfalt von Gerüchen – dreckigschweißige Socken, so stechend wie Hammelbraten, Wildlederjacken, auf denen der Regen zu Stockflecken eingetrocknet war, ein Mop, der sich in seinem Odeur von altem, zu Dreck verhärtetem Staub gefiel; all das eingemantelt in Tabaksrauch, dessen Geruch ihr schon lange anhing, keiner wußte, wie lange – aber es stand ihr. So gut wie es ihr eben stehen konnte.
    »Kris?«
    Langsam nahm sie ihren Kopf hoch, und sie sah ihn. Einiges später kapierte sie und fixierte ihn, und sie begann zu weinen. »Geh weg.«
    In der transparenten Stille des flüsternden Hauses, hinter und über ihm in der Dunkelheit, hörte Rudy das jähe Geräusch von Lederschwingen, die sekundenlang wütend schlugen, dann nichts.
    Rudy kauerte neben ihr nieder, das Herz in seiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher