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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5
Autoren: Damon Knight
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eine Zehe? Wer weiß, welche Riten es vollzieht?
    Man fand es zehn Tage später, als es einen Hamburger und Pommes frites in einem kleinen Speiselokal in einer entfernten Stadt aß, es trug eine Astrachan-Fellmütze, eine Sonnenbrille und rauchte Marlboros. Es leistete bei seiner abermaligen Gefangennahme keinen Widerstand und wurde ohne Zwischenfälle im Taxi zum Flughafen gebracht. Eine einwandfreie Identifikation war nicht schwer, obwohl es seinen Namen geändert hatte und viele neue Eigenwilligkeiten angenommen hatte.
    Ein doppeltes Schloß wird an seiner Tür angebracht und eine Wache davorgestellt, die die Städter warnen soll, nicht zu nahe zu kommen. Man fühlt, daß neue Hobbies gefunden werden müssen, um seine Zeit auszufüllen. Jemand hat ein altes Pianino beigesteuert, andere haben die Zeitschriften des vergangenen Monats, Farbkasten, Farbstifte, ein Banjo gebracht. Es herrscht eine allgemeine Übereinstimmung unter den Städtern, daß in jedermanns Leben eine Zeit kommt, wo neue Entscheidungen getroffen, neue Richtungen eingeschlagen, neue Beschlüsse formuliert werden müssen. Die Städter erkennen diese Phase, als sie in den Handlungen und Haltungen des Tieres manifest wird. Immerhin ist es, so schätzen sie, ungefähr in dem Alter, in dem eine solche Wandlung angebracht ist, und es muß in irgendeiner unbestimmten, eigenen Art und Weise verstehen, daß es trotz seiner wunderbaren körperlichen Verfassung den Höhepunkt seiner Kräfte überschritten hat. Und so beobachten sie, wie ein neues Sich-selbst-bewußt-Werden in ihm aufblüht, zusammen mit neuer Großzügigkeit und neuer Unzufriedenheit. Sicherlich fragt es sich nicht nur, was das Ziel des Lebens sei, sondern genauer, was es zum Ziel seines eigenen Lebens machen soll. Nun ersinnt es neue Vergnügungen und gibt alte auf. Es dreht sich langsam zur Musik der von den Städtern meistgeliebten, längst verstorbenen Komponisten. Es tanzt mit geschlossenen Augen. Es tippt an das Drahtgeflecht. Es scheint Kontrapunkt und Fuge zu verstehen oder wenigstens darauf zu reagieren. Es erhält eine Tageszeitung und eine ganze Menge Post. Es schreibt: einst kroch ich, von Flöhen zerstochen, aß rohe Wurzeln. Einst hatte ich nie von Hemdschößen gehört, von Socken und Krawattennadeln. Ich schlief auf Farn.
    Inzwischen ist es der einundfünfzigste Tag des Tieres.
    Es schreibt Gedichte auf die Weizenflockenpackung und auf alte Umschläge, aber zu dieser Jahreszeit laufen die jüngeren Städter Rollschuhe im Park. Das Geräusch der Rollen stört das Tier, wenn es dasitzt und darüber nachdenkt, was es als nächstes niederschreiben soll oder wenn es ein Buch über Stil studiert. Es hat eine Liste mit Substantiven, die Bewegung ausdrücken, und eine Notiz, die es daran erinnert, nach einem langen einen kurzen Satz zu setzen. Kürzlich hat es die Rolle des Geheimnisses in Dichtung jeder Art studiert, aber jetzt, wahrscheinlich wegen eines besonderen Gefühls für die Dame mit den Hunden, und da es ihre Adresse von früher kennt, schreibt es: Liebe gnädige Frau, ich muß mich für die Nacht des 2. April 1969 entschuldigen. Sie ist nicht sicher, weswegen es sich entschuldigt, obwohl es für sie keine so erfüllte Nacht war, wie es sie für das Tier gewesen sein mag.
    Es hat bereits zwei Cocktailparties zu seinen Ehren besucht und einen literarischen Tee, und es ist ohne Klagen in seinen Käfig zurückgekehrt. Die Extrawache kann bald zurückgezogen werden. Jemand hat ihm eine gelblichbraune Kordsamtjacke gegeben mit Lederflecken auf den Ellenbogen. Viele Städter fanden es außerordentlich attraktiv, besonders in einem Gesellschaftsanzug. Die Kombination von diesem zerfurchten, ja gefährlich aussehenden Gesicht, den weißen Zähnen mit einem gut geschnittenen Jackett, einem Martiniglas gekonnt gehalten und einer Spur ursprünglicher Scheu ergeben eine unwiderstehliche Mischung, und keiner der männlichen Städter macht seiner Frau Vorwürfe wegen ihrer Empfänglichkeit. Eine Frau hat ihm drei Flaschen Champagner geschickt, eine andere eine Wildlederjacke und einen importierten Schuhlöffel. Eine hat ihm einen Pullover gestrickt, den es sicher gut brauchen kann, da die Heizung in seiner Höhle nicht besonders gut ist und die imitierte Steintür nie gut geschlossen hat. Es hätte gerne eine heizbare Decke gehabt, die nicht sehr viel teurer als der Champagner gewesen wäre, aber es weiß sicher, daß es in seiner Lage nicht wählen kann.
    Eine Frau hat gefragt, ob es
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