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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5
Autoren: Damon Knight
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vorgekommen wie das Kreischen von Mäusen, die in Stücke zerrissen werden. Katzen waren im Haus.
    Er wußte nicht, warum er hier war, außer daß er nicht verstand, warum sie bleiben wollte. Sein Kopf brummte immerzu, und manchmal fühlte er, wenn er genau das richtige Wort fände, es auf die richtige Art sagen könnte, würde Kris mit ihm weggehen. Er begann eine Abneigung gegen das Licht zu entwickeln. Es tat seinen Augen weh.
    Niemand sprach sehr viel zum anderen. Es war ein ständiger Kampf, high zu bleiben, die Gruppe so hoch in Stimmung zu halten wie möglich. In diesem Sinne sorgten sie füreinander.
    Und Rudy wurde ihre einzige Verbindung nach draußen. Er hatte einigen Leuten geschrieben – seinen Eltern, einem Freund, einer Bank, noch irgend jemandem –, und so kam jetzt etwas Geld rein. Nicht viel, aber genug, um Essensvorräte zu halten und die Miete zu zahlen. Aber er bestand darauf, daß Kris nett zu ihm sein sollte.
    Sie bearbeiteten sie alle, nett zu ihm zu sein, und sie schlief mit ihm in dem kleinen Zimmer im zweiten Stock, wo Rudy seine Zeitungen und seinen Kleidersack deponiert hatte. Die meiste Zeit am Tag lag er dort, wenn er nicht aus war zu Besorgungen für The Hill, und er las die kleineren Artikel über Zugunglücke und über Überfälle in den Vorstädten. Und Kris kam zu ihm, und sie liebten sich.
    Eines Abends überredete sie ihn, daß er »es machen« solle, aber mit einer starken Portion Acid, und er ließ die zwei Zuckerwürfel auf der Zunge zergehen, und sie war langgezogen wie Sahnekaramelle auf sechs Meilen. Er selbst war ein dünner elektrisch geladener Kupferdraht, und er bohrte in ihr Fleisch. Sie zuckte von dem Strom, der durch ihn floß und wurde dann geschmeidiger. Er sank tiefer durch das Weiche und beobachtete aufmerksam den versponnenen Holzmaserungseffekt, den ihre Tränentropfen erzeugten, als sie in den Nebel um ihn herum aufstiegen. Er trieb langsam hinab, sich drehend und wieder drehend, gehalten von einem Flüstern in Blau, das wie ein Spinnweb aus seinem Körper kam. Das Geräusch ihres Atmens in der feuchten, mit Kristallsäulen bestandenen Höhlung, die tiefer und tiefer sank, war das Geräusch der Wände selbst, und als er diese mit seinen warmen metallnen Fingerspitzen berührte, atmete sie tief ein, die Luft in seiner Umgebung aufwirbelnd; er sank weiter hinab, dabei langsam in einem Schleier moschusartiger Ungebundenheit sich wendend.
    Ein beharrliches Klopfen war irgendwo unter ihm, er hatte Angst davor, während er hinabsank; irgend etwas, das bedroht schien zu zersplittern, jammerte feinstimmig. Panische Angst ergriff ihn, beutelte ihn, seine Kehle schnürte sich zu, er versuchte den Schleier zu greifen, aber der zerriß in seinen Händen, dann kam er ins Fallen, schneller jetzt, viel schneller, und er hatte Angst, Angst!
    Veilchenblaue Explosionen überall um ihn herum und das Kreischen von irgend etwas, das ihn wollte, was ihn suchte und tief im Schlund eines Tieres sich wand, das er nicht benennen konnte. Er hörte sie rufen, hörte sie jaulen und unter ihm aufschlagen, und ein fürchterlich vernichtendes Gefühl in ihm …
    Und dann herrschte Ruhe.
    Das dauerte einen Moment lang.
    Dann kam zarte Musik auf, die nichts als Entspannung forderte. So lagen sie da, aneinandergeschmiegt, in der Schwüle der kleinen Kammer, und sie schliefen stundenlang.
    Danach ging Rudy selten hinaus ans Licht. Er besorgte die Einkäufe abends, trug dabei Sonnengläser. Er leerte die Mülleimer nachts, und er scheuerte den Hauseingang, und schnitt den Rasen mit einer Gartenschere, weil der Rasenmäher mit seinem Lärm die Bewohner der Balkonapartments verärgert haben würde, die sich so nicht weiter beschwerten, weil nur selten noch ein Geräusch von The Hill vernommen wurde.
    Er stellte auf einmal fest, daß er einige der elf jungen Leute, die in The Hill wohnten, schon lange nicht mehr gesehen hatte. Aber die Geräusche über und unter ihm und rundherum im Haus wurden häufiger.
    Rudys Kleider waren ihm jetzt zu weit. Er trug nur noch eine Unterhose. Seine Hände und Füße waren verschorft. Die Knöchel seiner Finger waren geschwollen, vom harten Aufschlagen, und sie waren ständig entzündlich blutig gerötet.
    Sein Kopf brummte dauernd. Der dünne fortwährende Tabakgeruch war in die Holzwände und ins Gebälk eingezogen. Er las die ganze Zeit Zeitungen, alte Zeitungen, deren Artikel seinem Gedächtnis eingelagert waren. Er erinnerte sich an einen Job als
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