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Damon Knights Collection 6

Damon Knights Collection 6

Titel: Damon Knights Collection 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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den Mann mit klaren, schwarzen Augen. Ein tiefes, purrendes Geräusch kam von seinen großmuschligen, spitzen Ohren. Dann wandte es sich ab und blickte in der Halle umher, seine großen Ohren schnickten dabei mal in diese, mal in jene Richtung. Vom anderen Ende des Saals warf ein Kellner strenge Blicke in ihre Richtung und kam auf sie zugelaufen. Als er nur noch drei Tische von Hedrigs entfernt war, hielt er an, schien durcheinandergebracht, und sah ganz wie jemand aus, der vergessen hat, was er eigentlich wollte. Der Kellner schüttelte verwirrt den Kopf und wandte sich um, um zur Theke zurückzugehen.
    »Guter Kerl«, murmelte Hedrigs. Heute abend hatte er keine Lust, mit irgend jemandem über die Anwesenheit seines Haustiers im Lokal zu streiten. Svir war noch einmal auf einen Tanz gegangen, bevor er morgen die Seereise antrat. Tanz – ha! Er wußte, er würde lediglich zusammengesunken herumsitzen bis zur Sperrstunde. Zum tausendsten Mal verfluchte er sein Pech. Wer hätte gedacht, daß sein Arbeitsthema es er fordern würde, den ganzen langen Weg nach Crownes se zu machen? In dieser Jahreszeit waren das mehr als zehn Seereisetage, es sei denn, man konnte sich ein Gleitbootticket leisten – was er natürlich nicht konnte.
    Die Halle füllte sich jetzt, aber als er so umherblick te, fühlte Hedrigs mit kränklichem Selbstmitleid, daß er diesen Abend nicht den Mut haben würde, die Tische abzuklappern, um unbegleitete Mädchen aufzufordern. Er ließ sich lässig in die Lehne zurückfallen und setzte entschlossen an, sein Glas in einem Zug zu leeren.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?« Die sanfte Stimme kam von hinten oben. Hedrigs verschluckte sich ziemlich an seinem Bier und spritzte das Zeug in alle Richtungen. Der Hustenanfall gab ihm Gelegenheit zu sehen, daß die Sprecherin ebenso anziehend war wie ihre Stimme.
    »Bitte sehr!« Er keuchte gequält und versuchte wieder etwas Haltung einzunehmen. »Fräulein …?«
    »Tatja Grimm.« Das Wunder ließ sich auf dem Stuhl neben ihm nieder und stellte sein Glas auf den Tisch nahe Anchos rechter Vorderpfote. Svir merkte, wie er sie anglotzte. Er hatte die ganze Zeit Tagträu men von Begegnungen wie dieser nachgehangen, aber jetzt, wo er mit der Realität konfrontiert wurde, wußte er nicht, was er tun oder sagen sollte. Tatja Grimm war sicher nicht hübsch: sie war schön, schön in einer besonders wunderbaren Weise. Aus der Ferne hätte sie wie ein schlankes Mädchen mit einer trefflichen Figur und rötlichbraunem Haar gewirkt. Aber Tatja Grimm war mehr als sechs Fuß groß, fast so groß wie Hedrigs selbst. Ihre Hände waren schmal und zart – und größer als die Hände der meisten Männer. Aber das Einnehmendste an ihr waren das ehrliche Interesse und die Intelligenz, die aus ihren graugrünen Augen sprachen. Sie war an ihm interessiert.
    »Und Ihr Name?« strahlte Tatja ihn an.
    In seinem Kopf fing es an zu kreisen, und Svir erinnerte sich an seinen Namen: »Svir Hedrigs.«
    Tatja nibbelte Svirs Tier im Nacken. »Und das«, sagte Svir, froh etwas zu sagen gefunden zu haben, »ist Ancho.«
    »Ein Dorfox? Sie sind schrecklich selten, nicht wahr?«
    »O ja. Nur wenige können eine Ozeanreise überleben.«
    Tatja spielte einige Sekunden mit Ancho. Der Dorfox reagierte mit einem zufriedenen Summen. Das weibliche Wesen war akzeptiert.
    Hedrigs’ Hoffnungen wurden fast ebenso schnell zerschlagen, wie sie in ihm aufgekommen waren. Drei Männer kamen an den Tisch und setzten sich, ohne ein Wort an Svir zu richten.
    »Fräulein Grimm, haben Sie …?« fing einer an. Dann bemerkte er den Dorfox. Die Neuankömmlinge saßen schweigend und beobachteten sie und das Tier. Svir kam nicht klar, was hier gespielt wurde, aber es interessierte ihn jetzt auch nicht weiter. Es gab hier offensichtlich mehr Konkurrenz, als er bewältigen konnte.
    Tatja Grimm blickte vom Dorfox auf. »Männer, das ist Svir Hedrigs. Svir, das sind Brailly Tounse, Rey Guille und Kederichi Maccioso, respektive Chefkor rektor, Literaturredakteur und Schiffskapitän des Fantasie Magazine. Ich selbst bin Redakteur für den naturwissenschaftlichen Bereich.«
    Zur Hölle, dachte Svir. Ihm war klar, daß man ihn hinters Licht führen wollte. Svir war von Natur aus ein leichtgläubiger Mensch. Einmal, genau in diesem Lokal, war es einigen armseligen Fischern gelungen, ihn glauben zu machen, sie wären die Mannschaft eines Heißluftballons. Seither war er immer auf der Hut gewesen. Es sprachen mehrere gute

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