Damon Knights Collection 5
im Teich beobachten oder einen erblühenden Krokus. Jemand hat von ihm Nacktaufnahmen gemacht und sie heimlich verkauft. Der Mann im gelblich-braunen Überzieher kaufte ein Fünferset, aber an jenem Tage, als das Geschöpf einen Klimmzug an einem Ast seines Gingkobaumes macht, trifft er die Frau nicht vor dem Käfig des Tieres. Wenn er hier wäre, würde sie vielleicht dem Mann in dem gelblich-braunen Überzieher einige Aufmerksamkeit schenken, mehr als sie gewöhnlich tun würde. Alles ist physisch geworden, und sogar unter ihren Mänteln hätten sie gefühlt, daß sie körperlich existent waren.
Keiner von ihnen hat bereits die Einladung zu der Party erhalten, die die Unterbringung des Tieres im Park feiern soll. Man hat den Termin verschoben in der Hoffnung, daß es in der nächsten Woche – oder auch in zwei Wochen – schöneres Wetter geben werde. Die Jäger und die Wärter werden dasein, ebenso die meisten Leute aus nahe gelegenen Apartments wie den Century Arms. Man glaubt, daß das Tier vielleicht bei dieser Gelegenheit einige wertvolle Hinweise auf die Beschaffenheit zivilisierten Benehmens auflesen wird, obwohl man ihm natürlich keine Schuld geben kann an den beiden Todesfällen, die bei seiner Gefangennahme vorkamen. Einige Städter haben sich gefragt, was sich wohl zu jenem Zeitpunkt ereignet hätte, wäre es von anderen Städtern als den Jägern gefangen worden, wären zum Beispiel die Behavioristen als erste auf es gestoßen. Einige der Wärter – sie selbst und auch andere haben es liebgewonnen – bestreiten, daß es auch dann Tote gegeben hätte, andere indessen sagen, daß es sich mehr als einmal in Wut gegen sie gewandt habe, es gelang ihnen zwar, ihm rechtzeitig zu entkommen, aber sie bezweifeln, daß das lediglich drohende Gesten waren.
Doch plötzlich, bevor die Einladungen verschickt werden können, entkommt das Tier. Keiner kann sich erklären, wie. Nachts kommt ein Polizist, um dann und wann zu kontrollieren. Die Lichter im Park brennen Tag und Nacht, und trotzdem ist es entflohen. Vier Meldungen über Vergewaltigungen gehen in jener Nacht ein, und weiß der Himmel, sagen die Städter, wie viele nicht gemeldet werden. Man kann nicht sicher sagen, wer sie beging. (Es ist bereits viel nachgedacht worden über eine mögliche Tierfrau oder Frauen, seine Tierkinder, vielleicht ganze Siedlungen von Tieren, die in Verstecken unter Wurzeln von umgestürzten Bäumen leben, eingemummt in rauhe Felle und verlaust. Vielleicht leben sie in Rudeln. Auf jeden Fall könnte es gut sein, daß die Frauen der Städter ihm außergewöhnlich verlockend erschienen, oder vielleicht ist es nur seine hervorragende physische Verfassung oder seine tierische Natur, aber dann ist es vielleicht überhaupt nicht verantwortlich für die Vergewaltigungen.)
Einmal war die Frau am späten Nachmittag erschienen und hatte ›Apartment 5 A‹ geflüstert, als ob es durch ein Wunder fünf Stockwerke hoch durch ihr offenes Fenster kommen könnte. Viele Städter haben übertriebene Vorstellungen von den Fähigkeiten des Tieres, aber dennoch, es ist wunderbarerweise entflohen, niemand kann sagen, wie. Vielleicht haben sich seine Gedanken, als es sich am Morgen rasierte, der Funktionsweise von Türen und Schlössern zugewandt, und vielleicht hatte ihm die Frau einen Dietrich dagelassen oder einen durch das Drahtgeflecht fallen lassen, wo es ihn hatte auffangen können. Vielleicht paßte der Schlüssel zu ihrem Apartment durch einen seltsamen Zufall auch in das Schloß seines Käfigs.
Und gewiß, in diesen Mondscheinnächten hätte die Frau gerne die Liebe auf einem höheren Niveau wiedererfunden, hätte sie gerne ihre vielen Seiten betrachtet und jene ausgewählt, die von allen am ehesten versprachen, auf die längste Dauer zu befriedigen. Und angenommen, es sollten auch Gedanken an den neuen Menschen oder eine neue Menschheit vorhanden sein? Eine neue Bewegung, deren Führer das Tier sein mochte, und sie konnte die Rolle der Schwester des Tieres spielen, eine Stellung ohne emotionale Gefahren, in der sie sich einen gewissen Grad an Nähe erlauben dürfte, während sie darauf warten würde, daß eine Art rituelles Opfer stattfände. Und sie wünscht auch für sich selbst Liebesprüfungen, die sie durchstehen muß, und eine Zeit des Fastens, ein Aufbauen von Körperkraft und geistigen Fähigkeiten, Möglichkeiten, um sich selbst vorzubereiten, während sie auf sein Liebespfand wartet, auf einen abgehauenen Finger, ein Ohr oder
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